Köln/Düsseldorf. Der Schienenverkehr an Rhein und Ruhr ist seit Wochen massiv beeinträchtigt. Immer wieder verzögerten sich Bauarbeiten. Nun reicht es dem VRR.
Irgendwann war auch die Geduld der verantwortlichen Köpfe des Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) erschöpft: Mit deutlichen Worten wird die Deutsche Bahn in einer aktuellen Veröffentlichung angezählt, nachdem die Bauarbeiten auf der Bahnstrecke zwischen Köln und Düsseldorf in dieser Woche zum wiederholten Male kurzfristig verlängert wurden. Die Verantwortlichen der Bahntochter „DB Netz“ werden in einer Mitteilung aufgefordert, „das Baustellenmanagement innerhalb des Unternehmens qualitativ besser zu planen“. Die „Verlässlichkeit“ bei Bauvorhaben wird in Zweifel gezogen.
Strecke soll Sonntag endlich freigegeben werden
Immerhin befinden sich die Arbeiten, nach Angaben der Deutschen Bahn, nun in den letzten Zügen und sollen im Laufe des Wochenendes abgeschlossen werden. Die Bahn plane, so erklärt es eine Sprecherin auf NRZ-Anfrage, weiterhin die Freigabe der Strecke für Sonntag, 24. September (21 Uhr). Dann können Regional- und Fernverkehrszüge wieder zwischen Düsseldorf und Köln rollen. Die S-Bahn soll mit Betriebsstart am Montagmorgen (4:30 Uhr) wieder fahren.
Nach ursprünglichen Plänen der Bahn sollte der Abschnitt zwischen Langenfeld und Leverkusen, der für den Rhein-Ruhr-Express (RRX) ausgebaut wird, bereits Mitte August wieder befahrbar sein. Der Termin für die Freigabe der für die Region und das gesamte Land Nordrhein-Westfalen wichtigen Verbindung wurde aber mehrfach verschoben – mit massiven Auswirkungen für Pendlerinnen und Pendler. Die Linien RE1 und RE5, welche den Niederrhein und das Ruhrgebiet mit der Dommetropole verbinden, werden seit Wochen durch einen Schienenersatzverkehr mit Bussen ersetzt – mit deutlich verlängerten Fahrtzeiten.
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„Im Interesse der Nahverkehrskunden muss es das Ziel sein, größere Bauvorhaben verlässlicher zu planen und abzuwickeln und damit die Einschränkungen für die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten“, ruft der VRR der Bahn in Erinnerung. Als Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehr erwartet der VRR, dass die Bahntochter DB Netz „frühzeitiger den Dialog mit dem Verbund sucht, um entsprechende Ersatzkonzepte zeitlich besser eintakten zu können“.
Auch, wenn sich der Dialog bereits verbessert habe, „besteht allerdings noch viel Luft nach oben. Aufgrund der noch anstehenden Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen der nächsten Jahre ist ein gegenseitiger Austausch dringend geboten.“ Hunderttausende Menschen würden täglich die Bahnen an Rhein und Ruhr für ihre Wege zur Arbeit, zum Ausbildungsplatz oder zur Schule nutzen. „Wenn dann Strecken vollständig gesperrt werden, beeinträchtigt das die Kunden in besonderem Maße.“
Fahrgastverband: Appelle sind in der Vergangenheit verpufft
Den Ärger des VRR kann der Fahrgastverband Pro Bahn gut nachvollziehen. Infrage gestellt wird in einer aktuellen Mitteilung aber, ob die Kritik des Verkehrsverbunds nicht einfach ungehört verhallen wird. „Auch wenn es Gründe für solche Verzögerungen gibt, bleibt doch festzustellen, dass ähnliche Appelle von Aufgabenträgern in der Vergangenheit verpufften, und es eigentlich nie zu nachhaltigen Verbesserungen kam.“
Aus Sicht der betroffenen Fahrgäste sei das Baustellenmanagement eher schlechter geworden, merkt Pro Bahn an, „und der Umgang mit Fahrgastinformation und mit Ersatzbusverkehren zum Teil sogar deutlich schlechter“. Die Deutsche Bahn biete zwar Fahrgastverbänden wie Pro Bahn und sicher auch Aufgabenträgern und anderen Interessengruppen mehr Kommunikationsmöglichkeiten als früher an, „was wirklich zählt, ist aber das, was die Fahrgäste erleben müssen“.
Bahn betont: Baumaßnahmen haben grundsätzlich Zeitpuffer
Die Deutsche Bahn betont auf NRZ-Anfrage, dass sie Baumaßnahmen im Schienennetz grundsätzlich mit Zeitpuffern plane, um – trotz minuziöser und langfristiger Planung – auch auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren zu können. „Leider sind bei der RRX-Baustelle zwischen Langenfeld und Leverkusen in den letzten Wochen mehrere Faktoren zusammengekommen, die dazu führten, dass diese Puffer aufgebraucht waren“, erklärt eine Bahnsprecherin.
Dazu zählen unter anderem kurzfristig notwendige zusätzliche Bauarbeiten, wie der Austausch von 5.000 Schwellen im Bereich der S-Bahn sowie zeitaufwendige Kampfmittelsondierungen unter der Brücke an der Rathenaustraße in Leverkusen, aber auch Diebstähle und Vandalismus entlang der Strecke. „Zuletzt sind in der vergangenen Woche Fehlermeldungen bei den Prüf- und Abnahmefahrten für die neuen Elektronischen Stellwerke aufgetreten, die bedauerlicherweise kurzfristig zu weiteren Verzögerungen führten.“
Eisenbahnverkehrsunternehmen und Verkehrsverbünde informiere die Bahn grundsätzlich regelmäßig und frühzeitig über geplante Baumaßnahmen sowie deren weiteren Verlauf. „In diesem Fall ist dies aufgrund der – auch für uns – unplanbaren und unvorhersehbaren Ereignisse leider kurzfristig geschehen.“ Hierfür bitte die DB um Entschuldigung – immerhin.