An Rhein und Ruhr. . Tester finden Rückstände eines Kontrastmittels im Trinkwasser mehrerer Städte an Rhein und Ruhr. Auch wenn keine Gefahr besteht: Zu suchen hat es da nichts

Die Verbraucherzeitschrift „Ökotest“ hat bei einer bundesweiten Untersuchung vor allem im Trinkwasser von Kommunen an Rhein und Ruhr vermehrt Rückstände des medizinischen Kontrastmittels Gadolinium festgestellt. Eine Gesundheitsgefahr sei von den gemessenen Konzentrationen nicht zu erwarten, heißt es ausdrücklich. Gleichwohl dürfte die Untersuchung die Debatte neu befeuern, wie das Trinkwasser in Nordrhein-Westfalen noch besser werden kann. Denn, soviel steht fest: Kontrastmittel gehört da ebenso wenig hinein wie andere Arzneimittelrückstände.

Gadolinium ist ein Metall, das vor Tomographie-Untersuchungen gespritzt wird. Patienten scheiden es später über den Urin aus, so gelangt es ins Abwasser – und weil Kläranlagen den Stoff in der Regel nicht „knacken“ können, dann auch in die Flüsse. Erhöhte Konzentrationen haben die „Ökotester“ u. a. in Oberhausen, Essen, Bottrop und Mülheim gefunden, in Düsseldorf waren die Werte „leicht erhöht“. Die Tester führen das darauf zurück, dass das Trinkwasser überall dort vorwiegend aus Uferfiltrat gezogen wird.

Pilotprojekt in Gelsenkirchen

Einen vorgeschriebenen Grenzwert für Gadolinium gibt es nicht, lediglich einen „Orientierungswert“ von 100 Nanogramm je Liter Trinkwasser, bei dem Experten keine Gesundheitsgefahren sehen. Von diesem Wert waren die jetzt gemessenen Höchstkonzentrationen von 34 bis 40 Nanogramm weit entfernt. Erledigt ist der Fall für die Ökotester damit aber noch lange nicht. Sie verweisen darauf, dass die Folgen einer Langzeitaufnahme von Gadolinium nicht untersucht seien.

In NRW berührt die Untersuchung eine empfindliche Diskussion. Seit dem Skandal um die Chemikalie PFT hatten sich Versorger immer wieder für die Qualität ihres Trinkwassers rechtfertigen müssen, wobei die streng kontrolliert wird und den gesetzlichen Anforderungen voll und ganz genügt. Gleichwohl ist Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) dahinter her, dass mit immer besseren Filteranlagen auch das Trinkwasser besser wird. „Wir nehmen das Thema Mikroschadstoffe im Wasser sehr ernst“, heißt es im Ministerium. Auch Rückstände des Schmerzpräparats „Voltaren“ im Ruhrwasser hatten für Diskussionen gesorgt. Mit den Wasserversorgern vor Ort wird derzeit die Strategie „Reine Ruhr“ umgesetzt. Bis zum Jahr 2018 läuft in den Wasserwerken eine 300 Millionen Euro teure Aufrüstung. Um dieses Paket hatte Remmel mit den Versorgern lange gerungen.

"Röntgenkontrastmittel sind das Hauptproblem"

Schadstoffe teuer aus dem Wasser zu filtern, ist der eine Weg. Besser aber ist: Sie kommen gar nicht hinein. Mit Trinkwassergewinnung hat die Emschergenossenschaft nichts zu tun, wohl aber mit Abwasser. Sie beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit der Frage, wie Mikroschadstoffe aus dem Wasser rausgehalten werden können. „Schwer abbaubare Röntgenkontrastmittel sind das Hauptproblem“, erklärte Sprecher Ilias Abawi gegenüber der NRZ. Er verdeutlichte die Dimensionen: „Es geht um Konzentrationen wie bei einem im Essener Baldeneysee vesenkten Zuckerwürfel.“ Gleichwohl sei es wichtig, etwas zu tun: Hormone aus Rückständen der Antibabypille etwa sorgten im Wasser von Flüssen dafür, dass Fische „verweiblichten“.

Näher ran an die Verursacher, lautet die Devise bei der Emschergenossenschaft. Unter ihrer Federführung wurde im Jahr 2009 auf dem Gelände des Gelsenkirchener Marienhospitals eine Spezialkläranlage gebaut, welche die Klinikabwässer reinigt, noch ehe sie in die Emscher gelangen. Mit Membran- und Aktivkohlefiltern sowie einer Ozonreinigung ist modernste Technik im Einsatz. „Untersuchungen haben aber gezeigt, dass trotzdem noch 10% der Spurenstoffe im Wasser verbleiben“, erklärt Abawi.

Nun wollen Emschergenossenschaft und Klinik noch einen Schritt weiter gehen: Der mit Kontrastmittel belastete Urin soll erst gar nicht in die Klinik-Kläranlage. Tomographie-Patienten können sich vom 15. bis 28. September freiwillig an einem Pilotprojekt beteiligten. Der belastete Urin wird mit Beuteln aufgefangen, mit Gel eingedickt und im regulären Müll entsorgt. Zeitgleiche Messungen im Wasser der Kläranlage sollen dann Aufschluss geben, wie sich die Schadstoffbelastung bessert.