Essen. . Ende November 1987 eröffnete das Gildehof-Bad mitten in der City. Die Stadt will ein Bad der Superlative, doch nach fünf Jahren schließt es schon wieder.

  • Mit 1700 Gästen täglich rechnet man im Gildehof-Bad, doch es werden nicht mehr als 600
  • Die Planung erweist sich als vollkommen falsch, hinzu kommen Baumängel und tragische Unglücke
  • 1992 schließt das Bad, doch es kostet die Stadt viele Jahre weiter Geld

Zu allem Überfluss sollte es auch noch „Holiday Beach“ heißen, plump und sich anbiedernd an das, was damals als vermeintlich modern galt. Doch es wurde nur „Gildehof-Bad“ benannt. Was diese Geschichte, die vor 30 Jahren begann, nicht weniger peinlich macht.

Am 20. November 1987 eröffnet ein städtisches Schwimmbad mitten in der City, im Nordtrakt des neu errichteten Büro- und Geschäftskomplexes „Gildehof-Center“ neben dem Hauptbahnhof. Es soll ein „Spaßbad der Superlative werden, das bundesweit Maßstäbe setzt“, so heißt es damals in der Lokalzeitung. 6500 Quadratmeter, verteilt über zwei Stockwerke, mit Rutsche, Fontänen, Wasserfällen, tropisch dekoriert.

Von einer neuen „Bad-Ära“ ist die Rede, und man kann den Mund gar nicht voll genug nehmen: 2,4 Millionen DM Jahrespacht, für 25 Jahre fest vereinbart, plus 2 Millionen DM jährliche Betriebskosten: „Mit Leichtigkeit zu schaffen“, heißt es. 1700 Gäste hätten täglich kommen müssen, damit das Bad sich rechnet. Es werden nie mehr als 600 im Schnitt.

Stadt ist verwöhnt vom Erfolg der „Oase“

Die Stadt ist damals verwöhnt vom Erfolg der „Oase“ in Frohnhausen. 1984, im zweiten Jahr seines Bestehens, kommen 400 000 Besucher in das neu konzipierte Spaßbad im Essener Westen. Zum Vergleich: Alle Essener Freibäder zählten im Jahr 2017 zusammengerechnet etwas mehr als 300 000 Besucher. Die „Oase“ gilt damals, Mitte der Achtziger, als Deutschlands erfolgreichstes kommunales Schwimmbad. Dass es sich trotzdem rechnerisch nie trägt, vergessen die Verantwortlichen damals wohl, als sie vom Gildehof-Bad schwärmen.

Der vermeintliche Clou, das Bad direkt ins Stadtzentrum zu bauen, sodass möglichst viele Gäste mit Bus und Bahn anreisen, entpuppt sich als Fehlentscheidung: Die meisten kommen trotzdem per Pkw und müssen zusätzliche Gebühren im neuen Parkhaus zahlen. Dabei kostet allein der Bad-Eintritt für Erwachsene damals schon 18 DM. Die Sicht auf die vielbefahrenen Berne- und Gildehofstraße, die den Bau einklemmen, werden ebenfalls als wenig attraktiv empfunden.

Schon vorher war eine Bauruine befürchtet worden

Schon die Errichtung war nicht ohne Komplikationen verlaufen. Das Gildehof-Center mit seinen 13 Stockwerken war vier Jahre lang gebaut worden, mehrfach wechselten die Firmen.

Nicht wenige befürchteten eine Ruine auf ewig, mitten in der Stadt. Immerhin: Spielzeug-Discounter und Diskothek gibt es heute noch im Gildehof-Center. Das Schwimmbad aber, das das Herz des neuen Komplexes sein soll, schließt nach dem ersten Wochenende im November 1987 schon wieder – die ersten Kacheln kommen von den Wänden.

Kritik an der Unübersichtlichkeit

Das Bad hat permanent mit Schimmel zu kämpfen, und im Sommer 1988 ertrinken zwei Kinder. Das Bad ist nicht schuld, aber: Seine Unübersichtlichkeit wird kritisiert.

Mehr Bademeister sollen Abhilfe schaffen – vergeblich. Längst gibt es erste Forderungen, das Bad zu schließen. Ende 1992 macht es dann dicht, doch das Drama geht weiter: Weil das Wasser im Brandfall für die Sprinkler-Anlage des gesamten Centers herhalten muss, können die Becken nicht trockengelegt werden. Die Technik bleibt in Betrieb und Aufsichtspersonal muss weiterbeschäftigt werden. Mit den entsprechenden Kosten. Erst ab 1997 erfolgt der Umbau und Abriss des Schwimmbads, ehe 1999 die Stadtbibliothek um die Räume erweitert und neu eröffnet wird.

Auch die „Oase“ machte später dicht

Und die „Oase“? Die Verantwortlichen hatten beim Bau des Gildehof-Bads nicht damit gerechnet, dass die Zeit der Spaßbäder schon Mitte der Achtziger zu kriseln begann – auch in Frohnhausen gingen die Zahlen der Besucher zurück. Was folgte, waren Anbauten und Erweiterungen, dubiose Investoren, die auftraten – doch die „Oase“ schloss 2010, wurde später abgerissen.