Bochum. . Die Musik gibt auch am zweiten Tag von „Bochum Total“ den Ton an in der Innenstadt. Auf fünf Bühnen heizen die Bands der Menge ein. Tausende Feierwütige pilgern in die Stadt, einige Anwohner flüchten vor dem Mega-Event.

Bochum ist in Partylaune. Eine Viertelmillion Besucher füllten an den ersten beiden Tagen von „Bochum Total“ das Bermuda-Dreieck bis zum Anschlag. „Der Donnerstag war mit 120.000 Menschen einer der besten Starttage aller Zeiten“, sagte Festivalsprecher Björn Büttner. Der große Ansturm, er wird aber erst am Wochenende erwartet. Fest steht: Umsonst und draußen, 80 Bands auf fünf Bühnen, rund fünfhundert Verkaufsstände und Imbissbuden – diese Mixtur zieht die Massen offenbar magisch an. „So etwas“, schwärmt Sven Gutreich (25), der extra aus Stuttgart angereist ist, „gibt’s nur bei euch im Pott.“

„Mega! Mega!“ und „Blackmail“, „Phrasenmäher“ und „Monsters of Liedermaching“ heißen einige der Bands, die am Freitag die Innenstadt beschallen. Oder auch „Echofuchs“: Zufall oder Improvisation – die Deutsch-Synthie-Popper singen gerade „Hey Helikopter!“ als ein Polizeihubschrauber über das Bermudadreieck rattert. Übersichtsaufnahmen für die Polizei macht er; wären auch als Postkarten zweitzuverwerten.

„Schlimm!“, schimpfen die Senioren

Am Vortag jedenfalls gab es wenig zu tun für Polizei und Helfer: 15 Menschen mussten vom Sanitätsdienst behandelt werden, sieben von ihnen kamen ins Krankenhaus, resümiert die Feuerwehr. Zwischen 16 und 24 Uhr gab es nur neun Einsätze der Polizei – darunter eine Schlägerei, vier Platzverweise und einige sogenannte „Störansprachen“. Für eine Veranstaltung dieser Größe ist das wenig. So kann es weitergehen, findet die Polizei.

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Doch natürlich hat das Fest nicht nur Fans. „Wir gehen seit Donnerstag nur noch am Vormittag raus.“ sagen Elfriede und Werner Ruloff, die mittendrin wohnen, an der Viktoriastraße. „Schlimm!“, schimpfen die Senioren über Bochum Total. Wildpinkler trotz vieler Dixie-Klos, Straßensperren, und die Lautstärke (bis 22 Uhr). Sie wissen aber auch: „Wenn man in der Innenstadt lebt, muss man das aushalten.“ Also „stecke ich mir ab 17 Uhr die Stöpsel in die Ohren“, sagt der 74-Jährige, während seine Frau zur Tochter nach Gerthe „flüchtet“.

Beratungsgespräche bei Rockmusik – keine Chance

Auch die Geschäfte in der City bekommen die Auswirkungen des Freiluft-Events zu spüren. „Unser Geschäft basiert auf Beratungsgesprächen. Wenn erst mal die Musik aufgedreht ist, dann könnten wir die Kunden nur noch anschreien“, erklärt Margot Hufnagel von Heinen Brillen. Und Alfred Kliss pflichtet ihr bei: „Natürlich haben wir Umsatzeinbußen.“ Die vier Tage Ausnahmezustand nimmt er trotzdem gern in Kauf. „Das Festival gehört einfach zu Bochum.“

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Ähnlich sieht es der benachbarte Juwelier Oliver Stang. „Wir verkaufen zwar ein bisschen weniger, aber das gleicht sich über das Jahr hinweg wieder aus“, sagt Stang. „Außerdem war ich auch mal jung und habe mitgefeiert.“