Köln/Bergisch Gladbach. In Deutschland gibt es offenbar ein Netzwerk von bestechlichen Professoren. Sie sollen Schmiergelder von einer Beratungsfirma mit Sitz in NRW angenommen haben. Wer für einen Doktortitel nicht qualifiziert oder nicht fleißig genug war, konnte ihn kaufen - schon ab 4000 Euro.

Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Betrugs mit Doktortiteln gegen bundesweit rund 100 Professoren. Oberstaatsanwalt Günther Feld bestätigte entsprechende Berichte des Magazins «Focus» und der Zeitung «Neue Westfälische». Es handele sich um Hochschullehrer aus allen Fachbereichen, sagte er.

Die Beschuldigten sollen «Focus» zufolge von einer Wissenschafts-Beratungsfirma in Bergisch Gladbach Schmiergelder zwischen 4.000 und 20.000 Euro bekommen haben, um promotionswilligen Akademikern schnell zu ihrem Doktortitel zu verhelfen. Betroffen sind dem Bericht zufolge unter anderem Hochschulen in Frankfurt am Main, Tübingen, Leipzig, Rostock, Jena, Bayreuth, Ingolstadt, Hamburg, Hannover, Bielefeld, Hagen, Köln und die Freie Universität Berlin.

Die «Neue Westfälische» berichtete, hunderte Akademiker, die wegen schlechter Noten eigentlich nicht für eine Promotion in Frage gekommen wären, hätten offenbar einen Doktorvater vermittelt bekommen. «Die Betreuung einer Promotionsarbeit stellt eine öffentlich-rechtliche Aufgabe dar», wird Feld zitiert. «Es ist nicht erlaubt, dafür Geld zu nehmen.»

Bei den Beschuldigten handele es sich überwiegend um Privatdozenten, sagte eine Sprecherin der Kölner Staatsanwaltschaft im Westdeutschen Rundfunk. Es gehe um den Verdacht der Bestechung und Bestechlichkeit.

Ermittlungen schon seit mehr als einem Jahr

Ermittlungen in dem Fall begannen schon vor mehr als einem Jahr. Das Institut in Bergisch Gladbach war im März 2008 durchsucht worden; wegen eines Verfahrens vor dem Hildesheimer Landgericht war das Unternehmen ins Visier der Kölner Ermittler geraten: Dort wurde der Geschäftsführer des Instituts im Juli 2008 wegen schwerer gewerbsmäßiger Bestechung zu dreieinhalb Jahren Haft und einer Geldstrafe von insgesamt 75.000 Euro verurteilt.

Er hatte einem Jura-Professor der Universität Hannover insgesamt 61 Doktorkandidaten vermittelt, die wegen ihrer schlechten Examensnoten eigentlich ungeeignet waren. Der Hochschullehrer selbst war im April 2008 zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden. (ap)