Hattingen. . Familienunternehmen hat den ersten hydraulischen Prüfstand in Europa für Welle-Nabe-Verbindungen, die in Windenergieanlagen zum Einsatz kommen.

  • In 4000 installierten Windenergieanlagen pro Jahr sind Stüwe-Schrumpfscheiben
  • Mittelständisches Unternehmen fuhr jetzt auf dem Prüfstand den ersten Test
  • Es dauert über acht Stunden, um eine Schrumpfscheibe für den Test zu verschrauben

In 4000 installierten Windenergieanlagen pro Jahr sind Stüwe-Reibschlussverbindungen eingebaut. Kürzlich hat das Familienunternehmen mit Sitz in der Straße Zum Ludwigstal den ersten europäischen hydraulischen Prüfstand für Welle-Nabe-Verbindungen im mechanischen Antriebsstrang von Windenergieanlagen entwickelt. Jetzt wurde der erste Test gefahren.

„Die Schrumpfscheibe ist eine weltweit akzeptierte Welle-Nabe-Verbindung“, sagt Vertriebsleiter Christof Heßling. Auf dem Prüfstand können die zwischen Hauptwelle und Getriebe auftretenden Drehmoment simuliert werden. Vorher, so der Geschäftsführer des mittelständischen Unternehmens, Jan Stüwe, basierten die Auslegungen auf Berechnungen und Erfahrungswerten.

Prüfstand dient der Produkt-Weiterentwicklung

Der Prüfstand dient auch der Weiterentwicklung der Schrumpfscheiben. Von denen, so Heßling, lebt die Firma in unterschiedlichen Varianten. 1996 begann das Unternehmen mit der Herstellung der ersten Komponenten für Windturbinen. „Wir haben früh erkannt, dass unsere Produkte ideal für den Windmarkt sind.“

Bislang wurden laut Stüwe Größen bis zu einem Nabendurchmesser von 360 Millimeter geprüft. Jetzt können auch sehr große Schrumpfscheiben getestet werden. Auf dem Prüfstand werden Reibschlussverbindungen zur sicheren Übertragung von Drehmomenten bis 6000 Kilonewtonmeter simuliert. „Je exakter wir die Schrumpfscheibe überprüfen können, desto eher bekommt der Kunde das Produkt, das er braucht. Der Prüfstand ist eine Möglichkeit, unser Produkt besser zu verstehen“, erörtert Heßling. Eine sechsstellige Summe wurde in den Prüfstand investiert.

Aufwändiger Aufbau bei der Prüfung

Dabei ist jede einzelne Prüfung nicht mal eben erledigt. „Wir brauchen über acht Stunden, um eine Schrumpfscheibe zu verschrauben. Das bedeutet, dass wir hier Prototypen testen. Für die Serienproduktion machen wir das nicht“, sagt Stüwe, in dessen Firma 117 Mitarbeiter beschäftigt sind. Er schätzt, dass der Prüfstand etwa zehn Mal pro Jahr zum Einsatz kommen wird.

„Der Windenergie-Boom flacht ab. Darum sehen wir uns jetzt nach anderen, möglicherweise zuletzt vernachlässigten Sektoren um, wo unsere Produkt Einsatz finden“, so Heßling. Im Vorjahr machte die Firma 30 Millionen Euro Umsatz, über 70 Prozent davon generiert im Windenergieanlagen-Bereich. „Der Preisdruck steigt seit Jahren.“ Darunter leide auch Stüwe als Marktführer. Eingesetzt sind Stüwe-Schrumpfscheiben zudem in Schaufelradbaggern, Zementmühlen, Zahnrädern, Schiffsantrieben, Gelenkwellenkupplungen.

Vorteile der Schrumpfscheiben von Stüwe

Heßling nennt die Vorteile der Produkte aus seiner Sicht: Die Teile werden so verbunden, dass kein Spiel möglich ist, die Verbindung ist dauerhaft und zerstörungsfrei, unempfindlich gegenüber Wechselmomenten. Die Montage gerade im beengten Raumverhältnis einer Windenergieanlagen-Gondel ist einfach, die Demontage unkompliziert möglich. Und weil alles sicher sitzt, gibt’s keine Kerben in der Oberfläche.

Sechs Verbindungenfertigt Stüwe, die für Kunden mit Berechnungen in Vorleistung geht – ohne des Auftrags gewiss zu sein. Stüwe liefert u.a. nach Japan, Indien, fertigt für Siemens Gamesa, Nordex Acciona, Vestas.

Unternehmensgeschichte

1948: Friedhelm Stüwe gründet in Sprockhövel die Firma für Stahlbau, Sondermaschinen.

1964: Umzug nach Hattingen.

1967: Marktreife der ersten Außen-Schrumpfscheibe.

1969: Erfolg der Scheibe nach der Hannover-Messe bringt ihr den Namen Stüwe-Scheibe ein.

In den 1970er Jahren übernahmen die Brüder Hartwig und Detlef Stüwe, 2014 deren Kinder Jan und Rena Stüwe. Auf über 5000 Quadratmeter breitet sich die Firma inzwischen aus.