Essen. Beim Frühstück oder am Altglascontainer schwirren oft Bienen. Imker warnen vor Erregern und Antibiotika-Rückständen im Honig.
"Die Menschen sehen die Bienen scheinbar hilflos umherschwirren und stellen ihnen etwas Honig hin. Das ist ein großes Problem", so Burkhard Lücking, Vorsitzender des Vereins Ruhrstadt-Imker. Denn Anfang Herbst neigt sich das Nahrungsangebot für Bienen dem natürlichen Ende zu. Das ist kein Problem für die Insekten, wohl aber wenn sie sich an fremden Honigtöpfen bedienen.
Denn so wird den Bienen nicht etwa das zurückgegeben, was sie einst selbst hergestellt haben. Nur 20 - 30Prozent des Honigbedarfs in Deutschland wird aus dem eigenen Land gedeckt. Der Rest des süßen Stoffs wird importiert, oft aus Südamerika oder Asien. Laben sich die Bienen nun an diesem Honig, können sich die heimischen Insekten mit fremden Erregern infizieren.
Die bakterielle Infektionskrankheit Amerikanische Faulbrut zum Beispiel wird über die Sporen von den Bienen verteilt. Für Menschen ist sie ungefährlich, doch für die Bienenvölker bedrohlich, weil sie die Körperstruktur ihrer Larven zersetzt. Während in Deutschland die Gabe von Antibiotika bei erkrankten Bienen verboten ist, ist das Besprühen der von Faulbrut befallenen Völker mit antibiotischen Spray in anderen Ländern Standard. Über den Import kommt so auch Honig von mit Faulbrut befallenen und mit Antibiotika behandelten Bienen auf den Deutschen Markt. Dann können sich im Honig Rückstände von den Medikamenten finden.
Trügerisches Paradies für Bienen: Der Altglascontainer
Auch Dirk Goldschmidt ist Imker in Neukirchen-Vluyn am Niederrhein. Er nennt 20 Bienenvölker am Niederrhein sein Eigen und auch er sorgt sich um seine fleißigen Insekten: "Importhonig wird nicht auf die Faulbrut untersucht. Für die Seuche reichen aber kleinste Spuren zum Verbreiten." Das Länderinstitut für Bienen nennt importierten Honig als mögliche Quelle für eine Neuinfektion.
Kommt es hier dann zum Ausbruch der Krankheit, werden Veterinärsämter aktiv und versuchen die Herde zu eliminieren. Um ein komplettes Umsiedeln oder schlimmstenfalls Töten seiner Völker zu verhindern, startete Goldschmidt letztes Jahr einen Aufruf bei Facebook. Er rief dazu auf, Honiggläser zu spülen, bevor diese in den Container wandern. "Eine kleine Tat, mit gewaltigen Nutzen für die Bienen", so Goldschmidt. Über 10.000 Mal wurde der Beitrag im Sozialen Netzwerk geteilt.
Und wer den heimischen Bienen doch helfen möchte? Die Ruhr-Imker beruhigen. Finden die Bienen zum Winter hin weniger Nahrung, schmeißen sie einfach die männlichen Bienen, die Drohnen, aus dem Stock um mehr Nahrung zu haben. So will es die Natur seit vielen Millionen Jahren.
Die Imker kümmern sich zudem um ihre Völker und füttern sie nach Bedarf. Burkhard Lücking ist überzeugt: "Am meisten hilft den heimischen Bienen, wer Honig aus der Region kauft." Der dürfe dann etwa sechs Euro pro 500 Gramm Glas kosten, während eine gleiche Menge Importhonig schon für einen Euro auf dem Weltmarkt erhältlich ist.