Hattingen. . Zwei wichtige Windenergie-Anlagen-Kunden orderten keine Schrumpfscheiben mehr. Materialfluss-Analyse soll wettbewerbsfähig halten.

Von 114 Mitarbeitern beim mittelständischen Familienunternehmen Stüwe müssen 30 gehen.

„Der Stellenabbau ist durch den plötzlichen Wegfall der zwei wichtigsten Kunden im Bereich der Windenergieanlagen sowie durch den allgemeinen Rückgang der Bestellungen aus diesem Bereich notwendig geworden“, sagt Geschäftsführer Jan Stüwe, der mit seiner Cousine das Unternehmen leitet.

Einige Mitarbeiter gehen in Rente oder Altersteilszeit

„Eine solche Massenentlassung ist kein Spaß“, beteuert Stüwe. Zwei Monate hat er mit dem Betriebsrat diskutiert, „um eine rechtlich saubere Lösung zu finden.“ Fünf bis sechs Mitarbeiter sollen in Rente oder Altersteilzeit gebracht werden. Die restlichen Arbeitsplätze werden nach einer Sozialauswahl abgebaut – in allen Bereichen der Firma.

Den Mitarbeitern soll der Wechsel in eine Transfergesellschaft angeboten werden. Sie wird sich am 8. Februar vorstellen. Mitte Februar müssen sich die Betroffenen dann entscheiden, ob sie in die Transfergesellschaft wechseln. Die Mitarbeiter, die gehen müssen, wären jedenfalls, sagt Stüwe, in der Transfergesellschaft über den doppelten Zeitraum ihrer Kündigungsfrist finanziell abgesichert. „Die Kündigungen werden zum 28. Februar ausgesprochen.“

Auftragsrückgang deutete sich ab Sommer 2017 an

Der Auftragsrückgang deutete sich ab Sommer 2017 an. „Damals ließ ein wichtiger Kunde, Siemens Wind Power, einen Windturbinentyp planmäßig auslaufen. Leider war die neu entwickelte Windenergieanlage da noch nicht zur Serienreife entwickelt worden. In der Hoffnung, unsere Welle-Nabe-Verbindungen für die neue Turbine liefern zu können, entschieden wir uns, ab September Kurzarbeit anzumelden. Leider haben wir bis heute keinen Auftrag über eine Serienlieferung erhalten“, schildert Stüwe.

Dazu kam im November vergangenen Jahres, dass der zweite wichtige Kunde, Vestas, in 2018 keine Produkte mehr abnehmen wollte. „Er hat zwei wahrscheinlich europäische Lieferanten gefunden, die die Welle-Nabe-Verbindungen etwa zehn Prozent günstiger anbieten als wir. Mit diesen Preisen können und wollen wir nicht mithalten. Dieser niedrige Preis würde für uns einen schleichenden Ruin bedeuten.“ Und das alles vor dem Hintergrund hoher Stahlpreise.

Lieferzeiten sollen in Zukunft kürzer werden

Stüwe verweist darauf, dass sich die Geschäftsleitung schon vor der Krise, nämlich 2016, zu einer Materialfluss-Analyse entschlossen hatte, um wettbewerbsfähig zu bleiben. „Wir haben uns externe Beratung geholt, unsere Fertigung analysieren lassen.“ Bei der Ressourceneffizienzberatung arbeitete Stüwe mit der Staufen AG zusammen. „Das hat sich jetzt alles überschnitten. Die Ergebnisse haben wir Anfang Januar bekommen. Auf dem Konzept soll die Fertigung nun verschlankt werden. Aber das ist ein Prozess, der zwei Jahre dauert. Davon wird die Welt nicht sofort viel schöner.“ Die Erwartung an die Maßnahme: Produkte kostengünstiger anbieten und Lieferzeiten verkürzen zu können.

Stüwe ist nach eigener Aussage international einer der größten Hersteller für reibschlüssige Welle-Nabe-Verbindungen. Erst 2017 hat das Unternehmen den ersten hydraulischen Prüfstand in Europa für Welle-Nabe-Verbindungen in Betrieb genommen, um noch besser auf Kundenwünsche zu reagieren.