Essen. Aus Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet arbeiten sich Wohnungseinbrecher aufs Land vor. Laut einem Bericht des Landeskriminalamts ist die Zahl der Einbrüche zwar gestiegen — aber die Polizei wertet ihre Arbeit als Erfolg. Trotz über 800 minderjährigen Einbrechern.

„Achten Sie auf unbekannte Personen und Fahrzeuge in ihrer Nachbarschaft“, „Halten Sie die Eingangstüren von Mehrfamilienhäusern auch tagsüber geschlossen“ – Ratschläge wie diese gab die Polizei in Duisburg nicht von ungefähr. Allein am Dienstag registrierten die Beamten zwischen 6 und 15 Uhr vier Einbrüche, zweimal hatten die Täter Erfolg.

Ab Oktober ziehen die Einbruchszahlen wieder an, Monat für Monat immer mehr, in der vergangenen Saison war im Januar mit NRW-weit 7713 Fällen der Höhepunkt erreicht. Morgens wird es spät hell, abends früh dunkel – das nutzen Kriminelle aus. 2013 registrierte die Polizei in Nordrhein-Westfalen 54.953 versuchte und vollendete Wohnungseinbrüche. So viele wie nie zuvor.

Dass die Fallzahl nur um 1,5 Prozent gegenüber 2012 stieg und die Zahl der vollendeten Einbrüche sogar zurückging, wertet die Polizei in NRW als Erfolg. Anlass zur Entwarnung gibt es nicht, das zeigt auch ein jetzt vorliegendes Lagebild des Landeskriminalamtes in Düsseldorf (LKA).

Auch interessant

Wann wird eingebrochen?

Die Täter kommen bevorzugt in den Nachmittagsstunden, ab 15 Uhr. Oft suchen sie sich Wohnungen in Mehrfamilienhäusern aus (47,7% der Fälle), in einem Drittel waren es Einfamilienhäuser. Fenster oder Türen werden aufgehebelt, seltener eingeschlagen (viel zu laut, Verletzungsgefahr). In speziellen Fällen brechen Profis auch Zylinder von Schlössern auf oder drehen sie ab. Die meisten Tatobjekte lagen in Köln, Düsseldorf und dem Ruhrgebiet. Allerdings beobachten die Ermittler, dass sich die Kriminellen von dort aus in ländliche Regionen vorarbeiten.

Wer bricht ein?

Insgesamt 5284 Tatverdächtige konnte die Polizei im Jahr 2013 ermitteln. Der typische Einbrecher ist ein Mann, zwischen 16 und 33 Jahren alt. Der Anteil nichtdeutscher Verdächtiger steigt stetig, auf zuletzt fast 40%. Immer wieder schlagen Banden zu, die aus dem Ausland operieren, die Einbrecher dort extra anwerben. Nahe den Tatorten werden vorübergehend Wohnungen gemietet. Mit immerhin 114 Kinder-Einbrechern und 693 Jugendlichen hatte es die Polizei im vergangenen Jahr aber auch zu tun. Typisch für sie (und für Frauen) ist folgende Vorgehensweise: Es wird in Mehrfamilienhäusern geklingelt, die Täter gelangen hinein, mit geringer Gewalt öffnen sie dann die oft schlecht gesicherten Wohnungstüren.

Auch interessant

Was wird geklaut?

Entwendet wird Bargeld (2013: insgesamt 23 Millionen Euro), aber auch PCs, Mobiltelefone, Tresore, Fotoapparate, Kameras und Spielekonsolen... Alles, was sich zu Geld machen lässt. Aus Wohnungseinbruchsdiebstählen sind durch die NRW-Polizeibehörden etwa 100 000 Gegenstände zur Fahndung ausgeschrieben. Insgesamt machten die Täter 2013 Beute in Höhe von 166,27 Mio Euro. Das waren im Schnitt 5159 Euro Beute je vollendetem Einbruch.

Was tut die Polizei?

Der Kampf gegen Einbrecher ist ein erklärter Schwerpunkt der Polizei in NRW. Ihr Konzept „Riegel vor“ hat sie erweitert und nimmt auch reisende Täter ins Visier. Vor allem ihnen widmeten sich im vergangenen Jahr 96 Ermittlungskommissionen. Immer öfter führen DNA-Spuren auf die Fährte der Täter (2013: 758 Mal) Die Zusammenarbeit zwischen Behörden, auch international, wurde verstärkt, der Informationsaustausch intensiviert. Es gibt großangelegte Kontrollaktionen (Fahndungstage) und eine breite Öffentlichkeitarbeit, die Bürger ermuntern soll, Haus und Hof besser zu sichern und aufmerksam zu sein