Essen. . Eine Studie der Uni Duisburg-Essen erforscht, wie betroffene Familien selbst ihre Geschichte sehen. Und wie die Generationen miteinander umgehen.

Eltern arm, Kind auch arm? Wissenschaftliche Studien, die auf das Monetäre und die Statistik blicken, finden diese These immer wieder bestätigt. Und dass Armut reproduziert wird, die soziale Herkunft prägend ist für das Leben eines Kindes, ist gerade in Deutschland tatsächlich „völlig unbestritten“, sagt auch Daniela Schiek, Sozialforscherin an der Universität Duisburg-Essen. Doch „so einfach und einseitig“ sei die Sache nicht, glaubt Schiek. Unter der Leitung von Professor Carsten Ullrich betrachtet sie das Thema Familienarmut in einer eigenen Studie derzeit neu. Das Institut für Soziale Arbeit und Sozialpolitik will wissen: Wie sehen die Familien selbst ihre Geschichte? Und lässt Eltern und ihre erwachsenen Kinder reden.

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Schlüssel für eine Veränderung der eigenen Biografie, das sehen die Wissenschaftler schon nach den ersten Gesprächen, ist: der kritische Blick auf das Leben der Eltern. Die Frage: Warum prägt meine Herkunft das, was ich später einmal werden kann? „Kinder setzen sich durchaus damit auseinander, und sie reflektieren auch.“ Wenn sie aber „für sich klar haben, dass sie ihr eigenes Leben anders wollen, dann müssen sie selbst sehr viel dafür tun“.

Auch das ist in der Sozialforschung bekannt: Wer aufsteigen will, braucht Bezugspersonen, Lehrer, Sozialarbeiter, die helfen. Auch dabei, den „Habitus des sozial Schwachen abzulegen“. Aber es geht. Die Annahme, dass Kinder alles von den Eltern lernen, dass sie automatisch auch die Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit erben, hält Daniela Schiek für falsch.

Am ehesten erzählen die von sich,die einen Aufstieg geschafft haben

Sie und Studienleiter Ullrich sprechen mit beiden Generationen, Eltern und erwachsenen Kindern, gemeinsam, sie hören zu, wie sie miteinander reden, registrieren, wo verschiedene Sichtweisen sind, wo wunde Punkte. Und sie haben schon jetzt, ganz am Anfang der Forschungsarbeit, gelernt, dass am ehesten die überhaupt von sich erzählen mögen, die einen gewissen Aufstieg geschafft haben. Die anderen meldeten sich – bislang – noch nicht zum Gespräch.

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Dabei geht es gar nicht um Eliten, sondern um kleine Schritte, etwa hinaus aus dem Problemviertel in ein bürgerliches Wohnumfeld, von fehlender Qualifizierung in eine Ausbildung. „Dann erleben wir Stolz“, sagt Schiek. „Gerade Mütter zeigen gern, dass sie es geschafft haben, ihre Kinder auf einen guten Weg zu bringen.“ Sich an der Studie zu beteiligen, hat also auch etwas mit Aufmerksamkeit zu tun, mit Interesse für diejenigen, die sich sonst ausgegrenzt fühlen.

Noch werden Menschen gesucht, die von ihrer Familiengeschichte in Armut erzählen wollen, ihre Daten werden vertraulich behandelt und anonymisiert.