Hochsauerlandkreis. . Vier Städte im Sauerland, der Kreis und die Polizei haben die Ordnungspartnerschaft “Motorradlärm“ geschlossen. Verstärkte Kontrollen und saftige Bußgelder als Folge von massiven Anwohnerbeschwerden. Einzelne Lärmklagen gibt es immer wieder auch am Niederrhein.
Mit seinen Bergen und Kurven ist das Sauerland ein sehr beliebtes Motorradgebiet, auch für Biker aus der Rhein-Ruhr-Region. Doch, aufgepasst: Wer dort unterwegs ist, muss damit rechnen, nicht nur geblitzt zu werden. Verstärkt drohen ab sofort auch Knöllchen wegen Lärmbelästigung. Die Polizei droht besonders lauten, mutwilligen Krachmachern mit einer Geldbuße von 180 Euro und drei Punkten.
Dass bei Kontrollen Lautstärken gemessen werden, gibt es in anderen Motorradgebieten auch (z. B. außerhalb NRWs, an der Mosel). Eine solch’ konzertierte Aktion wie jetzt im Hochsauerland dürfte nach Angaben von vor Ort zumindest in Nordrhein-Westfalen bisher einmalig sein. Die Städte Meschede, Schmallenberg, Arnsberg und Sundern sowie der Kreis und die Polizei haben eine „Ordnungspartnerschaft Motorradlärm“ gegründet. Hintergrund sind massive Anwohnerbeschwerden, bis hin zu Unterschriftensammlungen. An 17 betroffenen Stellen soll nun besonders intensiv kontrolliert werden.
Kreisverwaltung und Polizei haben sich ein Schallpegelmessgerät angeschafft, mit dem Motorradlärm gerichtsfest nachgewiesen werden kann. Wer seinen Auspuff oder Ähnliches manipuliert hat, muss damit rechnen, dass die Maschine vor Ort stillgelegt wird. Der Kradfahrer muss später eine Betriebserlaubnis neu beantragen – ein zusätzlicher Behördengang als Strafe.
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„Vermeidbarer Lärm“, also Rücksichtslosigkeit, wird ebenfalls sanktioniert: „Wer im zweiten Gang bis auf 120 beschleunigt“, müsse ebenfalls mit einem Bußgeld rechnen, wenn auch in nicht ganz so drakonischer Höhe, wie eine Polizeisprecherin auf NRZ-Nachfrage erklärt. „Wir haben unsere Waffen geschärft“, sagt Polizeidirektor Georg Petering. Ein beabsichtigter Nebeneffekt der Aktion: Motorräder sind in der Regel nicht nur zu laut. Sondern wenn sie es sind, dann sind sie häufig auch zu schnell. Das will die Polizei gleich mit unterbinden.
Nach schlimmen Unfällen Straße gesperrt
Mit der kurvenreichen Straße über den Ochsenkopf (404 Meter über NN.), einer Verbindung von Arnsberg nach Sundern, ist eine Straße bereits seit geraumer Zeit am Wochenende für Motorradfahrer gesperrt. Grund waren schlimme Unfälle. Straßensperrungen infolge von Lärmbelästigung sind derzeit nicht geplant, aber auch nicht ausgeschlossen: „Ziel der Ordnungspartnerschaft ist es, weitere Straßensperrungen zu vermeiden, zumal sie zu Verlagerungseffekten führen würden“, sagt Martin Reuther von der Kreisverwaltung.
Die Bürgermeister machen deutlich: Die Sanktionen sollen nur eine verantwortungslose Minderheit der Motorradfahrer treffen, das Gros verhalte sich regelkonform. „Wir sind keine Spaßverderber“, versicherte Meschedes Rathauschef Uli Hess. Jeder regelbewusste Motorradfahrer sei weiter „herzlich willkommen“, erklärte sein Sunderner Amtskollege Detlef Lins.
Am Niederrhein sehen die Behörden derweil Probleme bei Motorrädern hauptsächlich bei überhöhten Geschwindigkeiten, weniger bei der Lautstärke. Gleichwohl: „Beschwerden gibt es auch hier immer wieder mal“, wie Josef Wißen von der Kreispolizei in Wesel berichtet. Einzelne Anwohnerklagen gab es z. B. an der Ortsdurchfahrt Brünen, von der L401 oder aus Xanten und Sonsbeck. Die Polizei führe keine gezielten Messungen durch, achte bei Kontrollen aber auch auf Lautstärke. Ein aktuelles Problem, jahreszeitentypisch: „Viele Fahrer machen ihre Motorräder jetzt frühjahrsfit, holen sie aus der Garage und lassen sie dort laufen“, erzählt Wißen. Das sorge für eine Geräuschkulisse, die bei längerer Dauer die Nerven der Nachbarschaft ramponieren kann.