Moers. Bald ist es wieder so weit: Die Honigernte steht an. Dirk Goldschmidt zeigt, wie die Bienen arbeiten – und worauf der Imker achten muss.

Mit der Laune ist das so eine Sache. Wenn das Wetter schlecht ist, wirkt sich das (zumindest meistens) auch auf die Stimmung aus. Das ist bei den Menschen so, aber auch bei den Bienen. Also gut, prüfender Blick in den grauen Himmel, dann zum (übrigens bestens gelaunten) Imker. Wie sind die Tiere nun wohl drauf? Dirk Goldschmidt zuckt mit den Schultern. „Das werden wir gleich sehen“, sagt er und zieht sich schon mal seine weiße Jacke drüber.

Vor zwölf Jahren ist der Industriemeister zu seinem Hobby gekommen, „durch einen Bericht im Radio übers Bienensterben“, erzählt er. Mittlerweile ist ihm natürlich bewusst, dass es dabei weniger um die Honig- und eher um die Wildbiene geht. „Aber trotzdem ist die Honigbiene, nach Schwein und Rind, das drittwichtigste Nutztier“, hält er fest. Und das nicht etwa nur wegen der Produktion von Honig, sondern gerade aufgrund der Bestäubung von Pflanzen.

Bienen sind also wichtig für die Natur. Und hinter seinem eigenen Haus befindet sich die große Wiese, dachte sich Dirk Goldschmidt, da könnte er doch einfach einen Bienenstock hinstellen! Aber „einfach“ ist so etwas leider nicht, das musste er schnell feststellen. „Man kann die Bienen nicht allein lassen“, erklärt er. Der schlimmste Feind: die Varroamilbe. „Die kann ganze Bienenvölker ausrotten.“ Um das zu verhindern, muss der Imker immer wieder eingreifen.

60.000 Tiere pro Bienenvolk

Die unterschiedlichen Methoden, von der Behandlung mit organischen Säuren bis hin zur Entnahme der männlichen Bienen, hat der Moerser in einem Kurs kennengelernt. Und irgendwie hat ihn das Thema seitdem nicht mehr losgelassen. Er kaufte sich sein erstes Bienenvolk, dann sein drittes, viertes, fünftes… und nun? Sind es mehr als 20. Bei rund 60.000 Tieren pro Volk kommen da schon einige Bienen zusammen. „Wobei“, das erklärt der Experte auch, „wir aktuell auch Hochkonjunktur haben.“

Ganz schön wuselig geht’s in einem Bienenvolk zu.
Ganz schön wuselig geht’s in einem Bienenvolk zu. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Bald schmeißen die weiblichen Bienen, die Arbeiterinnen, ihre männlichen Kollegen, die Drohnen, wieder raus. „Das nennt sich Drohnenschlacht“, sagt der Imker. Ganz schön brutal, oder? Naja. „Die Männer sind ja nur für die Fortpflanzung wichtig.“ Die Arbeit erledigen dagegen die Frauen. Und zu tun gibt’s viel, der Begriff „fleißiges Bienchen“ kommt nicht von ungefähr. „Sie sammeln eigentlich nur für den Winter, aber immer viel mehr als sie bräuchten.“

Dann nimmt der Imker ihnen die Nahrung für den Winter weg? Dirk Goldschmidt nickt. „Deshalb gibt man ihnen stattdessen Zuckerwasser.“ Aber klar, zunächst fühlen sie sich beklaut und das finden sie alles andere als gut… „Bienen stechen nur aus drei Gründen“, sagt er, „weil sie gequetscht, bedroht oder eben beklaut werden.“ Und noch etwas sollte ein Imker wissen: „Wenn eine Biene sticht, sendet sie Pheromone aus – damit die anderen wissen, wo sie hinstechen sollen.“

Die vielen Tricks des Imkers

Das kann mitunter ganz schön weh tun, sagt Dirk Goldschmidt, der selbst… „hochgradig bienengiftallergisch“ ist. Allerdings weiß er das auch erst, seit er einmal im Krankenhaus gelandet ist. Danach hat er erstmal über fünf Jahre eine Desensibilisierung durchführen lassen. Ein Stich ist also nicht mehr lebensgefährlich für ihn und dennoch: „Ich lege es nie drauf an. Denn die Biene ist ein Wildtier und wird es auch immer bleiben.“

