Düsseldorf. 17.000 pro-palästinensische Demonstranten in Düsseldorf: Polizei zieht zuvor Holocaust-relativierende Plakate heraus, Strafverfahren angekündigt.

Eine Demonstration für die Opfer des Nahostkonflikts ist um 15 Uhr in Düsseldorf gestartet. 17.000 Menschen nahmen laut Polizei an dem Protestzug unter dem Titel „Demonstration für Menschenrechte“ teil, ersten Schätzungen zufolge sollten es 10.000 sein. Damit liefen deutlich mehr als die der Polizei angekündigten 1500 Teilnehmer mit. Laut Veranstalter sollten es sogar bis zu 45 Tausend Demonstranten gewesen sein.

Ursprünglich war die Demonstration als Schweigemarsch geplant. Am Graf-Adolf-Platz etwa fanden sich jedoch gegen 16 Uhr bis zu 30 Gegendemonstranten ein. Die Mitglieder eines lokalen Antifa-Bündnisses schwenkten dort die israelische Flagge. Die Demonstranten kommentierten diese mit lauten Pfiffen und Rufen. Polizisten dazwischen verhinderten jedoch jegliches Aufeinandertreffen der Gruppierungen.

Bei der Pro-Palästina-Kundgebung in Düsseldorf trägt eine Frau ein Schild mit der Aufschrift
Bei der Pro-Palästina-Kundgebung in Düsseldorf trägt eine Frau ein Schild mit der Aufschrift "Free Palestine". © dpa | Christoph Reichwein

Die Demo wurde von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet. Auf Schildern wurden ein Waffenstillstand gefordert sowie Humanität und Hilfen für die Kriegsopfer. Andere Demonstranten prangerten auf ihren Plakaten Kriegsverbrechen im Gazastreifen und Vertreibung der Palästinenser an.

Vor Beginn hatte die Polizei mehrere Plakate sichergestellt, auf denen der Holocaust relativiert worden sei. Dagegen werde es Strafverfahren geben. Damit bestätigte die Polizei unserer Zeitung einen entsprechenden Bericht der Nachrichtenagentur dpa. Die Polizei hatte gegenüber den Teilnehmern ein niedrigschwelliges und konsequentes Einschreiten bei Straftaten angekündigt.

Wegen Sicherheitsbedenken habe die Polizei die Route der Demonstration geändert - weg von der an einem Samstag stark bevölkerten Königsallee. Insgesamt zog die Polizei Düsseldorf im Gespräch mit unseren Reportern eine positive Bilanz, die Demonstration sei friedlich verlaufen.

Offenbar organisiert durch Team Todenhöfer

Die Veranstalter hatten bereits im Vorhinein von „der größten Pro-Palästina-Demo Deutschlands“ gesprochen. Demnach soll die Solidarität mit den Zivilisten im Gazastreifen ausgedrückt werden.Nach dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel und der Reaktion der israelischen Regierung, gab es bereits mehrere Demonstrationen in NRW. So waren bereits am Freitagabend rund 3000 Menschen durch die Essener Innenstadt gezogen.

Angemeldet wurde diese laut Polizei von einer Privatperson. Gleichzeitig lädt der umstrittene Influencer Serhat S. mit zwei Personen vom Team Todenhöfer – offenbar als Organisatoren – dazu ein, sich daran zu beteiligen. Bei der Abschlusskundgebung am Johannes-Rau-Platz sprach unter anderem Mit-Organisator Jürgen Todenhöfer, ein ehemaliger CDU-Politiker, der seine eigene Partei gegründet hat.

Die Veranstalter betonen, dass die Demonstration friedlich und solidarisch sein soll und darauf abzielt, ein Zeichen für Frieden und Gerechtigkeit zu setzen. Geplant sei ein „Trauermarsch“, wobei sich die Demonstranten mit schwarzem Klebeband auf dem Mund zeigen sollen. „Wenn wir die Bühne erreichen, dann nehmen wir das Klebeband ab, um ein Zeichen zu setzen, dass wir endlich gehört werden müssen“, so Serhat S. in einem Video auf Instagram.

Die Organisatoren hoffen nach eigenen Angaben, dass die Demonstration ein Signal der Solidarität an das palästinensische Volk sendet und dazu beiträgt, das Bewusstsein für die anhaltenden Konflikte in der Region zu schärfen.

Einige Pro-Palästina-Gruppen in NRW distanzierten sich in sozialen Netzwerken von der Veranstaltung. Todenhöfer und seine Partei versuchten, das eigene Image aufzubessern und Stimmen zu sammeln, so die Argumentation. „Diese Partei unterstützt den syrischen Diktator Bashar Al-Assad und versucht, das Bild der syrischen Regierung aufzupolieren“, schrieb ein Aktivist dazu auf Instagram.