Essen/Düsseldorf. Der Landesdatenschutzbeauftragte warnt davor, dass an Schulen Cloud-Programme genutzt werden. Denn die Schüler geben dabei auch sensible Daten über sich bekannt. Diese könnten Anbieter zu Werbezwecken nutzen. Die Schulen würden durch Clouds die Kontrolle über die Daten der Schüler verlieren.

Hausaufgaben, Referate, Unterrichtsinhalte - an vielen Schulen in Nordrhein-Westfalen arbeiten Lehrer und Schüler mit Cloud-Programmen, zum Beispiel Office365 von Microsoft. Der Landesdatenschutzbeauftragte kritisiert diese Praxis - und das nicht zum ersten Mal.

Denn über die Clouds können die Anbieter auch an sensible Daten der Schüler gelangen. Schreibt etwa ein Schüler seinen Namen, seine Post- oder E-Mail-Adresse in eine Datei mit Hausaufgaben, kann der Anbieter theoretisch darauf zugreifen. Diese Daten könnten den Anbietern als Grundlage für individuelle Werbung dienen.

Durch Cloud-Programme verlieren die Schulen die Kontrolle über Daten

"Die Schulen haben keine Kontrolle über die Daten der Schüler", erklärt Nils Schröder, Sprecher des Landesdatenschutzbeauftragten NRW. Das Schulministerium sei hier in der Pflicht. Es müsse dafür sorgen, dass "solche Produkte gar nicht oder in rechtskonformer Form" an den Schulen eingesetzt werden. Die Bildungseinrichtungen bräuchten dringend Beratung in Sachen Cloud-Programme. Dies fordern die Datenschützer schon seit Monaten. Getan hat sich bislang nichts.

Aufgabe der Lehrer sei es auch, die Daten ihrer Schüler zu beschützen. Dies sei allerdings schwierig, weil sich die Server, auf denen die Programme liegen, oft im Ausland befinden. Zwar befinde sich zum Beispiel ein Rechenzentrum von Microsoft in Irland und ein gespiegeltes Zentrum in den Niederlanden, doch für den Service sei das Mutterunternehmen in den USA zuständig, erklärt Schröder.

Das Hauptinteresse der Firmen sei die Werbung für das eigene Produkt

An wie vielen Schulen Cloud-Programme eingesetzt werden, kann Schröder nicht sagen: "Ich befürchte, dass es viele Schulen sind." Die Produkte seien oft kostenlos und würden von den Anbietern intensiv beworben.

Bislang ist kein Fall bekannt, in dem Firmen die Daten von Schüler aus Nordrhein-Westfalen für Werbezwecke missbrauchten. Allerdings sieht Schröder noch ein anderes Interesse der Anbieter: Die Schüler würden sich schon früh mit den Programmen vertraut machen. Das könne spätere Kaufentscheidungen beeinflussen. Das Hauptinteresse der Firmen sei die Werbung für das eigene Produkt, erklärt Schröder.

Zudem hat der Datenschutzbeauftragte angesichts des aktuellen Prism-Skandals für die gesamte Landesverwaltung ein Warnung ausgesprochen: "Wir raten zurzeit davon ab, Daten an Microsoft zu senden", sagt Schröder.

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