Hinter einer dicken Wachsschicht versteckt sich der goldene Honig, den der Imker Dirk Goldschmidt nur noch in eine Schleuder packen muss – fertig ist der Holderberger Honig.
Hinter einer dicken Wachsschicht versteckt sich der goldene Honig, den der Imker Dirk Goldschmidt nur noch in eine Schleuder packen muss – fertig ist der Holderberger Honig. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Deshalb setzt sich der Imker nun sicherheitshalber auch noch seinen Hut mit Schleier auf, während er über die blühende Wiese und am grünen Bauwagen vorbei bis hin zu den hölzernen Kisten geht. „Am besten nicht direkt vors Flugloch stellen“, gibt er noch als Tipp mit. Dann zündet er einen Eierkarton an, „die brennen immer gut", und steckt ihn in einen Smoker. „Mit dem Rauch trickse ich die Bienen aus“, sagt er. „Ich schaukle ihnen vor, dass der Wald brennt.“

Und was macht jemand, der denkt, dass das Zuhause brennt? Die Taschen vollpacken und rausrennen – oder wegfliegen. „Die Bienen saugen sich mit Honig voll, wodurch sie träge und nicht mehr so angriffslustig sind“, erklärt Dirk Goldschmidt. Tatsächlich, als er den Deckel hochhebt und das erste Rähmchen herauszieht, wirkt alles ganz entspannt. Auf dem Holzrahmen tummeln sich die friedlichen Bienen und nur zwischendurch blitzen die goldenen Waben durch.

Cremiger und aromatischer Honig

Aber irgendwo muss sie doch sein… „Hier“, ruft der Imker plötzlich, „das ist die Bienenkönigin!“ Gut erkennbar an dem grünen Punkt, mit dem er sie markiert hat. Dazu ist sie aber auch deutlich größer als die Arbeiterinnen, die nur drei bis vier Wochen alt werden – im Gegensatz zur Königin, die bis zu fünf Jahre leben kann. Und weil die Königin größer ist, nutzt der Imker in den Kisten ein Absperrgitter, durch das sie nicht hindurch kommt. Dadurch kann sie nur unten ihre Eier ablegen, während oben der Honig lagert.

„Ich bin Vegetarier“, erklärt Dirk Goldschmidt. „Deshalb werden Brut und Honig strikt getrennt.“ Aber wo ist denn nun der Honig? Dazu zieht er nun ein weiteres Rähmchen hervor, von dem er die Bienen sanft abfegt. „Rauch kann man bei der Ernte nicht benutzen, sonst setzen sich die Stoffe im Honig ab.“ Einmal den den Wachs abkratzen und darunter ist er dann endlich: der flüssige Schatz! Im Frühjahr, „wenn die gelben Rapsfelder abblühen“, muss er immer schnell mit der Ernte sein, „weil der Honig sonst kandiert.“

Der Moerser Frühlingsblütenhonig ist cremig mild, der Sommertrachthonig klar aromatisch.
Der Moerser Frühlingsblütenhonig ist cremig mild, der Sommertrachthonig klar aromatisch. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Dafür aber schmeckt das Ergebnis, das später aus der Honigschleuder rauskommt, auch ganz besonders. „Der Frühtrachthonig ist cremig, den mögen alle Nutella-Kinder“, sagt Dirk Goldschmidt und lacht. Dagegen ist der Sommertrachthonig aromatischer oder, wie er findet, „der schmeckt mehr nach Honig“. Bald ist es wieder soweit, dann steht die nächste Ernte an. Aber, das ist klar, nur bei gutem Wetter – und bester Laune.

>>> Holderberger Blütenhonig

Holderberger Blütenhonig – als Frühlingsblütenhonig und Sommertrachthonig – ist offiziell geprüft. Zu kaufen gibt’s ihn in verschiedenen Hofläden, aber auch auf der Bruchstraße 36a in Moers.

Seit 2017 ist Dirk Goldschmidt zudem Bienensachverständiger im Kreis Wesel und hilft als solcher anderen Imkerinnen und Imkern, wenn sie Fragen oder Probleme haben.

Weitere Infos sind auf der Homepage zu finden www.imkerei-moers.de