Kevelaer. Zum Kongress Magica in Kevelaer kommen über 340 Zauberer. Hajo Bier verrät, wie der Wettbewerb abläuft und wer ganz sicher alle verzaubern wird.

Zauberei gibt’s doch! Und zwar nicht nur in Hogwarts, sondern auch am Niederrhein. Über 340 Zauberer kommen vom 12. bis zum 15. Oktober nach Kevelaer, um auf dem Kongress „Magica“ ihr Können zu zeigen. Das werden „lange Tage und kurze Nächte“, weiß Hajo Bier. Als Mitglied des Magischen Zirkels Krefeld organisiert und leitet der Gelderner die Veranstaltung, die gleichzeitig der Vorentscheid zur Deutschen Meisterschaft der Zauberkünstler ist. Und auf einen Auftritt freut sich Hajo Bier, der selbst schon so manchen verzaubert hat, ganz besonders…

Herr Bier, wie kommt’s, dass es nun ausgerechnet in Kevelaer magisch wird? Gibt’s am Niederrhein so viele Zauberer?

Tatsächlich sind wird in NRW gut vertreten und gerade am Niederrhein haben wir mit dem Magischen Zirkel Krefeld ein schlagkräftiges Team, das alle zwei Jahre die Gauklernacht organisiert. Da kommen an drei Tagen hintereinander schon mal 600 Gäste zusammen. Den Vorentscheid zur Deutschen Meisterschaft der Zauberkünstler zu organisieren, das hat sich nach Corona kein anderer Magischer Zirkel außer unserem zugetraut.

Wer kommt alles zur „Magica“?

Theoretisch konnte sich jeder anmelden, die meisten sind aber Mitglied im Magischen Zirkel. Die restlichen 10 bis 15 Prozent sind auf andere Weise mit der Zauberei verbunden. Denn wer so gut ist, dass er beim Vorentscheid platziert wird, darf an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen. Und wer dort wiederum vorne mit dabei ist, qualifiziert sich für die Weltmeisterschaft.

Wie lässt sich ein Zaubertrick überhaupt bewerten?

In der Jury sitzen Profi-Zauberer, die zum Teil auch im Bundesvorstand des Magischen Zirkels sind. Deshalb sind sie es gewohnt, Zauberstücke zu bewerten. Wer Mitglied werden will, muss ja immer auch etwas zeigen. Bei den Wettbewerben geht’s dann aber vor allem darum, wie innovativ die Idee ist, wie sauber ein Stück eingeübt wurde oder wie die Bühnenpräsenz ist. Die Kriterien hängen stark von der jeweiligen Sparte ab.

Welche Sparten gibt’s?

Insgesamt acht: Die Manipulation, für die der Zauberkünstler relativ wenig Equipment braucht, weil er beispielsweise aus einer Billardkugel zwei macht. Dann die Illusion, zu der unter anderem das Kistenzersägen gehört. Die Kartenkunst ist selbsterklärend. Bei der Mikromagie benutzt man kleine Dinge wie Münzen. Die Mentalmagie spielt unter anderem mit Vorhersagen. Dann gibt’s noch die Kindermagie, die erzählende Magie und die Comedy-Magie.

Wie sind Sie, als Lehrer, zur Zauberei gekommen?

Das ist eine ganz lustige Geschichte! Ich habe lange Schüler auf dem zweiten Bildungsweg unterrichtet, die mit Anfang/Mitte 20 auf dem Weg zum Fachabi waren. Auf einer Klassenfahrt waren wir abends alle zusammen in einer Kneipe, als ein Schüler einen Kartentrick vorführte. Dabei saß ich allerdings ungünstig, nämlich neben ihm, und konnte ihm buchstäblich in die Karten schauen. Das habe ich auch schamlos ausgenutzt (lacht). Nachdem der Schüler sein Fachabi hatte, haben wir uns dann nochmal getroffen – weil das einfach ein witziger gemeinsamer Zauberabend damals in der Kneipe war. Wir dachten, dass wir doch zusammen etwas machen könnten, und haben uns dann irgendwann beim Magischen Zirkel Krefeld vorgestellt – mit dem entsprechenden Herzflattern. Wir wurden glücklicherweise als Anwärter aufgenommen und legten drei Jahre später die theoretische und die praktische Prüfung ab.

