Essen. Ein Dortmunder, der gleich zweimal hintereinander in eine Kontrolle brettert, ein Recklinghäuser mit Tempo 96 in der 50er-Zone und Polizisten, die Süßes verteilten. Die Zwischenbilanz des Blitzmarathons ist für die Polizei überwiegend positiv ausgefallen. Selbst ein Lama geriet in die Tempokontrolle.
Das große Schleichen hat begonnen: Kaum haben bundesweit fast 15.000 Polizisten beim Blitzmarathon an den Radar-Geräten Position bezogen, fließt der Verkehr in NRW so langsam wie sonst fast nie. Trotzdem gab es auch beim vierten Blitzmarathon in NRW einige negative Ausreißer. So raste beispielsweise ein Mann aus Recklinghausen auf dem Westring in Castrop-Rauxel mit 96 km/h bei erlaubten 50 km/h in die Polizeikontrolle.
Gleiches Tempo, noch mehr Ärger: Ein Dortmunder wurde am Morgen nicht nur mit Tempo 96 in der 50er-Zone erwischt. Bei der Kontrolle sei festgestellt worden, dass der Mann seine Kfz-Steuer nicht bezahlt hatte. "Am Ende war er so erbost - vermutlich über sich selbst", berichtet Polizeisprecherin Deniza Iordanowa, "dass er mit quietschenden Reifen davongefahren ist." Und er landete direkt in der nächsten Radarfalle - diesmal mit 78 statt 50 km/h. "Das wird ein Fahrverbot geben", sagt Iordanowa.
Ein weiterer Autofahrer wurde in Hagen außerhalb geschlossener Ortschaften (hier gilt Tempo 50) mit 104 Stundenkilometern geblitzt. Dieser Raser muss für einen Monat seinen Führerschein abgeben. Hinzu kommen 160 Euro Geldbuße und drei Punkte in Flensburg.
Verwarngelder, Punkte und Fahrverbote wurden verhängt
Teuer wurde es auch für einen 58-jährigen Gelsenkirchener in Dorsten: Die Beamten stoppten ihn bei zugelassenen 50 km/h mit 91 km/h - 200 Euro, vier Punkte und ein Monat Fahrverbot sind die Folge.
Negative Spitzenreiterin im Kreis Kleve war eine Autofahrerin in Goch. Sie fuhr im innerstädtischen Bereich mit 92 km/h, also fast doppelt so schnell wie erlaubt. Dies bedeutet, dass das Fahrzeug sich an dem Punkt, an dem ein mit 50 km/h gefahrener Pkw bereits steht, noch fast 90 km/h fährt und einen weiteren Bremsweg von rund 40 Metern benötigt. Die Fahrerin muss jetzt mit 160 Euro Verwarngeld, drei Punkten und einem Monat Fahrverbot rechnen.
Die meisten Autofahrer in NRW waren am Donnerstag aber eher langsam unterwegs und ließen die Polizisten bereits am Morgen vielerorts in der Kälte stehen. In Dortmund am Ostwall dauerte es beispielsweise fast anderthalb Stunden, bis der Polizei der erste Verkehrssünder in die Radarfalle gegangen ist. 9 km/h zu schnell fuhr die Frau und ärgerte sich, über so strenge Kontrollen, die sie schon "etwas an Abzocke" erinnerten.
Auch im Kreis Wesel verhält sich der Großteil der kontrollierten Autofahrer am Donnerstag vorbildlich. Die Polizei konnte am späten Vormittag keine besonderen Ausreißer melden. Die meisten Autofahrer in NRW waren gut informiert und fuhren eher 40 oder 45km/h. Andere, die geblitzt wurden, ärgerten sich, da sie noch kurz zuvor im Radio vom Blitzmarathon gehört hatten und schon im nächsten Moment die Polizeikelle vor sich sahen.
Eine Frau aus Bochum erhielt Süßes für vorschriftsmäßiges Fahren
Vorbildliches Fahren wurde aber auch belohnt: Eine Autofahrerin aus Dortmund, die in Bochum herausgewinkt wurde, wunderte sich nicht schlecht. Denn die Polizisten warteten nicht mit einem Bußgeld, sondern mit was Süßem - als Lob für vorschriftsmäßiges Fahren.
Und den Beamten gingen nicht nur Schnellfahrer ins Netz: Auch ein Lama verirrte sich in Krefeld in die Kontrolle. Allerdings fuhr es nach Polizeiangaben nicht zu schnell, sondern war einfach nur von einer angrenzenden Koppel ausgebüchst.
Insgesamt fiel die Zwischenbilanz der Polizei trotz einzelner Zwischenfälle aber eher erfreulich aus: In Gelsenkirchen bewertete die Polizei die ersten Stunden des Blitzmarathons beispielsweise als "sehr positiv". Am Mittag berichtete die Pressestelle, dass sich die meisten Verkehrsteilnehmer bisher an die Verkehrsregeln hielten.
Ähnliches berichtet auch die Polizei in Witten: Von 525 Autofahrern, die bis zum frühen Nachmittag in Witten kontrolliert wurden, waren nur elf zu schnell - das entspricht nach Angaben der Polizei gerade einmal einer Quote von 2,1 Prozent. An normalen Messtagen sind rund acht Prozent zu fix unterwegs.
In Möhnesee wurde ein Notarzt- und Rettungswagen geblitzt
Auch die Autofahrer in Südwestfalen zeigten sich diszipliniert. Die Polizei in Hagen, Siegen-Wittgenstein, im Kreis Olpe, im Hochsauerlandkreis, im Märkischer Kreis und im Kreis Soest registrierte beim Blitzmarathon bis zum frühen Nachmittag keine groben Verstöße. Zu schnell waren in Möhnesee nur ein Notarzt- und Rettungswagen mit Blaulicht. "Die durften im Einsatz natürlich weiterfahren", erklärt Jörg Isenberg.
Im Märkischen Kreis war die Lage so ruhig wie noch nie. "Bislang haben wir keine auffälligen Verkehrsteilnehmer. Wir warten noch darauf, dass einer auf einem Rad durch die Tempo-30-Zone fährt", scherzt Dietmar Baronowski, Pressesprecher der MK-Polizei.
Doch noch ist der Blitzmarathon nicht vorbei und die bisherigen Rekorde in Sachen Rasen können noch übertroffen werden. Die verstärkten Kontrollen sollen insgesamt 24 Stunden andauern - also noch bis Freitagmorgen. In Bayern wird sogar noch eine ganze Woche weiter geblitzt. (KF/shu/mit Material aus unseren Lokalredaktionen und von dpa)