Bergkamen. Nach dem Angriff auf eine Lehrerin in Bergkamen bleiben die beiden Schüler in U-Haft. Das entschied ein Jugendrichter. Die beiden 14- und 16-Jährigen sind laut Staatsanwaltschaft polizeibekannt. Am Tattag hatte der Ältere zudem versucht, einen Kiosk zu überfallen.
Die beiden Schüler, die am Mittwoch in Bergkamen eine Lehrerin attackiert haben, bleiben in Haft. Der zuständige Haftrichter in Unna erließ Haftbefehl wegen Wiederholungsgefahr. Das teilte die zuständige Staatsanwaltschaft in Dortmund mit. Sie hatte den Haftbefehl beantragt.
Die beiden Verdächtigen haben demnach noch mehr auf dem Kerbholz. Sie gelten als polizeibekannt. Bevor sie die Schule betraten, hatte der Ältere laut Polizei versucht, einen Kiosk zu überfallen. Der 16-Jährige habe sich dafür mit einer Schreckschusspistole und einer Sturmmaske ausgerüstet. Die Tat schlug jedoch fehl, weil die 54 Jahre alte Kioskbesitzerin geistesgegenwärtig das Fenster des Kiosktresens zugeschlagen und sich in Sicherheit gebracht hatte, so die Polizei. Der 16-Jährige habe den versuchten Raub gestanden. Zur Tat in der Schule äußerte er sich dagegen nicht, hieß es.
Gegen die Tatverdächtigen liegt aber noch mehr vor, wie die Polizei berichtet. Schon im September 2009 wurde eine Anklage gegen beide vor dem Jugendschöffengericht in Unna erhoben. Damals legte man ihnen zur Last, mit weiteren Jugendlichen zwei 83 und 78 Jahre alten Rentnerinnen die Handtasche geraubt zu haben. Der 14-Jährige soll zudem einen weiteren Handtaschenraub begangen haben. "Vor dem Hintergrund dieser Vorgeschichte war trotz des jugendlichen Alters der Beschuldigten angesichts der Gefahr für die Allgemeinheit eine Inhaftierung nunmehr unerlässlich", so die Polizei weiter.
Schüler war vom Unterricht ausgeschlossen worden
Motiv für den Übergriff auf die Lehrerin war nach Angaben von Schulleiter Rüdiger Weiß vermutlich «Wut oder Frust» des 16-Jährigen darüber, dass er vorübergehend vom Unterricht ausgeschlossen worden war.
Laut Schulleiter hatte der 16-Jährige für fünf Tage Hausverbot an der Hauptschule erhalten, weil er Mitschüler mehrfach verbal bedroht haben soll. Die angegriffene Lehrerin habe für den Ausschluss plädiert, sagte Weiß. Beide Jugendlichen waren laut Staatsanwaltschaft wegen Körperverletzungs- und Raubdelikten bereits vor der Tat polizeibekannt. Der 14-Jährige ist kein Schüler der Schule.
Der 16-Jährige war am Mittwoch mit seinem 14-jährigen Freund gegen 11.00 Uhr in den Deutschunterricht seiner neunten Klasse eingedrungen. Die Jugendlichen bedrohten die Lehrerin mit einer Schreckschusspistole. Dabei löste sich auch ein Schuss. Die Jugendlichen schlugen der Lehrerin zudem ins Gesicht. Die Schüler und die Lehrerin flohen daraufhin laut Weiß aus dem Klassenzimmer.
Auch die beiden Jugendlichen flüchteten. Sie wurden später festgenommen. Die Lehrerin erlitt leichte Verletzungen, zwei Schülerinnen standen nach dem Vorfall unter Schock.
Psychologen kümmern sich um Mitschüler
Die Lehrerin hatte den Angaben zufolge nach ihrer Ausbildung erst im Sommer ihre Tätigkeit an der Hauptschule begonnen. Laut Weiß war sie bei den Schülern sehr beliebt. Der 16-jährige Tatverdächtige habe sie allerdings nicht respektiert. Laut Weiß soll er bereits mehrmals aufgefallen sein, weil er Probleme mit weiblichen Lehrkräften hatte und deren Autorität nicht anerkannte.
Wegen Verdachts eines Amoklaufs war die Polizei am Mittwoch mit einem Großaufgebot im Einsatz und hatte die Schule mit rund 320 Schülern evakuiert. Der Schulleiter hatte nach eigenen Angaben die Polizei informiert, nachdem er zufällig gesehen hatte, dass der 16-Jährige trotz Hausverbots die Schule betrat und auf sein Rufen hin nicht reagierte.
An der betroffenen Hauptschule fand am Donnerstag kein regulärer Unterricht statt. Schüler und Lehrer wurden von Psychologen betreut. Die Schüler hätten den Vorfall «ganz gut verkraftet», sagte der Schulleiter. Am Freitag solle wieder mit dem Unterricht begonnen werden, eine Schulpflicht bestehe aber nicht.
Nordrhein-Westfalens Schulministerin Barbara Sommer (CDU) kam am Donnerstag ebenfalls in die Schule, um mit Schülern zu sprechen. Das Land schickte nach Angaben eines Sprechers fünf Psychologen an die Hauptschule. Sommer besuchte den Angaben zufolge am selben Tag auch die verletzte Lehrerin im Krankenhaus. (ddp)
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