Dortmund. . Zwei Kutten in der Ausstellung „Schichtwechsel“ erinnern an den Beginn der organisierten Fan-Kultur im Revier.

Als der VfL Bochum 1968 erstmals ins Pokalfinale kam, da folgten ihm unglaubliche 15 000 Menschen zum Spielort Ludwigshafen: vor allem spontan begeisterte, die bis dahin wenig Verbindung hatten zu Fußball, Stadion und VfL. An jenem Sonntag soll in den Köpfen der Offiziellen die Idee geboren sein, eine Fan-Szene zu organisieren. „Unser Ziel war es, die Leute auch in schlechten Zeiten bei der Stange zu halten“, erinnert sich der damalige Pressesprecher Wolfgang Hellmich.

Daraus entstanden 1972 die „Bochumer Jungen“. Der älteste offizielle, von seinem Verein anerkannte Fan-Club im Revier, der übers Vereinsgeschehen informierte oder Stammtische mit Spielern organisierte. Auf ein Bier mit Hans Walitza!

Zwei Kutten der „Bochumer Jungen“ hängen nun in der Ausstellung „Schichtwechsel“ im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund. Vereinsembleme sind aufgenäht, auch anderer Vereine, aber auch Totenköpfe oder ein entschiedenes „Tod dem F.C.!“ Im Zeitalter der Fanshops sieht man solche Kutten nur noch selten, doch in den 70er- und 80er-Jahren waren sie in der Kurve weit verbreitet: Fanartikel, selbst gemacht.

Aber natürlich hängen die Kutten im Fußballmuseum nicht wegen der „Bochumer Jungen“. Sondern wegen der Fan-Szene überhaupt im Ruhrgebiet, die speziell ist: nämlich „sehr intensiv und vielfältig“, wie Ausstellungskurator Malte von Pidoll sagt. Der Grund liegt auf der Hand: Viele Städte, viele Vereine auf sehr engem Raum steigern die liebe Rivalität. Auf 60 Kilometern Länge liegen sieben (Ex-)Bundesligastadien: Dortmund, Bochum, Wattenscheid, Gelsenkirchen, Essen, Oberhausen, Duisburg. Auf relativ hohem Niveau kommt es regelmäßig zu Derbys: „Im Land der tausend Derbys“ heißt ein aktuelles Buch.

Und die Bochumer Jungen? Gibt es noch. Als einer von ihnen gerade Vater einer Tochter geworden war, spielte Bochum gleichzeitig gegen Nürnberg. Natürlich erzählte Papa dem Kind, wie das Spiel so lief . . .