Essen. Laubbläser sind nicht nur laut – sie wirbeln auch Feinstaub auf. Naturschützer sind vor allem Kombi-Geräte suspekt: Sie können kleine Tiere töten
Goldener Herbst: Es dröhnt in Vorgärten und Parks. Wenn die Blätter von den Bäumen fallen, holen viele Gärtner die Laubbläser aus dem Keller. Viele Städte an Rhein und Ruhr haben in den vergangenen Jahren Personal bei der Grünpflege abgebaut und setzen jetzt auf die Arbeitskraft der Maschinen. Ein Laubbläser ersetzt bis zu vier Arbeiter mit Laubrechen. Auch viele Hobbygärtner haben Spaß an der röhrenden Technik – zum Leidwesen ihrer Nachbarn. Doch es ist nicht nur die Lautstärke, die Umweltschützer stört. Denn beim Laubblasen steigt auch die Feinstaubbelastung und die Gefahr für Natur und Umwelt.
Lärmschutzmaßnahmen
Mitarbeiter der Ordnungsdienste sind im Herbst fast täglich mit den Laubbläsern unterwegs. Dabei fällt auf: Der Ohrenschutz ist immer dabei. Denn Laubbläser sind sehr laut. Einige Geräte schaffen einen Lärmpegel von 110 Dezibel, wie das Umweltbundesamt mitteilt. Das Gehör kann laut Studien schon ab 85 Dezibel geschädigt werden. „Aber der Lärm ist bei jedem Gerät unterschiedlich“, erklärt Peter Schütz, Pressesprecher des NRW-Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv). Die Kommunen sind verpflichtet, ihre Mitarbeiter vor dem Lärm der lauten Benzinmotoren zu schützen.
Doch auch viele Anwohner stört das Geräusch. Deshalb ist in der Lärmschutzverordnung des Bundesministeriums für Umwelt genau beschrieben, wann Gartengeräte mit voller Lautstärke betrieben werden dürfen und wann nicht. „Demnach ist es in allgemeinen und reinen Wohngebieten verboten, Rasenmäher an Sonn- und Feiertagen ganztägig und an Werktagen in der Zeit von 20 bis 7 Uhr zu nutzen. Insbesondere in Wohngebieten gilt darüber hinaus für bestimmte Geräte, wie z.B. für Laubbläser und Laubsammler, grundsätzlich auch ein Betriebsverbot in der Zeit von 7 bis 9 Uhr, 13 bis 15 Uhr, 17 bis 20 Uhr“, sagt die Verordnung. Heißt: Erlaubt ist Laubblasen nur von 9 bis 13 Uhr und von 15 bis 17 Uhr.
Feinstaubbelastung steigt nur leicht
Doch nicht nur der Lärm ist ein Problem bei den Laubbläsern, sondern auch die Staubbelastung. „Laubbläser produzieren Abgase, wie ein Pkw“, erklärt Schütz. Dabei könnten manche Bläser sogar mehr Abgase entwickeln als moderne, emissionsarme Autos. Der Schaden durch Laubbläser ist aber sehr gering und macht nur einen kleinen Anteil der Staubbelastung in den Städten aus. Der Staub, den diese Bläser aufwirbeln und gleichzeitig produzieren, sei ein Gemisch aus Schadstoffen, unter anderem aus Grob-, Fein- und Feinststaub. „Eine Gefahr bestehe dabei nur für die Menschen, die unmittelbar mit dem Gerät arbeiten oder sich nah am Gebläse aufhalten. Betroffene können dabei Tiere, Kinder oder auch Babys in Kinderwagen sein“, erklärt Schütz. Ansonsten sei die Feinstaubbelastung, die von diesen Geräten ausgeht, eher gering. Das gilt auch für den aufgewirbelten Feinstaub, der mit dem Laub durch die Luft gewirbelt wird.
Nabu besorgt um kleine Tiere
Trotzdem zeigt sich der Nabu in NRW besorgt. „Die Bläser haben eine unglaubliche Kraft, so dass kleine Tiere durch die Luft geschleudert werden können“, sagt Birgit Königs vom Nabu. Viel schlimmer findet sie die Kombi-Geräte, die nicht nur blasen, sondern auch saugen und häckseln können. „Hier besteht ganz konkrete Gefahr für das Leben der Tiere. Auch kleine Igel und Mäuse können so getötet werden.“ Eine optimale Lösung wäre für die Nabu-Sprecherin der gute alte Rechen. „Auf kleinen Flächen kann man das Laub zusammenfegen und es dann in den natürlichen Kreislauf übergehen lassen. Zum Beispiel kann man das Laub auf dem Kompost geben oder es als Unterschlupf für Igel verwenden.“
So sieht es auch der Sprecher des Lanuv, Peter Schütz. Für große Flächen allerdings gibt es heute kaum mehr Alternativen zum Laubbläser. „Ohne die Geräte müsste mehr Personal eingestellt werden, um die Flächen in der selben Zeit zu reinigen. Das ist bei den meisten Kommunen finanziell nicht drin“, sagt er. Eine Idee der Zukunft wären für ihn aber akkubetriebene Laubbläser. Diese sind leiser und emissionsärmer. Wenn man sie mit Ökostrom auflädt, sind sie (außer bei der Herstellung selbst) Null-Emissions-Geräte. Gleichzeitig gibt der Sprecher aber zu bedenken, dass die Akkulaufzeit sehr hoch sein muss. „Wenn man für einen Arbeitstag viele Akkus mit sich rum tragen muss, damit man seine Arbeit schafft, muss man wieder überlegen, ob das finanziell tragbar ist."