Herne. Erst verschwand das verstorbene Baby spurlos aus der Leichenhalle des Marienhospitals in Herne, nun bekamen die Eltern, die in Wuppertal wohnen, auch noch eine Rechnung über 12.000 Euro vom Krankenhaus. Irrtümlich, wie der Geschäftsführer des Marienhospitals betont. Der Anwalt der Eltern gibt sich damit nicht zufrieden.

Neuer Schock für die Eltern des toten Frühchens, das Mitte Januar im Marienhospital in Herne-Börnig verschwunden ist: Die Klinik schickte ihnen jetzt irrtümlich eine Rechnung über rund 12.000 Euro für die Behandlungskosten des Mädchens. Carsten Rebber, Anwalt der Eltern, zeigt sich entsetzt. „Der Vorgang in dem Krankenhaus ist ungeheuerlich“, sagt er der Redaktion. Er fordert nun Schadenersatz vom Marienhospital.

Die Eltern, wohnhaft in Wuppertal, seien gesetzlich versichert, so Anwalt Rebber. Das Mädchen, das am Montag vor zwei Wochen nach einer Notoperation verstarb und dann aus der Leichenhalle spurlos verschwand, war familienversichert. Dass die Eltern nun eine Rechnung erhalten haben, „darf einfach nicht passieren“, stellt der Jurist klar.

Marienhospital bestätigt Versand der Rechnung

Das sieht auch das Marienhospital so, das den Versand der Rechnung bestätigt. „Uns tut dies unendlich leid“, sagt Theo Freitag, Geschäftsführer der St. Elisabeth-Gruppe, zu der auch das Marienhospital I in Herne-Börnig gehört. Die Rechnung, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme weiter, „wird umgehend storniert“. Er habe sich telefonisch bei dem Vater entschuldigt und ihm die Stornierung mitgeteilt.

„Es macht mich sehr betroffen, dass dieser Irrtum bei der Rechnungsstellung geschehen ist“, so der Klinik-Chef. Bis zur Aufklärung dieses Sachverhalts seien beteiligte Mitarbeiter sofort vom Dienst suspendiert worden. Wie bei jeder Behandlung übernähmen die Kostenträger, also die Krankenkassen, die Behandlungskosten. Sein Haus werde nun aufklären, warum die Rechnung fälschlicher Weise herausgegangen ist und daraus Konsequenzen ziehen.

Anwalt der Eltern wirft Klinik vor, Feingefühl vermissen zu lassen

Dem Anwalt der Eltern reicht das nicht. Das Krankenhaus, meint Carsten Rebber, habe wiederholt unprofessionell, ja fahrlässig gehandelt und jedwedes Feingefühl vermissen lassen. Erst sei das verstorbene Frühchen spurlos verschwunden, nun die Rechnung über die Behandlungskosten verschickt worden.

Die Konsequenzen für die Eltern seien gravierend: Sie seien traumatisiert und in psychologischer Behandlung, Letztere, betont er, werde sich „lange hinziehen“. Deshalb will er vom Marienhospital Schmerzensgeld in fünfstelliger Höhe fordern.

Das Krankenhaus will seine Verantwortung rund um den vermissten Babyleichnam übernehmen, sagt Klinik-Chef Freitag der Redaktion. Wie diese genau aussieht, werde „derzeit juristisch geklärt“. Er betont: „Wir haben und werden die juristische Klärung von unserer Seite aus weiterhin uneingeschränkt unterstützen.“