Bochumer Mediziner lassen mit neuer Methode Tattoos verschwinden
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Essen. Die Bochumer Uni-Hautklinik hat als erstes Krankenhaus in Europa einen Laser erhalten, der Tattoos besser als bei den bisher bekannten Methoden entfernen soll. Nach Angaben der Ärzte verschwindet die Körperbemalung mithilfe des Gerätes in den meisten Fällen ohne Rückstände. Die Mediziner hoffen, bald auch Nicht-Tätowierte behandeln zu können.
Ein Tattoo ist schnell gestochen. Aber nicht selten verteufeln Tätowierte ihren Körperschmuck nach einer Weile. Zum Beispiel die Frau, die sich in ihrer Jugend ein „Arschgeweih“ stechen ließ und damit heute nicht mehr glücklich ist. Oder das Teenager-Pärchen, das sich im Liebesrausch den Vornamen des Partners auf den Unterarm ritzen ließ. Für Stewardessen oder Polizisten ist es gar Einstellungsvoraussetzung, kein sichtbares Kunstwerk am Körper zu tragen.
Für sie alle gibt es Hoffnung, ihre Tattoos in Zukunft schonender entfernen zu lassen. Mediziner am St. Josef-Hospital in Bochum arbeiten seit Juni mit einem 300 000 Euro teuren Laser-Gerät – Körperkunstwerke sollen damit fünf Mal schneller, schmerzfreier und fast rückstandslos verschwinden können. „Der Laser drückt die Energie des Lichtes auf ganz kurze Zeit zusammen“, erklärt Dr. Klaus Hoffmann die Funktionsweise. Er ist Leitender Arzt der Abteilung für ästhetische und operative Medizin der Unihautklinik Bochum im St. Josef-Hospital. Ganz kurz heißt in diesem Fall: eine Pikosekunde, was ungefähr 0,000 000 000 001 Sekunden entspricht. Der Laser zerschießt die Farbpigmente regelrecht, sie zerreißen „in kleine Brösel“ und werden von Fresszellen im Körper abtransportiert.
Viele Lichtblitze in ganz kurzer Zeit
"Der neue Laser arbeitet kaum noch mit Hitze", erläutert Dr. Hoffmann einen Vorteil gegenüber älteren Geräten. Früher habe die Wärme häufig zu Narben, Krusten, Schmerzen und Entzündungen geführt. „Stellen Sie sich einfach vor: Wenn Sie Ihren Finger nur ganz kurz an ein Bügeleisen halten, spüren Sie das kaum. Drücken Sie ihn aber länger an das Eisen, verbrennen Sie sich.“ Bislang seien überhaupt keine Schäden durch das Hightech-Gerät bekannt. Ob der Abbau der zerschossenen Bestandteile im Körper problematisch wäre, wenn gesundheitsschädliche Farben verwendet wurden? Hoffmann hält das für unwahrscheinlich. Behörden verbieten immer wieder bestimmte Farben, weil sie krebserregend sein könnten.
Ein weiterer Vorzug dagegen sei, dass man nun ausnahmslos jede Tattoo-Farbe entfernen könne. „Bislang wurden die Farben mit einem Laser der Komplementärfarbe bestrahlt und damit verblasst“, berichtet Hoffmann. Vor allem grüne Kunstwerke stellten die Mediziner vor Probleme: „Solche Tattoos konnten wir meist gar nicht entfernen.“
Eine Sitzung kostet 400 Euro
Heute können sie das. Bis zu 100 Patienten hat der neue Laser schon behandelt – kleine Tattoos und riesige Werke. „Das beginnt bei chinesischen Schriftzeichen und geht hin bis zu kompletten Rücken“, berichtet Dr. Hoffmann. Die Größe spiele beim Preis pro Sitzung aber nicht die entscheidende Rolle: 400 Euro muss der Patient für jede Behandlung auf den Tisch legen.
Der klischeehafte Anker auf dem Oberarm sei so in drei Sitzungen Geschichte; und das in zwei bis drei Minuten pro Behandlung. Bei größeren Tattoos sind dementsprechend mehr Sitzungen erforderlich. „Da kommt es darauf an, welche Chemie in dem Tattoo steckt, wie viel davon verwendet wurde und wie tief die Farbe in der Haut sitzt“, so Dr. Hoffmann.
Behandlung von Fehlpigmenten möglich
Für die Wissenschaft erhofft sich der Arzt neue Erkenntnisse. Da die Technik völlig neu sei, könne man viel beforschen – „auch in Richtung Fehlpigmentierung“. Dann würde sich der Patientenkreis erweitern. Denn: „Die meisten Tätowierten sind mit ihren Tattoos zufrieden“, vermutet der Mediziner. Schätzungen gehen davon aus, dass rund fünf Prozent der Tätowierten ihre Körperbemalung irgendwann wieder entfernen wollen.
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