Aus den Niederlande. In den Niederlanden haben sich die Neuinfektionen fast verdoppelt, es kommt zu lokalen Ausbrüchen. Gemeinden kontrollieren Maßnahmen sporadisch.

Die Pandemie in den Niederlanden scheint noch lange nicht vorbei: Gut zwei Wochen nach den jüngsten Lockerungen haben sich die Neuinfektionen im Nachbarland von NRW fast verdoppelt. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt nur noch knapp unter 50 (49,9), was aus Sicht des deutschen Robert-Koch-Institutes der Grenzwert für Risikogebiete ist.

Gleichzeitig mehren sich in den niederländischen Medien Berichte darüber, dass Menschen zunehmend auch die letzten Maßnahmen – den 1,5-Meter Abstand und teilweise noch bestehende Maskenpflicht – umgehen, die Corona-Regeln nicht mehr ausreichend kontrolliert werden und es zu lokalen Ausbrüchen gekommen ist.

Rund 190 Corona-Infizierte durch Party in Enschede

So infizierten sich 189 Menschen in einer Diskothek in der niederländischen Grenzstadt Enschede bei einem Fest mit rund 600 Feiernden. Es handelte sich um das erste Fest, dass die Diskothek nach den jüngsten Lockerungen ausgerichtet hatte. Wie sich die Menschen genau infiziert haben, wird noch untersucht.

Was laut einem Bericht der niederländischen Zeitung Trouw unterdessen Fakt ist: Zahlreiche Gemeinden kontrollieren nicht regelmäßig, ob in der Gastroszene die noch bestehenden Coronamaßnahmen eingehalten werden. Eigentlich seien die Gemeinden dafür verantwortlich, die Lage im Blick zu behalten und Verwarnungen oder Geldbußen auszugeben.

Niederländische Gemeinden kontrollieren nur sporadisch

Corona in den Niederlanden: Weitere Informationen

Doch das passiere laut dem Bericht nur selten, da die Gemeinden keine ausreichenden Kapazitäten hätten. Das lässt offenbar Raum, die Regeln zu umgehen, wie niederländische Medien mutmaßen. Aktuell gelten in den Gastronomien keine Zugangsbeschränkungen, solange der 1,5-Meter-Sicherheitsabstand eingehalten werden kann.

Ist das nicht möglich, können Gäste nur mit dem Nachweis eines negativen Tests oder Impfnachweises eintreten. Gerade bei den Nachweisen könne laut Medienberichten geschummelt werden, sodass es auch Menschen in die Gastronomien gelangen, die den geforderten Nachweis selbst gar nicht erbringen können.

Niederländische Regierung in Sorge vor weiteren Ausbrüchen

Die Lage versetzt auch die niederländische Regierung zunehmend in Sorge, die bislang aber weiter an den Lockerungen festhält. Sie sieht die Gefahr nicht in den Lockerungen selbst, sondern in dem Unwillen, die restlichen Maßnahmen zu befolgen. „Wenn wir die Maßnahmen, die wir noch haben, also die 1,5-Meter-Abstandsregel, schleifen lassen, dann sehen wir wieder einen Anstieg“, so Gesundheitsminister Hugo de Jonge.

De Jonge betonte, dass aufgrund der jüngsten Lockerungen ein Anstieg der Zahlen zu erwarten gewesen sei. Doch die Schnelligkeit sei „sicher ein Grund zur Sorge“. Justizminister Ferdinand Grapperhaus rief Gäste wie Gastrounternehmer dazu auf, die Maßnahmen einzuhalten. Einen Fehler in den jüngsten Lockerungen sieht auch er laut Nachrichtensender NOS nicht, die Regierung habe schließlich nach der Empfehlung von Experten gehandelt. „Das System ist gut“, so Grapperhaus. „Aber dann muss man sich auch an die Regeln halten.“