Dortmund. . Die Ausstellung „Schichtwechsel“ im Fußballmuseum zeigt ein MSV-Trikot. Als Symbol für das hart verteidigende Spiel im Revier.
Heute haben Bundesliga-Trainer ja eigene Taktik-Assistenten, 1963 hatten sie aber auch schon einen meterhohen Stapel alter Kicker-Hefte. So erinnert sich zumindest Trainer Rudi Gutendorf an das Geschäftszimmer des MSV im Jahr 1963, als der Meidericher Spielverein 02 e.V. Duisburg etwas überraschend aus der Oberliga West in die neu gegründete Bundesliga übernommen wurde.
Ansonsten konnte Trainer Gutendorf auch noch hilfesuchend „alte verstaubte Chroniken“ aufschlagen oder beim Blick aus dem Fenster („künstliche Berge aus tot-schwarz schimmernder Asche“) wenigstens daran erinnert werden, worum es hier eigentlich ging: Maloche, Maloche, Maloche. Doch dazu später mehr.
Blau-weiß gestreiftes Zebra
In der Sonderausstellung „Schichtwechsel“ im Deutschen Fußball-Museum in Dortmund, die den Zusammenhängen zwischen Bergbau und Fußball nachgeht, hängt nun eines der Trikots von damals. Mit den berühmten blau-weißen Zebrastreifen, die der Verein trägt seit 1908. Individualisiert ist es nicht, das gab es damals noch nicht, aber natürlich könnte es stammen von damaligen MSV-Kickern wie Helmut Rahn, vorher Essen, oder Eia Krämer, später Bochum.
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Das Trikot ist eine Leihgabe der Fan-Initiative „MSV-Archiv“ und steht hier in Dortmund für ein Jahrzehnt des Niedergangs im Revierfußball – Verzeihung, ihr Duisburger. Noch im Jahrzehnt davor waren Essen, Dortmund und Schalke in Deutschland obenauf, parallel zum Wirtschaftswunder kamen deutsche Meister aus dem Pott.
Aber ach: Jetzt „ist die Zeit der Bundesliga-Gründung, der deutsche Fußball geht den Weg der Professionalisierung“, sagt Ausstellungskurator Malte von Pidoll: „Im Ruhrgebiet ist es eher umgekehrt, die Bergbaukrise schlägt durch.“ Die erste Stilllegung einer großen Zeche ist dann auch die von „Friedrich Thyssen 4/8“ gewesen – in Hamborn, nicht allzu weit entfernt von Meiderich. Vor allem viele kleinere Ruhrgebiets-Vereine verlieren in jenen Jahren den Geldgeber Zeche und gehen unter.
MSV Duisburg wird sensationell Zweiter
Und der MSV? Wird sensationell Zweiter im ersten Bundesligajahr, kann den Erfolg jedoch nie wiederholen. Dennoch bleibt von dieser Mannschaft noch etwas anderes: „Sie prägte das Klischee, welches dem Ruhrgebietsfußball angeheftet wird“, sagt von Pidoll. Und schuf damit eine Legende, ohne es zu wollen. Denn die Schalker der 30er-Jahre, die Borussen der 50er, das waren durchaus spielstarke Mannschaften – siehe auch „Schalker Kreisel“.
Die Duisburger spielten in jenen Jahren anders. Sagen wir es so: Am Ende der ersten Saison trug Rudi Gutendorf den Spitznamen „Riegel-Rudi“, und den hatte er sich verdient. Sie standen hinten drin, rackerten, kämpften und grätschten. „Das Klischee einer mit Mann und Maus verteidigenden Mannschaft, das Klischee des Underdogs“ übertrug sich für Jahrzehnte auf den Fußball der Region: Schönspieler nicht, Grasfresser will man hier sehen.
„Hartnäckig hält sich der Mythos vom erdigen Malocherkick“, schreibt Hartmut Hering in „Das Land der tausend Derbys“: „Von ,Hauptsache Einsatz’ und ,Kommando Blutgrätsche’, von Zuschauern, die keine Laumänner, sondern ,hatte Abait’ sehen wollen, von Spielern, die ihrem Verein treu sind wie Eisen.“ Seien wir mal ehrlich: Das Klischee ist so schlecht nicht. Danke, MSV.