Am Niederrhein. . Sie hat bereits 200 Delikte in der Polizeiakte, doch bislang konnte die Polizei nichts gegen die junge Trickdiebin aus Viersen ausrichten. Sie sei erst 13, behauptete sie. Ein Gutachten zeigt jetzt allerdings, dass sie wohl mindestens 14 - und damit strafmündig ist. Nun jagt die Polizei sie erneut.

Das hat selbst erfahrene Ermittler nicht kalt gelassen: Drei Mädchen wurden in Viersen festgenommen, nachdem sie eine Seniorin am Geldautomaten bestohlen hatten -- und eines dieser Mädchen verfügt mit 200 Raub- und Diebstahlsdelikten über eine dickere Polizeiakte als manch’ erwachsener Straftäter. Durch ein ärztliches Gutachten steht nun fest: Dieses Mädchen ist nicht 13 Jahre alt, wie zunächst behauptet, sondern mindestens 14 und somit strafmündig. Als das Ergebnis des Gutachtens vorlag, waren das Mädchen und seine Mittäterinnen aber schon nicht mehr in Gewahrsam.

Junge Täterin ist offiziell ohne Wohnsitz

„Die Mädchen sind Freitag unmittelbar nach Abschluss der Befragungen der Pädagogischen Ambulanz in Kaarst übergeben worden“, sagte ein Polizeisprecher. Man dürfe derart junge Menschen nicht festhalten. Ob sich das Mädchen noch in der Ambulanz befindet oder zwischenzeitlich getürmt ist, das war gestern offen. Fakt ist: Die Polizei war des Mädchens zunächst nicht habhaft. So oder so – „die Kollegen sind sicher, dass sie sie wiederfinden werden“, erklärte der Behördensprecher. Das Mädchen sei offiziell wohnsitzlos, man kenne aber ihre Anlaufstellen.

Bereits nach der Festnahme hatten die Beamten Zweifel, ob sie es nicht doch mit einer Jugendlichen zu tun haben. Sie hatten das Mädchen daher von zwei Ärzten untersuchen lassen, um das Alter zu schätzen. So eine Untersuchung erfolgt nach biometrischen Merkmalen (z.B. Beschaffenheit des Handwurzelknochens). „Das ist eine anerkannte Methode“, so der Polizeisprecher. Nach einer erneuten Festnahme steht deshalb zu erwarten, dass ein Richter das Mädchen zunächst in U-Haft schickt und ein Strafverfahren seinen Lauf nimmt.

Passanten sahen bloß zu, halfen aber nicht

Hinter Diebstählen an Geldautomaten vermutet die Polizei organisierte Banden. In der Rhein-Ruhr-Region hatte es solche Diebstähle zuletzt wieder häufiger gegeben – in Viersen bereits am Samstag wieder, der dritte Fall binnen weniger Tage. Zwei jugendliche Mädchen klauten einer Seniorin 300 Euro und flüchteten. Was die Polizei fassungslos macht: zwei Männer sahen zu, griffen aber nicht ein, holten auch keine Hilfe und verließen später den Tatort, ohne sich als Zeugen zu melden. „Das Mindeste wäre gewesen, laut zu rufen. Das hätte die Straftäterinnen unter Umständen von dem Diebstahl abgehalten“, heißt es bei der Polizei.