Ruhrgebiet. Auf dem Kahlen Asten zeigte das Thermometer minus 15 Grad. Wir erklären, wie Sie sich auf die Kälte vorbereiten und was gefährlich werden kann.
Es ist die kälteste Woche des Winters. Minus 15 Grad auf dem Kahlen Asten: So kalt wie in der Nacht zu Dienstag war es bisher in NRW im gesamten Winter nicht, auch im Flachland wurden Minusrekorde für diesen Winter gemessen. "In Bad Lippspringe wurden beispielsweise minus 13 Grad erreicht", sagte ein Sprecher des DWD.
In der Messstation in Kleve am Niederrhein registrierte der DWD in der Nacht zu Dienstag minus 7 Grad, am Düsseldorfer Flughafen betrug die tiefste Temperatur in der Nacht minus 9 Grad. Im Ruhrgebiet bewegten sich die Temperaturen bei minus 8 bis minus 10 Grad. Die Werte im Einzelnen: Duisburg und Essen minus 8 Grad, Bochum minus 9 Grad und der Temperaturfühler in Dortmund-Wickede zeigt sogar minus 10 Grad. In Brilon im Sauerland sanken die Temperaturen sogar auf bis zu minus 14 Grad, in Lüdenscheid war es bis zu minus 12 Grad kalt.
Die Aachener Polizei hat in der Nacht Obdachlose aus der klirrenden Kälte geholt und ins Warme gebracht. Die Beamten seien mit einem Mannschaftswagen zu den bekannten Orten im Stadtgebiet gefahren, an denen sich die wohnsitzlosen Menschen erfahrungsgemäß aufhalten. Diese hätten das Angebot bei eisigen Minustemperaturen gerne angenommen und könnten auch die kommenden Nächte in der Unterkunft verbringen.
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Bereits am Montag hatten verschiedene Städte in Nordrhein-Westfalen mitgeteilt, zusätzliche Unterkünfte für Obdachlose bereitzustellen. Auch in U-Bahn-Stationen in Köln oder Duisburg können hilfebedürftige Menschen nachts unterkommen.
Für die Nacht von Dienstag auf Mittwoch rechnet der DWD damit, dass es noch einmal kälter wird. Grund dafür ist, dass der Himmel aufklaren soll. Die Temperaturen fallen demnach auf bis zu minus 16 Grad. Es soll die kälteste Nacht werden.
Wir erklären, welche Auswirkungen das hat und was Sie beachten sollten.
Der Mann unter der Brücke
„Es muss niemand in Bottrop auf der Straße leben. Es sei denn, er oder sie wollen das so“, sagt Sozialamtsleiter Peter Sommer. So heißt es auch in den anderen Städten des Ruhrgebiets. Doch um zwei Obdachlose, die auch im härtesten Frost draußen übernachten, machen sich etwa die Helfer in Mülheim Sorgen. Ein Mann schläft unter einer Brücke nahe der Innenstadt, wozu schon häufiger Hinweise von Bürgern kamen. „Unsere Streetworker gehen dort oft vorbei“, versichert Andrea Krause von der Diakonie. Erst am Montag war einer bei dem Mann unter der Brücke. Aber er lässt sich nicht zum Umzug bewegen.
Die richtige Kleidung
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Ja, es klingt banal, aber ziehen Sie sich warm an. Dicke Jacke ist Pflicht, festes Schuhwerk eine Selbstverständlichkeit, lange Unterwäsche nicht verkehrt, Mütze zu empfehlen. Obwohl es ein Mythos ist, dass die meiste Wärme über den Kopf entweicht. Es sind nach neueren Experimenten etwa zehn Prozent statt 40, wie manchmal behauptet. Die Finger kühlen schneller aus. Deshalb gilt: Handschuhe anziehen, Fäustlinge wärmen am besten.
Sparbetrieb
Nicht nur auf Baustellen, auch auf den Wochenmärkten ist Sparbetrieb angesagt. In Iserlohn zum Beispiel: „Das hat man ja auch schon am Samstag gemerkt, als die Blumenhändler wegen der Minusgrade nicht kamen“, sagt Walter Kratz von der Interessengemeinschaft der Marktbeschicker. Auf ein knappes Fünftel der Stände hätten die Kunden verzichten müssen. Allerdings seien viele Händler auch einfach krank. Die Grippe.
Hund und Katz
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Die meisten Hunde sind mit ihrem Fell bestens gerüstet für Kälte. Pullover und Mäntelchen, sagt der Tierschutzbund, seien nur für kranke, schwache Tiere oder Hunde mit extrem wenig und kurzem Fell sinnvoll. Katzen sollten selbst entscheiden, ob sie ins Freie gehen oder lieber im Warmen bleiben möchten. Beiden sollten Herrchen oder Frauchen nach dem Ausflug in die Kälte die Pfoten waschen und vom Streusalz befreien.
Haus & Auto
Für Pannenhelfer bedeuten die eisigen Temperaturen viel Arbeit. Wie der ADAC mitteilt, ist die häufigste Pannenursache im Winter die entladene Autobatterie. Ansonsten empfiehlt der ADAC: den Kühlerfrostschutz und die Scheibenwaschanlage überprüfen und Türdichtungen mit einem Pflegestift einreiben, damit sie nicht festfrieren. Feuerwehren und Stadtwerke appellieren zudem an Hausbesitzer, Wasserzähler und -leitungen gegen Frost zu sichern. Kellerfenster sollten geschlossen bleiben.
Technik am Körper
Ob Kamera oder Mobiltelefon – Technik sollte so nahe wie möglich am warmen Körper getragen werden. Denn je kälter es ist, desto flotter leeren sich die Akkus. Bei längeren Aufenthalten im Freien kann eine Powerbank helfen.
Nicht auf den See gehen
Selbst mehrere Frosttage garantieren noch keine ausreichend dicke Eisschicht auf Seen oder Teichen, warnen die DLRG und der Deutsche Feuerwehrverband. Das Eis müsse laut DLRG mindestens 15 Zentimeter dick sein, bei fließenden Gewässern sogar 20 Zentimeter – was in dieser Woche kaum erreicht werden wird. Ohnehin dürfen nur offiziell freigegebene Eisflächen betreten werden. Wer es dennoch tut, spielt mit seinem Leben.
Die Bauern sind zufrieden
Die meisten Landwirte sind übrigens zufrieden. „Die niedrigen Temperaturen“, heißt es bei den Landwirtschaftskammern, wirken sich positiv aus. Denn in frostigen Nächten entstehe die sogenannte Bodengare. Dabei gefriert das Wasser und dehnt sich aus. Erdklumpen werden dadurch zerkrümelt, der Boden gelockert. So bekomme man perfekte Bedingungen für die Frühjahrsarbeiten und die Aussaat von Rüben oder Kartoffeln.