Herne. . In der Herner Politik ist eine Debatte über den Wanner Kindertreff „Arche“ entbrannt. Auch Heidi Klum und Ritter Sport spielen dabei eine Rolle.

Heidi Klum und „Ritter Sport“ als Förderer von armen Herner Kindern und Jugendlichen? Der neue Treff der bundesweit engagierten Hilfsorganisation „Arche“ im Wanner Wohnblock Emscherstraße hat am Mittwochabend im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie eine Kontroverse über die Finanzierung von Kinder- und Jugendarbeit ausgelöst. Und dann gab es auch noch einen Frontalangriff der Evangelischen Jugend auf die Grünen.

Daniel Kleibömer (Linke) brachte den Stein mit einer Zuspitzung ins Rollen. „Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen“, so das Ausschussmitglied. Eine für Herne wichtige Einrichtung werde durch eine Schokoladenfirma und ,Germany’s Next Top Model’ mitfinanziert bzw. unterstützt.

Am 24. Januar eröffnete die „Arche“ in einer Wohnung in der Hochhaussiedlung Emscherstraße eine neue Anlaufstelle vor allem für Kinder. Die Besucher können dort u.a. auch ein kostenloses Essen erhalten.
Am 24. Januar eröffnete die „Arche“ in einer Wohnung in der Hochhaussiedlung Emscherstraße eine neue Anlaufstelle vor allem für Kinder. Die Besucher können dort u.a. auch ein kostenloses Essen erhalten.

Hintergrund: Der im Januar in einer Wohnung an der Emscherstraße eingerichtete Kindertreff ist über den Erlös der Benefiz-Aktion „Red Nose Day“ von rund 320.000 Euro zunächst für zwei Jahre finanziert worden. Unter Federführung des Senders Pro 7 hatte unter anderem „Ritter Sport“ mit dem Verkauf einer Sonderedition einer Schokolade zur Spendensumme beigetragen. Und: Taynara, eine Finalistin der umstrittenen Pro 7-Sendung „Germany’s Next Top Model“, kam als „Botschafterin“ zur Eröffnung der neuen Wanner Anlaufstelle.

Stadt bricht eine Lanze für den Träger

Kleibömer kritisierte, dass Einrichtungen wie die der Arche auch dazu beitragen könnten, bestehende Strukturen der Jugendhilfe zu gefährden. Und: „Es ist eigentlich ein Armutszeugnis für eine Stadt wie Herne, dass sie nicht genug Geld für eine sinnvolle Arbeit an einem sozialen Brennpunkt hat.“

Jugendamtsleiterin Annette Frenzke-Kulbach zeigte ein Stück weit Verständnis für die Kritik, brach aber eine Lanze für den neuen Träger: „Die ,Arche’ war von Anfang an kooperativ.“ Die Stadt hätte gar keine Möglichkeit gehabt, das finanzielle Engagement zu verhindern. Das wäre in diesem Fall - anders als vor Jahren bei der von der KiK-Stiftung finanzierten Einrichtung „Help & Hope“ an der Bismarckstraße in Baukau - aber auch nicht nötig gewesen: Die „Arche“ füge sich in das bestehende Netz ein. Und: „Das ist ein Angebot, das den Kindern an der Emscherstraße gut tut“, so Frenzke-Kulbach.

Attacke auf die Grünen

Auch Friedhelm Libuschewski von der Evangelischen Jugend - diese unterhält bereits seit zehn Jahren einen Treff für Kinder und Jugendliche an der Emscherstraße - wies die Linke-Kritik zurück: „Das ist zusätzliches Geld, das ohne die Arche nicht nach Herne geflossen wäre“, sagte er. Die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut. „Ich bin froh, dass die Arche da ist.“

Die Evangelische Jugend habe seit Jahren darauf hingewiesen, dass für die Emscherstraße zusätzlicher Handlungsbedarf bestehe. Bei potenziellen Sponsoren seien sie jedoch abgeblitzt. Und auch „von der Kommunalpolitik“ habe man am Ende keine Unterstützung erhalten, sagte Libuschewski, nahm die Mitglieder des Ausschusses bei diesem Punkt aber ausdrücklich aus.

Ein Ausschussmitglied sah sich jedoch einer ungewöhnlich scharfen Kritik ausgesetzt: Die Arbeit der Evangelischen Jugend an der Emscherstraße werde durch einen Grünen-Antrag „herabgewürdigt“, sagte Libuschewski. Hintergrund: Raoul Roßbach (Grüne) hatte das Thema Arche durch einen Antrag auf die Tagesordnung setzen lassen und darin u.a. die Frage aufgeworfen, wie die Arbeit dieses Trägers dauerhaft gesichert werden könne. Die Ev. Jugend erwähnte er mit keinem Wort.

„Es war nicht meine Absicht, der Evangelischen Jugend vor den Kopf zu stoßen“, sagte Roßbach. Natürlich wertschätzten er und die Grünen deren Engagement in der Wanner Siedlung.

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Jugendamtsleiterin Annette Frenzke-Kulbach berichtete im Ausschuss, dass die „Arche“ mittel- bis langfristig eine andere Anlaufstelle in der Nähe der Emscherstraße suche, um sich auch Kindern außerhalb dieses Wohnblocks zu öffnen.

Nach der Sommerpause wird die Wanner Einrichtung des christlichen Trägers mit Sitz in Berlin erneut Thema im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie sein: Dann soll eine erste Bilanz der neuen Anlaufstelle Emscherstraße gezogen werden.