Dortmund. . Vor einem halben Jahr wurde in Dortmund das Fußballmuseum eröffnet. Die Gäste lieben das Haus – und die Kalkulation geht offenbar auch auf.

Im deutschen Fußballmuseum hat der Bus der Nationalmannschaft wieder eine sinnvolle Arbeit gefunden: Denn die Besucher lieben es, nachgucken zu können, wie die Weltmeister 2014 so saßen. Indes ist die gut gepolsterte Attraktion vergiftet, denn wenn man hinausklettert, dann ist das Fußballmuseum auch schon vorbei. Auch für diese Gruppe aus Hagen: Gut zwei Stunden Museumsführung hat sie bereits hinter sich und vor sich die Leere der Heimfahrt. Wann soll der Zug denn gehen? „Treffpunkt zehn vor fünf!“

„Zehn vor fünf schon?“ Man muss dazu sagen, das ist praktisch sofort, also, in einer Stunde. Und husch – laufen die ersten am Bus eine Spitzkehre und steigen die Treppe wieder hoch in den ersten Stock. Zurück in die wunderbare Welt des Fußballs.

Am 25. Oktober 2015 eröffnete zwischen Dortmunder Hauptbahnhof und Fußgängerzone dieses Fußballmuseum des DFB: 3300 Quadratmeter, 25 Stunden Film, die, alle zu sehen, allein drei Besuchstage dauern würde – und dann hat man noch nicht einmal die Beckenbauer-Vitrine gesehen, die Gerd-Müller-Zitate oder das Gregorio-Canellas-Bestechungstelefon aus dem Bundesliga-Skandal. Auch nicht die äußerst amüsanten Bilder unter dem Titel ,Den hätte er machen müssen’, der das edle Gefühl großer Schadenfreude verspricht. Sowie weitere 1557 Ausstellungsstücke. Nach einem halben Jahr deutet sich jetzt entschieden an: Die Kalkulation des Hauses geht auf – und die Gäste lieben es. An Spitzentagen sind mehr als 2000 im Haus, und sie bleiben im Durchschnitt drei Stunden.

Museumsdirektor Manuel Neukirchner hat natürlich die Vogelperspektive: Sein Büro liegt im 16. Stock eines nahen Hochhauses mit großartigem Blick über Dortmund – Museum und Stadion inbegriffen. Er sei „sehr zufrieden, wir sind gut im Plan“, sagt Neukirchner. Gut 250 000 zahlende Besucher braucht das Fußballmuseum im Jahr, damit es sich trägt. „Wir haben 130 000 verkaufte Tickets.“ Dazu laufe auch die Vermarktung der Veranstaltungsflächen gut. „Ich bin zuversichtlich, dass wir im ersten Geschäftsjahr einen kostendeckenden Betrieb fahren werden.“

Abgesehen vom Selbstzweck, ist das deshalb wichtig: Größere Verluste blieben allein an Dortmund hängen. Neukirchner nennt das Museum „für die Stadt Dortmund ein Geschenk, ein Sechser im Lotto“. Doch die Vereinbarung mit dem DFB sieht vor, dass Stadt und Verband sich Verluste bis zu 500 000 Euro im Jahr teilen; für Beträge, die darüber hinausgehen, haftet die Stadt zu 100 Prozent.

Dennoch könne „die Beurteilung des Museums nur durchweg positiv ausfallen“, so ein Sprecher der Stadt mit Verweis auf die verkauften Karten: „Das Interesse ist nach wie vor sehr groß.“ Angesichts dessen sei „nicht mit Verlusten zu rechnen, es gibt kein unüberschaubares Risiko“. Dennoch stimmten beide Vertragspartner überein, die Regelung zu eventuellen Fehlbeträgen „noch einmal einvernehmlich zu überarbeiten“.

Doch zurück nochmal ins Gebäude. Zu zahlenden Kunden wie Klaus Boecker, der gerade aus dem Mannschaftsbus kommt. Und? „Wenn man durchs Museum geht, kommt eine Erinnerung nach der anderen. Einem fällt so viel wieder ein.“ Auf ihn folgt Stefan Fuhrmann, der sagt: „Ich habe sehr viele Details gesehen, unwahrscheinlich viele Details.“ Demnächst will er mit seinem Enkel wiederkommen.

„Man muss sich viel Zeit nehmen“

Fragen wir abschließend noch kurz die Huerkamps, die bester Dinge im Foyer sitzen. „Sehr gut, man muss sich viel Zeit nehmen“, sagt Petra Huerkamp („Ich bin ja nicht so fußballorientiert“). Eigentlich möchte das Paar jetzt heim, nach Warendorf. Doch da sind Hannes und Anton vor, die Söhne. Nach so viel Fußball im Museum – kicken sie voller Begeisterung auf dem Kleinspielfeld im Foyer.