Krefeld. . Nach dem Leichenfund am Mittwoch geht die Kripo Krefeld davon aus, dass eine junge Mutter ihr kleines Mädchen getötet hat. Nach dem Stand der Obduktion war der Säugling voll entwickelt und hat nach der Geburt gelebt. Die Ermittler wollen die Mutter finden, auch um eine Wiederholung zu verhindern.

Der Appell des Leiters der Mordkommission ist eindeutig. „Wir wollen nicht nur den Fall aufklären, wir wollen der Kindsmutter ja auch helfen“, sagt Gerhard Hoppmann von der Kripo Krefeld. Die Ermittler sind mit einem Tötungsdelikt konfrontiert, der ungefähr 30 mal im Jahr in Deutschland ermittelt wird: Ein Säugling ist ermordet worden, ein kleines Mädchen, 52 Zentimeter groß, soweit erkennbar gesund und lebensfähig, ist vor 14 Tagen auf die Welt gekommen, um sie gleich darauf wieder zu verlassen.

Die Mutter, davon gehen die Ermittler aus, hat ihr Neugeborenes mit einem Knebel im Mund erstickt, das Kind in ein Handtuch gewickelt, in eine durchsichtige Plastiktüte gesteckt und in der Nähe des Krefelder Südparks eine Mulde gescharrt und den kleinen Leichnam dort abgelegt, etwa fünf Meter vom nächsten Weg entfernt. Vermutlich geschah das nachts. Tagsüber, so die Polizei, sind viele Menschen, vor allem hunderte Hundebesitzer dort unterwegs.

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Eine Mulde gescharrt und das Baby dort abgelegt

Am späten Mittwochvormittag hatte, wie berichtet, der nicht angeleinte Dalmatiner einer Spaziergängerin an der Stelle gescharrt, die Tüte war ans Tageslicht gekommen und die 50-jährige Hundehalterin, die in der Nähe des kleinen Parks wohnt, hatte die Rettungskräfte alarmiert.

Jedoch: Das Leichnam lag dort schon seit mindestens zwei Wochen. Auch Reste des Mutterkuchens, der Plazenta der Mutter, fanden sich. Nach Angaben der Staatsanwältin wird sich daraus wohl mutmaßlich die DNA der Mutter rekonstruieren lassen.

Die Polizei in Krefeld bittet daher um Hinweise auf eine Frau, die bis vor kurzem schwanger war, nun aber kein Kind vorweisen kann. „Vielleicht können uns ja Lehrer, Mitschüler oder Ärzte weiterhelfen, auf Wunsch auch anonym“, so Gerd Hoppmann ( 02151/634-0).

Der Hinweis auf Mitschüler und Lehrer kommt nicht von ungefähr: Nach Erfahrungen mit ähnlichen Delikten geht die Kripo Krefeld davon aus, dass es sich mit hoher Wahrschein lichkeit um eine junge Mutter handelt.

Und die Kriminaler wissen auch: Wer einmal wegen eines solchen Deliktes ermittelt wurde, wird in aller Regel nicht wieder rückfällig. Die Täterin müsste sich zwar vermutlich wegen Totschlags vor Gericht verantworten. Aber man könnte ihr dann auch weiterhelfen, nicht erneut schwanger zu werden und wieder in eine Situation zu geraten, wo die Tötung des eigenen Kindes als einziger Ausweg erscheint.