Düsseldorf/London. In Großbritannien wurde Pferdefleisch in Tiefkühl-Lasagnen gefunden, obwohl Rindfleisch auf der Verpackung stand. Die Verbraucher wussten nicht, was ihnen aufgetischt wurde. Als Reaktion auf den Vorfall nehmen die Lebensmittelkontrolleure in NRW seit Freitag mehr Proben, so ein Ministeriumssprecher.
Der Skandal um als Rind deklariertes Pferdefleisch in Großbritannien nimmt kein Ende: Nach neuen Untersuchungen enthielten als Rindfleisch-Lasagne gekennzeichnete Produkte eines großen Herstellers bis zu 100 Prozent Pferdefleisch - die Kunden wussten davon nichts. Das teilte die britische Lebensmittel- Aufsichtsbehörde FSA mit. Sie warnte am Freitag davor, die Produkte zu essen. Zwar bestehe nach derzeitigem Stand keine Gesundheitsgefahr. Das Fleisch werde aber auf mögliche Überreste von Medikamenten geprüft. Konsequenz aus dem Pferdefleisch-Skandal: Jetzt wird auch in NRW verstärkt kontrolliert.
Der Sprecher des Ministeriums für Verbraucherschutz in Düsseldorf, Frank Seidlitz, sagte auf Anfrage in Düsseldorf, die Kontrolldichte im größten Bundesland sei am Freitag verschärft worden. "Wir haben angeordnet, dass die Kontrollstellen einen verschärften Blick bei der Produktkontrolle machen. Bisher ist noch nichts aufgefallen."
Keine Hinweise auf falsch deklariertes Pferdefleisch in NRW
In den routinemäßig sowieso stattfindenden Lebensmittelkontrollen habe sich zuvor auch kein Hinweis auf Pferdefleisch ergeben. Seidlitz sagte, die nordrhein-westfälischen Lebensmittelkontrolleure hätten auch noch keinen Hinweis gefunden, dass überhaupt Produkte des Herstellers nach Deutschland geliefert wurden. Die Lebensmittelkontrolle ist in Deutschland Sache der Bundesländer.
Seit Tagen kommen auf der Insel neue Details ans Licht. Tausende Menschen haben ohne ihr Wissen Pferdefleisch gegessen. Es sei "sehr wahrscheinlich", dass hinter dem Skandal kriminelle Aktivitäten steckten, hieß es von der FSA. Die Behörde will nun Firmen verpflichten, ihre Rindfleisch-Produkte zu testen. Mehrere Supermärkte haben Produkte aus den Regalen genommen, die betroffen waren. Begonnen hatte der Fall Mitte Januar mit dem Fund von Pferdefleisch-Spuren bei irischen Herstellern. Da wurde in Burgern aus britischen und irischen Supermärkten - darunter Filialen der Firmen Lidl und Aldi - Pferde- statt dem deklarierten Rindfleisch gefunden.
Pferdefleisch in 18 Tiefkühl-Lasagnen
In Großbritannien hatten nach Angaben der dortigen Behörden elf von 18 getesteten Tiefkühl-Lasagnen der Firma Findus einen Pferdefleisch-Anteil von mindestens 60 Prozent aufgewiesen. Die französische Comigel-Gruppe produziert das Produkt für Findus. Comigel verweigert seit Bekanntwerden der Vorwürfe Medienauskünfte. Das Unternehmen zählt Deutschland zu seinen wichtigsten Lieferländern und ist auch Mitglied im Deutschen Tiefkühlinstitut, einer Kommunikationsplattform der deutschen Tiefkühlwirtschaft. (afp/dpa)