Essen. . Zwei Unfälle mit Geisterfahrern an der A52 und der Autobahn 1 haben um den Jahreswechsel vier Todesopfer gefordert. Der Automobilclub ADAC erklärt: Bei jedem zweiten Unfall mit einem Falschfahrer kommt mindestens ein Mensch ums Leben. Debatte über Schutzvorkehrungen.

Der Unfall auf der A 1, bei dem am späten Neujahrsabend zwei Menschen bei Delmenhorst starben, ist bereits der fünfte mit einem Falschfahrer innerhalb weniger Wochen. Erst Silvester waren auf der A 52 zwischen Gelsenkirchen und Dorsten zwei Menschen gestorben. Eine schwarze Serie. Denn bereits im vergangenen Oktober waren auf der A 73 und der A 46 acht Menschen, im November auf der A 5 sechs Menschen ums Leben gekommen. Der Eindruck, dass die Zahl dieser Unfälle zunimmt, drängt sich auf.

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Statistisch belegen lässt sich dieser Eindruck allerdings nicht. Laut Bundesverkehrsministerium gibt es pro Jahr an die 2000 Falschfahrer-Meldungen, aber weil in dieser Zählung auch alle glimpflich verlaufenen Zwischenfälle, alle Telefonscherze und Irrtümer berücksichtigt werden, geht der ADAC davon aus, dass allenfalls 500 bis 1000 Vorfälle pro Jahr realistisch seien, und zwar ohne steigende Tendenz - wie unter anderem die Verkehrsredaktion des WDR versichert.

Polizeigewerkschaft fordert Reifen-Krallen auf den Auffahrten

Trotzdem wird der aktuelle Fall die Diskussion, wie sich Unfälle mit so genannten Geisterfahrern verhindern lassen, wieder anheizen. Eben weil die Folgen überproportional dramatisch sind und die Zahl der Todesopfer laut ADAC sogar leicht angestiegen ist. „Bei jedem zweiten Unfall mit Falschfahrern gibt es mindestens ein Todesopfer“, erklärte Henrik Liers, Verkehrsunfallforscher von der TU Dresden. Die Diskussion hat einige Ansatzpunkte.

Ganz klare Vorstellungen hat die Polizeigewerkschaft. Erich Rettinghaus, der DPoIG-Landesvorsitzende, plädiert dafür, Krallen auf Auffahrten zu installieren, die die Reifen aufschlitzen, sobald ein Autofahrer an den Autobahn-Gegenverkehr zusteuert. „Wir nehmen eher geplatze Reifen als Tote in Kauf“. Zu teuer und zu aufwendig, argumentiert das Verkehrsministerium, das dafür plädiert, dem Beispiel Österreichs zu folgen und neonfarbene Warntafeln auf den Auffahrten aufzustellen. Während Wissenschaftler unter anderem mit Detektoren und Funkfeldern experimentieren, wollen die Autohersteller die Sicherheit mit Warnsystemen erhöhen.