Düsseldorf. Die Hauptschule verliert in NRW zunehmend an Akzeptanz. Das ergab eine Umfrage des Verbandes Bildung und Erziehung. Lediglich 8,6 Prozent der Lehrer halten die Hauptschule für zukunftsfähig.

Die Hauptschule verliert weiter an Akzeptanz. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), die am heutigen Montag in Düsseldorf vorgestellt wurde. Demnach halten nur 9,5 Prozent der Schulleiter und 8,6 Prozent der Lehrkräfte an den NRW-Hauptschulen ihre Schulform für zukunftsfähig. Daran habe auch die Qualitätsoffensive der Landesregierung nichts geändert. Während Schulministerin Barbara Sommer (CDU) an der Hauptschule festhalten will, fordert die Opposition Schulreformen.

Nur 10,8 Prozent glauben an die Hauptschule

Für die Erhebung wurden 156 Hauptschulleiter und 757 Lehrer an Hauptschulen befragt. Lediglich 8,9 Prozent der Schulchefs und 10,8 Prozent der Lehrkräfte rechnen den Angaben zufolge damit, dass die Hauptschule als eigenständiger Bildungsgang erhalten bleibt. Mit Blick auf die Landtagswahl am 9. Mai 2010 forderte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann alle Parteien auf, über eine grundlegende Reform der Schulstruktur nachzudenken. Längeres gemeinsames Lernen sei notwendig. Es sei falsch, dass in der Hauptschule «Problemschüler» mit schlechten Zukunftschancen «untereinander» blieben.

Die Regierung verteidigte die umstrittene Schulart. «Wir nehmen das Stimmungsbild ernst, auch wenn es nur rund fünf Prozent aller Lehrer an Hauptschulen abdeckt», sagte Ministerin Sommer. «Es war uns von Anfang an klar, dass es ein langer und beschwerlicher Weg ist, die Ak­zeptanz der Schulform Hauptschule in der Öffentlichkeit zu verbessern.» Mit der Qualitätsoffensive der Landesregierung gebe es an den Hauptschulen «mehr Ganztag, mehr Berufsorientierung und mehr individuelle Förderung».

Realschulverband: Forderung nach Einheitsschule «zynisch und heuchlerisch»

«Die millionenschwere Qualitätsoffensive der Landesregierung für die Hauptschule hat trotz engagierter Lehrkräfte nicht zu mehr Akzeptanz bei den Eltern geführt, sondern zu einem historischen Tiefstand bei den Anmeldezahlen», entgegnete die SPD-Bildungsexpertin Ute Schäfer.

Auch die Grünen forderten ein Umdenken. «Sommer und die Blockierer bei CDU und FDP sind in einer Sackgasse gelandet», sagte die Grünen-Landtagsabgeordnete Sigrid Beer. Bisher sei Sommer leider «beratungsresistent».

Der Realschullehrerverband bezeichnete die VBE-Umfrage hingegen als «argumentativ dünn». Die Forderung nach einer Einheitsschule sei «zynisch und heuchlerisch».

Als einzige Partei hält die CDU noch bedingungslos zur Hauptschule als passende Schulform für «praktisch Begabte». SPD, Grüne und Linke wollen nach der Landtagswahl 2010 eine Gemeinschaftsschule einführen. Bis zur Klasse 10 sollen alle Schüler gemeinsam unter einem Schuldach lernen können. Die CDU will am dreigliedrigen Schulsystem mit Haupt-, Realschulen und Gymnasien festhalten. Ihr Koalitionspartner FDP fordert seit Monaten eine regionale Mittelschule als Kompromisslösung.