Herford. Ein Leichenfund in Herford lässt die Hoffnung auf einen positiven Ausgang im Fall des vermissten Dano schwinden: Polizisten haben am Donnerstag eine Kinderleiche nahe dem Fluss Werre gefunden. Angeblich hat es auch eine Festnahme gegeben.

Im Fall des seit drei Wochen vermissten Dano aus Herford hat es nach übereinstimmenden Medienberichten eine Festnahme gegeben. Nach Informationen des "Westfalen-Blattes" wurde ein Mann festgenommen, der bereits 2007 im Verdacht gestanden haben soll, in Hannover die achtjährige Jenisa getötet zu haben.

Der Verdächtige war angeblich der Freund von Jenisas Tante. Das Mädchen aus einer Sinti-Familie war am 7. September 2007 auf dem Weg zu ihrer Tante, die zusammen mit ihrem Freund in einem Hochhauskomplex in Hannover wohnt. Im Haus des Verdächtigen verlor sich ihre Spur. Laut Polizei Hannover ist die Leiche des Kindes bis dato nicht gefunden worden. Der Freund der Tante war damals in Untersuchungshaft genommen worden, musste aber nach sechs Wochen wieder entlassen werden und zog später nach Herford, wie es heißt. Auch die "Neue Westfälische" berichtet von einer Festnahme im Fall Dano.

Auch bei den Ermittlungen zum Mord an dem achtjährigen türkischen Mädchen Kardelen in Paderborn hatte die Polizei im Jahr 2009 Parallelen zum Fall des Mädchens Jenisa in Hannover laut Presseberichten geprüft. Kardelen war am 12. Januar 2009 von ihren Eltern als vermisst gemeldet worden. Am Tag ihres Verschwindens hatte das Mädchen am Mittag die Wohnung ihrer Eltern in Paderborn verlassen, um in einem etwa 30 Meter entfernten Nachbarhaus mit einer Freundin zu spielen. Wegen des Mordes wurde schließlich im Dezember 2009 ein 29-jähriger Nachbar der Familie von einem türkischen Gericht zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Er soll bis zum Schluss seine Unschuld beteuert haben und war unter anderem von seiner Ehefrau belastet worden.

Die Polizei wollte sich vor einer Pressekonferenz am Mittag nicht zu Details im Fall Dano äußern. Staatsanwaltschaft und Polizei wollen in Bielefeld um 13 Uhr über neue Erkenntnisse zu dem vermissten Fünfjährigen informieren. Laut Westfalenblatt soll es sich bei dem Festgenommenen um einen Nachbarn der Familie von Dano handeln, der im selben Hochhauskomplex lebe.

Kinderleiche in Herford gefunden

Fast drei Wochen nach dem rätselhaften Verschwinden des fünfjährigen Dano aus Herford hatte die Polizei am Donnerstag eine Kinderleiche gefunden. Der Körper sei in Herford in einem Gebüsch etwa 150 Meter entfernt vom Fluss Werre entdeckt worden, teilte die Polizei mit. Noch sei nicht sicher, ob es sich um den Jungen handle. Ob die Leiche sichtbare Verletzungen hatte, wollte die Polizei nicht sagen.

Danos Spur hatte sich am 14. März auf einem Spielplatz in der Nähe der Werre verloren. Der Spielplatz ist rund zwei Kilometer vom Elternhaus entfernt. Ein Vergleich der Kleidung habe die Vermutung gestärkt, dass es sich um dem kleinen Dano handle, berichteten mehrere Medien.

Nach Angaben der Polizei hatten zwei Ermittler am Mittag an der Werre nach dem Kind gesucht. Sie hätten dann aber die Umgebung etwas weiträumiger kontrolliert und seien durch puren Zufall auf die Leiche gestoßen. Sie lag in einem Gebüsch zwischen einer Tankstelle und einem Kanu-Club. Der Fundort wurde schnell weiträumig abgesperrt. Beamte der Spurensicherung in weißen Overalls drehten auf dem Gelände jeden Stein und jedes Blatt um.

Eltern von der Polizei abgeschirmt

Tagelang hatten Suchmannschaften den Abschnitt der Werre zwischen Herford und Bad Oeynhausen abgesucht. Hubschrauber, Wärmekameras, Spürhunde, Taucher, Boote mit Sonargeräten hatten keinen Erfolg gebracht. Auch der Wohnblock, in dem Danos Eltern und seine Geschwister wohnen, und eine Kleingartenanlage waren ergebnislos durchsucht worden. Eine 30-köpfige Ermittlergruppe ging Hunderten von Hinweisen nach. Am Ende hielten die Ermittler ein Verbrechen für immer wahrscheinlicher.

Die Eltern wurden am Donnerstag von der Polizei abgeschirmt. "Viele Menschen wollten den Eltern schon ihr Beileid bekunden", sagte eine Polizeisprecherin. Die Familie aus dem Kosovo werde von geschulten Beamten betreut.

Herfords Bürgermeister Bruno Wollbrink zeigte sich bestürzt. "Was kann es Schlimmeres geben, als die Leiche eines Kindes zu finden", sagte er. "Sollte es tatsächlich Dano sein, dann gilt unser aller Mitgefühl den Eltern und der Familie."

Zahlreiche Menschen in der westfälischen Stadt hatten sich an der Suche beteiligt. In der ganzen Region hingen zahllose Plakate mit dem Bild des Jungen. Das Engagement der Herforder habe ihn beeindruckt, sagte der Bürgermeister. "Ich bin mir sicher, dass ganz Herford mittrauert." (dpa/WE)