Wie sieht denn eine theoretische Prüfung aus?

Es geht um die Geschichte der Zauberei, berühmte Zauberkünstler…

Das klingt ja doch nach Unterricht in Hogwarts.

Stimmt (lacht).

Und was haben Sie beim praktischen Teil gezeigt?

Oh, wenn ich das noch so genau wüsste… Das ist schon mehr als 25 Jahre her. Aber es war auf jeden Fall ein Kartenkunststück.

Es scheint aber ja geklappt zu haben.

Ja. Praktischerweise hatte ich immer mein Publikum in der Schule. Wenn ich einen neuen Trick hatte, konnte ich ihn erstmal in acht Klassen zeigen und testen (lacht). Dabei gab’s übrigens einen, über den einige Schüler noch beim 20. Abitreffen gesprochen haben…

Was war das für ein Trick?

Der Zuschauer hält eine Tafel in der Hand, auf dem sein Name steht. Dann muss er beispielsweise eine Karte ziehen und plötzlich steht nicht mehr der Name, sondern der Kartenwert auf der Tafel. Das hat einen starken Effekt, weil der Zuschauer die ganze Zeit selbst die Geistertafel in der Hand hält. Darüber staunen die Schüler eben heute noch. Mittlerweile ist aber schon die nächste Generation dran. Ich habe sechs Enkel und wenn die zu Besuch sind, dann fragen sie morgens schon: Opa, zauberst du heute was für uns?

Wie hat sich die Zauberkunst über die Jahre entwickelt?

Der Einsatz von Elektronik ist gestiegen, daraus erwachsen dann natürlich auch neue Möglichkeiten – gerade in der Mentalmagie.

Inwiefern?

Das darf ich nicht sagen.

Klar, die magische Verschwiegenheit. Eines aber dürfen Sie sicher verraten: Auf wen freuen Sie sich ganz besonders bei der „Magica“?

Meine Frau und ich hatten uns für den WM-Kongress in Kanada angemeldet, der allerdings wegen Corona zwei Mal verschoben wurde. Als er dann stattfand, waren die Preise so gestiegen, dass wir uns wieder abgemeldet haben. Bei dem Kongress ist dann der Belgier Laurent Piron nicht nur in seiner Sparte Weltmeister geworden, sondern hatte auch die höchste Punktzahl von allen und wurde damit Grand Prix-Sieger. Als wir nun den Kongress in Kevelaer geplant haben, ist uns aus einer Bierlaune heraus eingefallen, dass er ja aus Belgien kommt und wir ihn einladen könnten. Und tatsächlich, er hat zugesagt! Er zeigt sein Gewinnerstück nun nicht nur bei den beiden Galas, sondern spricht auch darüber in einem Seminar und in einer Talkrunde. Denn neben dem Wettbewerbsgedanken geht’s bei dem Kongress auch um den Austausch der Zauberer untereinander.

Wie sieht denn der Zaubertrick aus?

Ich habe bislang nur Schnipsel im Internet gesehen. Aber die Kulisse ist eine Werkstatt, in der sich auf einmal eine Zeichnung von alleine zerknüllt… Zauberkünstler, die in Québec dabei waren, meinten danach sogar: Jetzt glaube ich doch, dass es Zauberei gibt!

>>> Zauberei in Kevelaer und Geldern

Die Gala im Bühnenhaus Kevelaer am Sonntagabend, 15. Oktober, ist auch für Nicht-Zauberer interessant – allerdings bereits bis auf wenige Restkarten ausverkauft. Mehr Infos: www.magica-kevelaer.de

Wer Lust auf mehr Zauberei bekommen hat, sollte sich schon mal das Fronleichnamswochenende 2024 freihalten. Dann findet wieder die Gauklernacht in Geldern statt. Mehr Infos: www.hajo-bier.de