Essen. . Die Deutsche Bahn hat am Montag in NRW für den Winter geprobt. An 33 Bahnhöfen wurde als Test für die eisige Jahreszeit Winterdienstalarm ausgelöst. 900 Mitarbeiter sollen landesweit an mehr als 1000 Bahnsteigen und Gebäuden für die Sicherheit der Fahrgäste bei Eis und Schnee sorgen.

Der erste Anruf kommt um 6.02 Uhr in der Frühe aus Bielefeld. „30 Zentimeter Schnee“, lautet die Meldung – Winteralarm! Sekunden später folgt das Bahnhofsmanagement in Dortmund. Die Deutsche Bahn AG probt für die eisige Jahreszeit. 33 solcher Meldungen treffen treffen am Montag in der Winterdienstzentrale in Essen ein. „Der Winter ist für uns immer eine Herausforderung“ sagt Bahnsprecher Dirk Pohlmann.

Unvergessen: der Chaos-Winter 2010/ 2011 mit ausgefallenen Zügen, festgefrorenen Weichen und vereisten Oberleitungen. Die Bahn hat seitdem beständig in Fahrzeuge und Fahrweg investiert. Wichtig sind aber nicht nur Technik und Material: Bahnkunden müssen auch zum Gleis kommen und unfallfrei einsteigen können. 600 Räumkräfte, im Notfall sogar 900, stehen NRW-weit bereit, um den Zugang zum Zug zu ermöglichen. Ihren Einsatz sollte die Winterübung am Montag simulieren.

Nach 50 Minuten in Stadtwald vor Ort

Beispiel Essen-Stadtwald: „Zehn Zentimeter Schnee“ lautet die Meldung für den S-Bahn-Haltepunkt. 50 Minuten sind Holger Fischer, Rolf Esser und Daniel Holländer vor Ort – vorschriftsgemäß in Warnweste. Salz und Granulat? Streuwagen, Schneefräse und -kratzer, Besen und Schaufeln? Bahnhofsmanager Karl Drews checkt Personal und Unterlagen, prüft, ob es sich beim Einsatztrupp auch wirklich um „ausgebildete Bahnsteigpflegekräfte“ handelt. Im Winterdienst muss alles rund laufen. „Wenn es auf der Straße stockt, weichen viele Leute auf die Bahn aus“, sagt Drews, zuständig für 55 Bahnhöfe in Essen und Nachbarstädten.

Koordiniert werden die Einsatzkräfte, die 2011/2012 rund 16.000 Mal ausrücken mussten, von der NRW-Winterzentrale, gleich in Essener Bahnhofsnähe. Sie ist seit dem 1. November wieder rund um die Uhr mit bis zu 20 Mitarbeitern besetzt. Dort ist man für landesweit mehr als 1000 Bahnhöfe sowie Bahngebäude zuständig, hat Wetterdienste und Webcams im Blick.

Ein Einsatztrupp schafft sieben bis acht Bahnhöfe

Die Räumtrupps werden per SMS und E-Mail alarmiert. Auch Eiszapfen Entfernen und – falls nötig – der Abtransport größerer Schneemassen gehört zu ihrer Aufgabenbeschreibung. Und wenn der Winter richtig zulangt, „dann kann es vorkommen, dass ein Bahnhof bis zu drei Mal am Tag geräumt werden muss“, erzählt Rebecca Albry, die Chefin der Winterzentrale.

Viel Arbeit für die Leute wie Holger Fischer und Kollegen: „Wir fangen immer mit den Zuwegen und dem Einstieg an“, erzählt Fischer. Je nach Schnee und Eis ist so ein Haltepunkt wie Stadtwald binnen ein bis zwei Stunden geschafft. Ein Einsatztrupp schafft pro Schicht sieben bis acht Bahnhöfe. Und, schimpfen die Passagiere, schon mal angeraunzt worden? Fischer lässt sich nichts entlocken: „Die Leute freuen sich, wenn wir unsere Arbeit machen.“

Positives Fazit für vergangene Winter

Am Montag gibt es nur Kleinigkeiten. Im Räumplan für Stadtwald sind die neuen Wartehäuschen nicht verzeichnet – das kann nachgereicht werden. Winterübung an Bahnhöfen in sechs weiteren Bereichen von NRW werden in den nächsten Tagen noch folgen.

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Die Bahn sieht sich für den Winter gerüstet – in Essen-Stadtwald und anderswo. Das heiße aber nicht, dass es bei einem heftigen Wintereinbruch nicht doch zu Störungen kommen könne, betont Unternehmenssprecher Pohlmann. Doch für die vergangenen Winter zieht er ein positives Fazit.

Damit dieser Winter noch besser läuft, wurden in Nordrhein-Westfalen u. a. rund 120 Weichenheizungen nachgerüstet.1300 Weichen erhielten neue Verschlussdeckel, damit sie nicht von Eisbrocken blockiert werden können. Schwere Räumfahrzeuge für die Schiene gibt es bereits in Sauer- und Siegerland, mit sogenannten „Bamowags“ sind auch leichte Fahrzeuge in der Rhein-Ruhr-Region stationiert. Zudem werden die Zug-Waschstraßen in den DB-RegioWerken in Düsseldorf, Aachen, Münster und Köln mit Enteisungsanlagen ausgerüstet. Essen verfügt bereits über einen Warmwassersprenkler zum Auftauen.