Empuriabrava/Kreis Wesel. . Zwei Busfahrer starben, als der Bus einer Reisegruppe aus dem Kreis Wesel auf einer französischen Autobahn auf einen Lkw prallte. Die Teenager vom Niederrhein kamen vergleichsweise glimpflich davon. Die Veranstalter entschieden, die Reise ins spanische Empuriabrava fortzusetzen.

Heute ist erst ihr zweiter Ferientag, doch was sie auf der Fahrt ins spanische Empuriabrava erlebt haben, reicht für ein halbes Leben. Bei ersten Gesprächen zeigen sich die Betreuer vor Ort an der Costa Brava beeindruckt, wie die Jugendlichen mit der Situation umgehen: „Sie sind eng zusammengerückt“, sagte Barbara Roghmanns vom Ferienhilfswerk St. Ulrich Alpen, jeder achte etwas mehr auf den Anderen. „Man merkt, dass sie gemeinsam etwas durchgemacht haben.“

Denn ihr Spanienurlaub begann mit einer Tragödie: Zwei Busfahrer sind bei dem Unfall auf einer französischen Autobahn ums Leben gekommen, als sie mit den rund 50 Jugendlichen aus dem Kreis Wesel unterwegs nach Spanien waren. Ihr Reisebus krachte in der Nacht zum Samstag in einen vorausfahrenden Lastwagen. Die Teenager vom Niederrhein kamen vergleichsweise glimpflich davon.

Eine Jugendliche und ein Betreuer kamen ins Krankenhaus. Der große Rest der Gruppe erreichte in der Nacht zu Sonntag nach 33-stündiger Odyssee das Ziel - Empuriabrava. Die Organisatoren hatten sich entschieden, die Reise fortzusetzen.

Achse Richtung Mittelmeer

Die Tour richtete sich an 15- bis 17-Jährige, die zwei Wochen lang eigentlich Sport und Spaß wie Windsurfing oder Schnorcheln, Disco, aber auch ein „erholsames Relaxprogramm“ erleben sollten.

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Der Auffahrunfall geschah auf der A6 rund 90 Kilometer nördlich von Lyon. Nach Angaben des deutschen Generalkonsulats in Lyon kommt es auf dieser Strecke immer wieder zu Unfällen mit Beteiligung von Deutschen. Die Autobahn gilt als Hauptachse Richtung Mittelmeer. Warum der Busfahrer eine halbe Stunde nach Mitternacht in der Region Burgund in den Lastwagen krachte, blieb zunächst unklar. Spekuliert wurde, ob Sekundenschlaf die Ursache war.

Das Fahrzeug mit den 51 Jugendlichen, zwei Betreuern und zwei Fahrern gehörte zu einem Busunternehmen aus Fiersbach in Rheinland-Pfalz. Zum großen Glück für die Jugendlichen stürzte der Bus nicht um und fing auch kein Feuer.

„Wir können uns den Unfall nicht erklären“, teilte das Bus-Unternehmen Bischoff-Touristik mit. Der Bus sei erst drei Jahre alt gewesen, entspreche dem neuen Stand der Technik und habe im Juli eine letzte Sicherheitsprüfung durchlaufen, erläuterte Inhaber Uwe Bischoff. Nie zuvor seien Menschen in den Bussen seines Unternehmens ums Leben gekommen.

„Unser Bus war vorschriftsmäßig mit zwei Busfahrern besetzt“, betonte Bischoff. Die beiden Fahrer im Alter von 48 und 57 Jahren seien als äußerst gewissenhaft bekannt gewesen. „Einer der Fahrer ist schon über 20 Jahre in unserem Unternehmen“, hieß es. Wer bei dem Unfall am Steuer saß, war zunächst offen.

Die mit dem Schrecken davongekommenen Teenager wurden vorübergehend im Festsaal der nahe dem Unfallort gelegenen Gemeinde Fleurville untergebracht und vom Roten Kreuz versorgt. Auch Mitarbeiter des deutschen Generalkonsulats in Lyon kümmerten sich um die Gruppe.

Mit einem Ersatzbus setzten die Jugendlichen ihre Reise nach Empuriabrava fort. Die Entscheidung trafen alle Beteiligten gemeinsam. Zuvor hatte ein Vater seinen Sohn aus Frankreich abgeholt. Außerdem wurden die Jugendlichen und der Betreuer, die Rettungskräfte in ein Krankenhaus gebracht hatten, gestern Abend in Alpen zurück erwartet. Alle anderen setzten die Reise fort.

Langfristige Probleme

Zu der Entscheidung sei man nach „vielen, vielen Telefonaten“ gekommen, sagte Otto Rischer vom Vorstand des Katholischen Ferienhilfswerks gestern. Eltern, Kirchengemeinde, Psychologen, Ärzte, Kreispolizeibehörde sowie Experten vom Auswärtigen Amt seien sich darin einig gewesen. Deswegen „hat der Vorstand des Ferienhilfswerks Alpen eine Fortsetzung der Ferienfreizeit beschlossen“, hieß es gestern auch auf der Internetseite. Um posttraumatische Belastungsstörungen zu vermeiden, die langfristige Probleme darstellen könnten, erscheine dies wesentlich sinnvoller als ein Abbruch der Fahrt.

In der Heimat bemüht sich unterdessen Pfarrer Dietmar Heshe, bei der Aufarbeitung der Ereignisse zu helfen. Gestern besuchte er die Familien, deren Kinder an der Ferienfreizeit teilnehmen. Auch die Gemeinde sagte jegliche Unterstützung zu.