Dormund. Vorbild sollte er sein. Ihm vertrauten Eltern ihre Kinder an. Doch tatsächlich missbrauchte der Pfadfinder-Gruppenleiter zwei seiner zwölf und dreizehn Jahre alten Schützlinge sexuell. Vor dem Landgericht Dortmund legte der 42-Jährige am Dienstag ein Geständnis ab.

Spät holte den ehemaligen Berufskraftfahrer, der zum Altenpfleger umgeschult wurde, die Vergangenheit ein. 2012 hatte sich ein 25-jähriger Dortmunder bei der Polizei gemeldet, um anzuzeigen, was ihm zwischen 1998 und 2001 als Jung-Pfadfinder widerfahren war. Begonnen hatte alles im Dortmunder Stadtteil Westerfilde bei einer Star-Wars-Nacht im Heim eines Dortmunder Pfadfinderbundes. In Schlafsäcken lagen Kinder und Gruppenleiter nebeneinander und guckten sich die Filme an. Unbemerkt von den anderen öffnete der damals 27 Jahre alte Angeklagte den Schlafsack eines Zwölfjährigen und missbrauchte ihn.

„Jeden Tag eine gute Tat“ und „allzeit bereit“ – diese Pfadfinderversprechen der weltweiten Jugendbewegung hatte der Angeklagte offenbar eher auf krimineller Weise interpretiert. Regelmäßig kam es in den folgenden Jahren zu sexuellen Kontakten zwischen dem Jungen und seinem Gruppenleiter. Mal im Pfadfinderheim, in der Wohnung des Erwachsenen oder bei Sommerfreizeiten in Polen, Griechenland und Österreich. Dem Angeklagten half, dass der Junge bei ihm auch Gitarrenunterricht bekam und ihn deshalb oft besuchte.

Kinderpornos bei Hausdurchsuchung entdeckt

Bereits 1997 hatte er einen anderen Jungen sexuell missbraucht, der damals 13 Jahre alt war. Einmal kam es laut Anklage auch zu einem sexuellen Treffen mit beiden Jungen. Insgesamt hat die Staatsanwaltschaft 52 Fälle angeklagt. Einer davon betrifft die Kinderpornos, die die Polizei 2012 bei der Hausdurchsuchung auf seinen Computern entdeckt hatte.

„Im Groben“ stimmt die Anklage, gesteht der Angeklagte. Mit Zeiten und Daten kann er nach so langer Zeit nicht mehr exakt dienen: „Ich weiß nicht, wie oft ich mit dem Jungen geschlafen habe.“ Er sei damals nur mit Pfadfindern zusammen gewesen, hätte keine anderen Kontakte gehabt, erklärt er seine Taten. Bei der Polizei hatte er sich noch als pädophil bezeichnet, sprach aber auch von Sex mit Männern. Seit einigen Jahren lebt er allerdings mit einer Frau zusammen.

Opfer berichtet von Schlafstörungen und Beziehungsproblemen

Richter Ulf Pennig fragt den Angeklagten, der die Pfadfinder 2001 verließ, aus welchem Grund der damals Zwölfjährige sich wohl auf das sexuelle Verhältnis eingelassen habe. Die Antwort zeigt wenig Reue: „Es war für ihn außergewöhnlich, und er hatte Gefallen daran gefunden.“ Dass er dem Jungen Geld gab, sieht er nicht als Grund für dessen Einverständnis: „Wenn er mich darum bat, gab ich ihm Geld. Aber das war erst später, und er hatte immer einen konkreten Anlass.“

Schlafstörungen, Probleme in der Beziehung mit seinem Partner gab dagegen das Opfer als Grund für die spätere Anzeige an, als es mit 25 Jahren 2012 zur Polizei ging. Der Missbrauch in Kindertagen, den der Angeklagte so sachlich beschreibt, hat offenbar doch Folgen. Aussagen vor Gericht möchte der junge Mann nicht unbedingt, sagt seine Anwältin. Nach dem Geständnis des Angeklagten wird die Kammer wohl tatsächlich darauf verzichten können, ihn zu vernehmen. Ein Urteil soll am nächsten Prozesstag Ende Februar verkündet werden.