Dortmund/Castrop-Rauxel. Falsche Tränen und wenig Mitgefühl: Im Prozess vor dem Dortmunder Landgericht gegen einen ehemaligen Turnlehrer, der mehrfach Kinder sexuell missbraucht und fotografiert haben soll, hat eine Psychologin den Angeklagten am Mittwoch als völlig empathielos bezeichnet.
Der Prozess vor dem Dortmunder Landgericht gegen einen ehemaligen Turnlehrer ist in die nächste Runde gegangen. Der Mann soll Kinder fotografiert sexuell missbraucht haben. Nun sagte eine Psychologin aus.
"Er will immer nur seinen eigenen Opferstatus unterstreichen", hieß es vor dem Dortmunder Landgericht. Die Psychologin hatte den 59-Jährigen vor Prozessbeginn untersucht. Dabei brach er mehrfach in Tränen aus. Die Gutachterin hat das allerdings nicht beeindruckt. "Er begann zwar zu weinen, aber das hatte keine authentische Basis", sagte sie den Richtern. "Er ist stets bemüht Erklärungen und Begründungen zu geben und dabei der Verantwortung auszuweichen."
Angeklagter sagt, er wollte sich selbst zerstören
Eine der Erklärungen lautete so: Der Ex-Turnlehrer wollte sich durch die Taten angeblich selbst zerstören. Der Psychologin hatte er dazu wörtlich gesagt: "Meine Ehe ging den Bach herunter, ich habe viel Geld verloren, da wollte ich mich selbst zerstören." Später habe sich das Fotografieren der Kinder zu einem Automatismus entwickelt. "Ich habe das Intimste eines Menschen besitzen wollen - das Geschlechtsorgan", sagte er der Psychologin. Dabei sei ihm natürlich klar gewesen, dass das irgendwann ein Ende haben müsse. Und das sei jetzt halt erreicht.
Es ist einer der schlimmsten Missbrauchs-Fälle, die die Stadt je gesehen hat. Zwischen 1996 und 2011 soll sich der Angeklagte in über 60 Fällen an Kindern vergangen haben - zuletzt als Trainer beim Castroper TV. Dabei fertigte der Angeklagte auch tausende Fotos und Videoaufnahmen an.