Essen. Die Natur erobert sich das Ruhrgebiet zurück. Füchse, Marder und andere Wildtiere haben sich in den Städten mittlerweile gut eingerichtet. Auch sehr seltene Arten wie Uhu und Wanderfalken siedeln sich wieder an.

Fuchs, Steinmarder, Wanderfalke, Eule: Die Natur erobert sich das Ruhrgebiet zurück. "Immer mehr Wildtierarten stoßen selbst in die Innenstadt vor - der Specht trommelt schon an die Straßenlaternen", sagt Oberforstrat Michael Börth im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Für den Landesbetrieb Wald und Holz betreut er das Projekt Industriewald. Daher weiß er genau, welche Tiere sich in den Brachen der alten Industrie tummeln.

Der Fuchs sei in den Städten mittlerweile ein ständiger Gast. "Die verhalten sich nur meist so, dass die Menschen es nicht merken und kommen nachts, wenn alles ruhig ist", sagt Börth. In Gelsenkirchen seien Füchse durch regelmäßige Ausflüge in dicht bewohntes Gebiet aufgefallen. Das breite Nahrungsangebot locke die Tiere in den Ballungsraum: "Kaninchen, Jungvögel, Mäuse, Müll - die finden hier eine Menge."

Für den Marder ist die Stadt ein großer Steinhaufen

Nicht ganz so still und heimlich wie der Fuchs verhalte sich gelegentlich der Steinmarder. "Für den ist das Ruhrgebiet ein großer Steinhaufen", sagt Börth. Das sind ideale Bedingungen für den Höhlenbewohner, der sich gerne auch in Dachstühlen versteckt. "Das kann Lärm machen und stinken - wenn der Marder mal eine Taube als Beute mitbringt."

Die Taube lebt im Ruhrgebiet dieser Tage ohnehin gefährlicher als früher. "Auch wegen der Taubenzüchter haben sich viele Wanderfalken im Ruhrgebiet angesiedelt - das sind derzeit rund 45 Brutpaare", sagt Börth. Das entspreche der Hälfte des Bestandes in NRW. Mittlerweile seien aber Mauersegler die Hauptbeute der Raubvögel. "Da spielen sich rasante Jagdszenen am Himmel ab."

Uhus auf Zeche

Und nicht nur bei Tag müssen kleinere Tiere vor Raubvögeln auf der Hut sein. "Auf der Zeche Hugo in Gelsenkirchen haben wir einen jungen Uhu beobachtet", sagt Börth. Die großen Eulen seien durch den stabilen Bestand gezwungen, sich neue Reviere zu erobern. Auch für sie als Bodenbrüter können die Industriebrachen Lebensraum bieten.

Nur auf einen Neuankömmling wartet Michael Börth bislang noch. "Der Kolkrabe steht quasi vor der Haustür", sagt der Oberforstrat mit Blick auf die Populationen in Recklinghausen oder der Kirchheller Heide. "Das wäre sehr schön, käme er zurück mitten ins Ruhrgebiet." (dpa)