Herne. . Vor fünf Monaten sorgte ein ehemaliger Fitnesstrainer mit vier Raubüberfällen in sechs Tagen in Herne für Aufsehen. Nun steht er vor Gericht.
Vier bewaffnete Überfälle in sechs Tagen: Fünf Monate nach dieser atemberaubenden Raub-Serie steht ein früherer Fitnesstrainer (55) aus Wanne seit Donnerstag in Bochum vor Gericht. Zum Prozessauftakt gab’s ein Geständnis in Ruhrpott-Manier – ehrlich und ohne lange zu fackeln.
Der Angeklagte war am Bochumer Landgericht mit Fuß- und Handfesseln zu seinem Platz im Saal geführt worden. Die Anklageschrift war kaum verlesen, da nickte der 55-jährige Wanner auch schon alles ab: „Stimmt. Schuldig in allen Fällen.“ An den Vorwürfen gebe es „gar nichts dran zu rütteln“.
Vollgepumpt mit Kokain und immer ein Messer dabei
Vollgepumpt mit Kokain und stets ein kleines Messer dabei: Zwischen dem 24. und 30. September 2017 war der Angeklagte gleich viermal in die Rolle eines Schwerverbrechers geschlüpft. Gesamtbeute: 1290 Euro. Beim ersten Coup an einer Spielhalle an der Dorstener Straße am 24. September musste ihm die mit dem Messer bedrohte Aufsicht laut Anklage 265 Euro übergeben. „Ich bin mit dem Fahrrad unterwegs gewesen und spontan da rein“, erinnerte sich der 55-Jährige. „Eigentlich wollte ich es nicht tun, aber die Droge war dann doch stärker als ich.“ Tags darauf der zweite Überfall. Wieder eine Spielhalle. Diesmal an der Neustraße in Herne. „Ich will dir nicht wehtun“, soll der 55-Jährige diesmal gerufen haben, als er hier sein Messer vorzeigte und Geld forderte. Er flüchtete laut Anklage mit 300 Euro.
Es folgte am 28. September ein 500-Euro-Coup an der Kasse in einem Supermarkt in der Wanne-Eickeler Fußgängerzone („Los, jetzt gib’ mir mal die Scheine!“). Beim letzten Überfall am 30. September in einem Spielcasino an der Hauptstraße raubte der Serientäter dann laut Anklage noch einmal 225 Euro.
Es drohen lange Haft und geschlossene Anstalt
Das erbeutete Geld will der einschlägig vorbestrafte Angeklagte stets sofort für neues Kokain ausgegeben haben. Weil er kurz zuvor wegen Diebstahl-Verdachts seinen Job in einem Fitness-Studio verloren hatte, war der 55-Jährige emotional in ein Loch gefallen. „Ich hatte einfach nur noch resigniert“, hieß es.
Die Festnahme des Serienräubers erfolgte schließlich in einem Wanner Krankenhaus. Dorthin hatte sich der 55-Jährige nach eigenen Angaben auch schon zwischen dem zweiten und dritten Überfall geflüchtet. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Fitnesstrainer nun viele Jahre Haft. Möglicherweise wird parallel zu einer Gefängnisstrafe aber auch eine Einweisung in eine geschlossene Entziehungsanstalt angeordnet.