Essen. Der Flughafen Essen-Mülheim spielt im Kommunalwahlkampf (fast) keine Rolle, aber hinter den Kulissen geht die Kontroverse weiter. Denn die Gefahr, dass dort ein Ausweichflughafen für Düsseldorf enstehen könne, sei noch nicht vom Tisch, sagen einige Flugplatz-Kritiker.

Waldemar Nowak und Reiner Fuchs von der Schutzgemeinschaft Fluglärm Essen-Mülheim: „Es gibt einen Konsens in Essen und hier viel Druck auf den Kessel gegen diesen Flughafen. Aber in Mülheim wird versucht, eine Altlast am Leben zu halten.”

Der derzeitige Essener Flughafen-Konsens sieht so aus: Die Oberbürgermeister-Kandidaten der großen Parteien haben sich übereinstimmend bei einer Diskussion in Kettwig gegen einen Geschäftsflughafen und einen Düsen-flugbetrieb in Essen-Mülheim ausgesprochen. Eine parteiübergreifende Stadtteilkonferenz hat Ende Juni in Haarzopf einmütig gefordert, die derzeitige Nutzung des Flughafengeländes aufzugeben.

Ausstiegsszenario für den Flughafenbetrieb

Flughafen Mülheim während eines Tages der offenen Tür. Foto: Ingo Otto
Flughafen Mülheim während eines Tages der offenen Tür. Foto: Ingo Otto © WAZ

Diese „große Koalition” ermutigt die Flughafen-Gegner zu weiteren Schritten. Vom künftigen Essener Stadtrat erwarten sie, ein Ausstiegsszenario für den Flughafenbetrieb zu entwickeln. Sie erneuern die alte Forderung aus dem Ratsbeschluss von 1990, keine Flugbewegungen mehr an Wochenenden zuzulassen und sie rufen nach einem Masterplan für eine alternative Nutzung des Geländes. Mit dem Masterplan, sagen die Flugplatz-Kritiker, könnte der bisher vorgesehene Büro- und Gewerbepark fortentwickelt werden. Dabei denken sie an innovative Technologien und regenerative Energieträger. Ein solcher zukunftsweisender Technologiepark, davon sind Fuchs und Nowak überzeugt, könnte in Zusammenarbeit mit heimischen Energieversorgungsunternehmen, der Uni Essen-Duisburg und der neuen Fachhochschule in Mülheim entwickelt werden „und für beide Städte einen Gewinn bedeuten”.

Die Sprecher sind sich einig in ihrer Analyse: „Einen Status Quo auf dem Flughafen gibt es nicht mehr.” Im vergangenen Sommer hatte sich die Stadt Mülheim den Essener Protesten angeschlossen, kein flugaffines Gewerbe wie Wartungs-, Probe- und Montagebetriebe für Düsenflugzeuge zuzulassen.” Damit sei einem Ausbau des Flughafens ein entscheidender Riegel vorgeschoben worden. Aber: „Von SPD und FDP in Mülheim gibt es immer wieder ein massives Störfeuer, sie treten dort im Gegensatz zu CDU, Grünen und MBI für einen Ausbau ein.” Deshalb sei die Gefahr, dass in Essen-Mülheim ein Ausweichflughafen für Düsseldorf entstehen könnte, noch nicht vom Tisch. Vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf laufen Klagen der Schutzgemeinschaft gegen drei erteilte Düsenfluggenehmigungen.

Mindestens 50.000 Flugbwegungen jährlich

Die Flughafen-Gegner werfen den Befürwortern vor, mit falschen Zahlen zu operieren. Derzeit müsse von mindestens 50.000 jährlichen Flugbewegungen ausgegangen werden. Es gebe immer mehr Schulflüge mit zeitlich unbeschränktem Starten-Landen-Starten-Landen, Flugrouten und Mindestflughöhen würden nicht eingehalten, sowie steigende Hubschrauberaktivitäten.

Und in Zeiten von Feinstaub-Zonen müsse man auch verstärkt über Schadstoffbelastungen durch Flugzeuge diskutieren. Und über einen gut 600.000 Euro jährlichen Zuschussbedarf durch die öffentlichen Haushalte.