Gütersloh. Die Menschen in Nordrhein-Westfalen halten einer Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge immer besser zusammen. Auch die Toleranz gegenüber Homosexuellen wachse. Immer seltener akzeptierten die Bürger aber, wenn Zuwanderer ihren traditionellen Lebensstil pflegen.
Die Nordrhein-Westfalen sind in den letzten 25 Jahren hilfsbereiter, solidarischer und auch toleranter geworden, heißt es in einer Studie der Bertelsmann Stiftung. Insgesamt sei in NRW wie auch bundesweit der gesellschaftliche Zusammenhalt gewachsen. Allerdings sinke auch zwischen Rhein und Weser die Akzeptanz für Zuwanderer, die hier ihren traditionellen Lebensstil pflegen, schreiben die Autoren der privaten Jacobs University Bremen in der am Montag veröffentlichten Vergleichsstudie der Bundesländer.
NRW hat bei Solidarität und Hilfsbereitschaft aufgeholt
Eine Gesellschaft, die zusammenhalte, sei gekennzeichnet durch "belastbare soziale Beziehungen, eine positive emotionale Verbundenheit ihrer Mitglieder mit dem Gemeinwesen und eine ausgeprägte Gemeinwohlorientierung", definiert die Studie unter dem Titel "Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt". Entsprechend wurden diese drei Aspekte mit zahlreichen Unterpunkten wie Vertrauen in die Mitmenschen oder Gerechtigkeitsempfinden untersucht.
Bei Solidarität und Hilfsbereitschaft habe NRW stark aufgeholt und stehe bundesweit mittlerweile an dritter Stelle. Das zeige sich auch im starken ehrenamtlichen Engagement der Bürger, das noch vor zehn Jahren weit unter dem Bundesdurchschnitt gelegen habe. Ebenso sei die soziale Vernetzung gewachsen. Vor dem Jahr 2000 habe nur jeder zweite gesagt, er könne enge Bezugspersonen außerhalb der Familie um Hilfe bitten. Heute seien es 75 Prozent.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt spürbar gewachsen
Die Menschen in NRW sind nach Ansicht der Sozialforscher im Laufe der Jahre offener für gesellschaftliche Vielfalt geworden. So zeigten sie sich heute toleranter gegenüber Homosexualität als Anfang der 1990er Jahre.
Auch die Akzeptanz gegenüber Zuwanderern habe sich erhöht. "Aktuell sind deutlich weniger Menschen als zu Beginn der 1990er Jahre der Meinung, Ausländern sollte eine politische Betätigung untersagt werden", schreiben die Forscher. Entsprechend dem Bundestrend seien aber auch in NRW die Vorbehalte gegenüber Zuwanderern gewachsen, die hier den Lebensstil und die Traditionen ihrer Heimatländer pflegten. Zugleich weist die Studie nach, dass in den Bundesländern mit den höchsten Ausländeranteilen die Bürger am engsten zusammenhalten.
Der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland ist seit 1990 spürbar gewachsen, lautet das Fazit der Forscher. Dies gehe im Osten aber deutlich langsamer voran als im Westen. Der Studie zufolge ist der Gemeinsinn in Hamburg am größten. Die ostdeutschen Bundesländer belegen dagegen die fünf letzten Plätze.