Essen. . Immer ausgefallener werden die Angebote auf der Messe „Reise und Camping“ in Essen. Ein Trend ist das glamouröse Camping, genannt „Glamping“.
Grau sind die Wolken am Himmel, kühl pfeift der Wind über die Gruga. Kein Wunder, dass die Deutschen sich auf den Sommer, mehr noch auf den Urlaub in dieser Zeit freuen. Knapp ein Viertel der Menschen zwischen Kiel und Konstanz will laut einer aktuellen Befragung der „Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen“ in diesem Jahr häufiger wegfahren als im Vorjahr. Da wundert es nicht, dass bis Sonntag rund 90 000 Besucher auf der Messe „Reise und Camping“ in Essen erwartet werden. „Ein paar Anregungen holen“, antwortet Werner Sydowski (69) aus Bochum auf die Frage nach dem Grund seines Besuches.
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Das kann er auf dieser Messe. 1000 Aussteller haben ihre Stände in den Hallen aufgebaut. Reiseveranstalter, Campingplätze und Wohnmobilanbieter stehen Seite an Seite. Prospekte gibt es in Massen, auf vielen Fernsehern laufen Werbe-Videos. Das Ruhrgebiet lockt, das Sauerland auch, eigentlich scheint es überall in Deutschland „traumhaft schön“ zu sein, wie viele Plakate versichern. Und im Ausland natürlich auch.
Camping wird immer glamouröser
Viel Aufwand wird betrieben, aber er ist es wert. 42 Prozent aller Reisenden suchen sich, sagt eine Studie, Ziele aus, an denen sie noch nicht gewesen sind. Wechselwillige gibt es also genug. „Man kann ja nicht jedes Jahr wieder zum Wörthersee fahren“, sagt Liesel Hornig (64). „Aber Österreich soll es schon sein“, findet ihr Mann Gerd. Das ist nicht untypisch. Die Lieblingsziele der Deutschen haben sich nämlich kaum verändert. 30 Prozent wollen im eigenen Land urlauben, es folgen Spanien und Italien. Wohin aber der Deutsche auch reist, bei der Art des Urlaubes gibt es kaum Experimente. Nur 16 Prozent planen, etwas Neues auszuprobieren.
Also wird oft wieder gecampt. Wobei Camping jetzt immer öfter – mit dem Wort glamourös kombiniert – zu Glamping wird. Statt im Zelt wird dabei in Baumhäusern, Zirkuswagen, Tipis, Jurten oder Lodges genächtigt – mit viel Komfort. Christoph Albrecht hat seinen Campingplatz mit den ersten Luxushütten ausgestattet und festgestellt: „Die Nachfrage ist da.“
Ein Wohnmobil für Hunde: Anti-Schlabber-Napf inklusive
Mag sein, ist für Rollo Hinkelmann aber kein Grund, von seiner „Adele“ und „Bärbel“ Abschied zu nehmen. Schon seit 1987 ist er mit ihnen unterwegs, und auch in diesem Jahr soll es durch Europa und den Nahen Osten gehen. „Adele“ und „Bärbel“, dass muss man natürlich wissen, sind zwei geländegängige LKW, die die Firma Daltus-Reisen zu Dachzeltbussen umgebaut hat. Auf dem Dach lassen sich für die Übernachtung zwölf Zwei-Mann-Zelte ausklappen. Das ermöglicht Fahrten auch in abgelegene Regionen, ist aber nicht für jeden. „Die High Heels müssen zu Hause bleiben“, sagt Hinkelmann und weiß: „So einen Urlaub muss man mögen.“
Genau wie Hunde. Viele Vermieter von Wohnmobilen machen das nicht. Er habe im vergangenen Jahr kein Mobil bekommen, weil er seinen Hund mitnehmen wollte, erzählt Jörg Dräbert. Deshalb hat er zusammen mit seinem Bekannten Gerd Bergem ein spezielles Wohnmobil für Hundebesitzer gebaut. In ihm werden die Vierbeiner in einem Extra-Abteil im Heck untergebracht.
Obendrauf gibt es einen schlabberfreien Napf, der auf Druck der Hundeschnauze reagiert („Da läuft auch in Kurven nichts aus“), abwaschbare Polster, Kamerasystem, Außendusche und eine Einstiegsrampe. „Gut durchdacht“, findet Sabine Kurz (54) aus Duisburg das „4pfoten-Mobile“. Damit steht sie offenbar nicht alleine. Man habe bereits mehrere Exemplare verkauft, sagt Dräbert. Mieten kann man das Auto auch. Allerdings nur unter einer Bedingung: „Man muss“, sagt Dräbert, „einen Hund haben und mitnehmen. Sonst bekommt man den Wagen nicht.“