An Rhein und Ruhr. Der SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel hält den Stundensatz für Impfärzte für zu üppig. Der Hausärzteverband warnt vor einer „Neiddiskussion“.
In den Impfzentren an Rhein und Ruhr stehen sie an vorderster Front: Ärztinnen und Ärzte, die die Impfdosen verabreichen. Es sind Freiwillige, deren Dienst allerdings lukrativ vergütet wird. Zu lukrativ, kritisiert der Bochumer SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel. Ein Stundensatz von 150 Euro ist seiner Meinung nach zu hoch bemessen. Der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Nordrhein widerspricht dieser Einschätzung vehement.
In den 53 Impfzentren in Nordrhein-Westfalen arbeiten täglich nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe durchschnittlich 630 Mediziner. In das eigens eingerichtete Freiwilligenregister haben sich bislang etwa 16.600 Ärztinnen und Ärzte eingetragen. Es sind häufig niedergelassene Ärzte, aber auch pensionierte oder solche, die von ihren Krankenhäusern freigestellt werden.
Yüksel: Drei Tage impfen bringt Monatslohn eines Notfallmediziners
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Pro Stunde impfen sie laut Kassenärztlicher Vereinigung Nordrhein (KVNO) etwa zwölf Patienten. Dafür erhalten sie einen Stundensatz von 150 Euro. „Bei einem Tagessatz von 1200 Euro verdient ein Arzt in einem Impfzentrum an drei Tagen so viel wie ein Notfallmediziner, der auf einer Corona-Intensivstation arbeitet, in einem Monat verdient“, rechnet SPD-Mann Yüksel vor. Anders als die Krankenhausangestellten werden für die Impfärzte keine Sozialabgaben fällig. Für Yüksel ist die Höhe des Verdienstes der Freiwilligen „unanständig“.
Ausgehandelt hat diesen Stundensatz das Land mit den Kassenärztlichen Vereinigungen. Dass auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ihn für recht üppig hält, machte er in einer Sitzung des Gesundheitsausschusses im Januar deutlich. Bereits damals hatte Yüksel die Höhe des Stundensatzes kritisiert. Laut Protokoll antwortete Laumann: „Ob meine persönliche Meinung so weit von der von Herrn Yüksel entfernt liegt, will ich hier nicht äußern.“
Vorsitzende des Hausärzteverbandes Nordrhein warnt vor „Neiddiskussion“
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Dr. Oliver Funken, der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Nordrhein, warnt hingegen vor einer „Neiddiskussion“. Die Höhe des Stundensatzes entspreche der eines angestellten Oberarztes in einem Krankenhaus. Der Hausärzteverband drängt schon länger darauf, dass Impfungen in den Praxen durchgeführt werden können. Die Kernargumente: bessere Erreichbarkeit für die Patienten und ein höheres Vertrauen zu den Ärzten, die ihnen bekannt sind. Ab Mitte April sollen die Praxen mit in die Impfkampagne in NRW eingebunden werden, teilte Ministerpräsident Laschet am Freitag mit.
Auch die KVNO wirbt für die Beteiligung der Praxen: „Unsere niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen im Rheinland warten nun darauf, endlich ins Impfgeschehen einsteigen zu dürfen“, so KV-Chef Dr. Frank Bergmann. Sofern ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehe, könnten allein im Bezirk Nordrhein gut 500.000 Impfungen wöchentlich durchgeführt werden, betont Bergmann.
Pro Impfung inklusive Impfberatung können die niedergelassenen Ärzte 20 Euro abrechnen. „Sie tragen dann aber auch das Haftungsrisiko“, betont Hausärzte-Funktionär Dr. Funken.