Essen. . Viele Essener Schulleiter wünschen sich, dass Pausenhöfe nach Schulschluss mit Kameras überwacht werden. Das soll gegen Vandalismus schützen.

Viele Leiter von Essener Schulen sprechen sich dafür aus, die Pausenhöfe nach Schulschluss von Videokameras überwachen zu lassen. Das war bisher wegen der Datenschutz-Gesetze kaum machbar, könnte aber womöglich künftig einfacher durchzusetzen sein. Derzeit prüft die Stadt, ob – wir berichteten – die Astrid-Lindgen-Grundschule im Hörsterfeld (Stadtteil Horst) Videokameras erhält. Dort hatte es wiederholt Vandalismus nach Unterrichtsende gegeben.

„Die Probleme, die auf Schulhöfen entstehen und verursacht werden von Leuten, die gar nichts mit der Schule zu tun haben, werden eher mehr als weniger“, sagt zum Beispiel Olaf Kehlert, Sprecher der Essener Realschul-Leiter. Er selbst ist Chef an der Geschwister-Scholl-Realschule in Borbeck und musste vor zwei Jahren miterleben, dass Einbrecher in die Turnhalle eindrangen und dort Feuer legten. „Wenn Videoüberwachung möglich wäre, würden wir sofort über eine Einführung nachdenken“, betont Kehlert.

„Eine Überwachung wäre absolut sinnvoll“

Ähnlich äußert sich Barbara Bielefeld, Leiterin der Gertrud-Bäumer-Realschule in Altenessen: „Eine Video-Überwachung wäre absolut sinnvoll, allein wegen der abschreckenden Wirkung.“ Auch ihre Schule hätte, wie so viele im Stadtgebiet, regelmäßig mit Einbrüchen zu kämpfen. „Da werden Beamer geklaut und Computer, selbst Stempel fehlen.“

Vandalismus an Schulen ist ein Problem, das jährlich wiederkehrend hohe Fallzahlen verursacht. Im letzten Jahr wurden der Polizei 114 Vorgänge gemeldet; 21 davon waren Graffiti-Schmierereien. Ansonsten: Zerbrochene Scheiben, zerstörte Bänke auf Pausenhöfen. Die Täter sind auffallend jung, zwischen 14 und 18 Jahren, meistens männlich.

Auch Winfried Bega, Sprecher der Grundschul-Rektoren in Essen, hat an seiner eigenen Schule, der Schule am Wasserturm (Südostviertel), morgens früh schon viel gesehen: „Scherben von Bierflaschen oder Mariuhana-Tütchen sind da nur das Geringste.“ Und Berthold Urch, Sprecher der Gymnasial-Leiter, hat für seine Schule, das Krupp-Gymnasium in Frohnhausen, vor Jahren schon mal bei der Stadt Videoüberwachung am Eingang beantragt. Ergebnis: Negativ. Zu aufwändig, hieß es, zu kostspielig, zu umfangreich die Datenschutz-Gesetze.

Unklar ist, wie das neue Gesetz wirkt

Mit der neuen „Datenschutz-Grundverordnung“ (DSGVO), die Ende Mai in Kraft trat, könnte sich das ändern: Experten diskutieren derzeit, ob die Videoüberwachung öffentlicher Räume durch die DSGVO leichter wird oder nicht. Auch die Juristen der Stadt sind sich da noch nicht sicher: „Wir prüfen – in jedem Fall bleibt Videoüberwachung eine Abwägungs-Sache“, sagt eine Sprecherin der Stadt. „Es werden immer Einzelfall-Entscheidungen bleiben.“

Dabei hat es eine solche schon mal gegeben: Vor mehr als zehn Jahren installierte man an der Gustav-Heinemann-Gesamtschule (Schonnebeck) Kameras. Sie liefern auf Monitore in der Hausmeister-Loge Bilder, diese werden mehrere Tage gespeichert. „Damit haben wir viele Täter erwischt“, sagt Hausmeister Herbert Tagnesi, der seit 20 Jahren an der Schule arbeitet. „Damals gab es offenbar eine Sondergenehmigung.“ Das Gelände der Heinemann-Schule ist zu vielen Seiten hin offen.

Hausmeister fehlen vor Ort mit ihrer Präsenz

„Das Problem ist größer geworden“, sagt auch Grundsschulleiter Winfried Bega, „seit die Hausmeister in der Regel nicht mehr an Ort und Stelle wohnen.“ Tatsächlich stehen an vielen Schulen die früheren Hausmeister-Wohnungen leer.