Essen. . Die Auto-Show in Essen lockt wieder mit Lack und Leder, Neuheiten und Oldtimern. Ein Höhepunkt ist die speziell umgebaute Harley des Amerikaners Steve Doc Hopkins mit sieben Motoren; wenig straßentauglich, aber ganz sicher ein Blickfang.
Es ist, als ob plötzlich ein Zeitraffer das Tempo auf den Straßen der Stadt bestimmte. Irgendwie fahren alle etwas schneller, energischer. „Quietsch“ beim Bremsen, „Quietsch“ beim Anfahren. Wer sich in diesen Tagen im Großraum Messe Essen mit dem Auto bewegt, dem schwant schnell: „Ja ist denn schon wieder Motor-Show?“ Ja, ist es. Bis zum 9. Dezember.
Drinnen geht es aber noch ungleich rasanter zu. Vor allem in Halle 7. Da ist wieder ein Rundkurs aufgebaut, den junge Auto-Piloten artistisch durchdriften, das heißt, ihr Wagen steht eigentlich die ganze Zeit quer, fährt aber trotzdem geradeaus. Das ist durchaus atemberaubend, was wiederum nicht schlecht ist, weil die Luft angefüllt ist mit dem Geruch von Benzin, Gummi, Testosteron und einem kleinen bisschen Angst, schließlich schlingern die jungen Herren oft nur eine Handbreit an den die Zuschauer schützenden Betonblöcken vorbei.
Virginia ist 21, aus Velbert und gerade als Beifahrerin mit im Schleudergang gewesen. Sie setzt den Helm ab und lächelt. „Vorher hatte ich Angst, dann war’s großartig.“ Fünf Euro hat die „Taxifahrt“ gekostet, das Geld geht komplett an „Skate-Aid“, eine Hilfsaktion, die für Kinder in Afghanistan und Ostafrika Skater-Parcours baut. Kacheln für Kinder in Kabul, die Welt ist wundersam.
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Da passt auch Steve Doc Hopkins prima ins Bild. Der 61-Jährige aus dem US-Staat Wisconsin hat ein verrücktes Motorrad mit nach Essen gebracht. Fast acht Meter lang, zehn Sitze, sieben Harley-Motoren, chronologisch nach ihrem Baujahr montiert. Auch an den Komfort ist gedacht: An jedem Lenker gibt’s einen Getränkehalter.
Der Porsche 901
Stolz erzählt der Mann mit grauem Bart und grauer Matte, dass die Maschine daheim sogar eine Straßenzulassung habe, 900 Meilen, also 1500 Kilometer sei die längste Spritztour gewesen, die er bisher mit neun Kumpanen unternommen habe. Der Doc ist ein netter Mann, an seinem Stand (in der Galeria) lohnt sich ein Boxenstopp.
Das gilt auch immer für Halle 1, obwohl es bei den Oldtimern naturgemäß wenig Neues gibt. Aber ein Jubiläum: Dem Porsche 911 wird kurz vor seinem 50. Geburtstag ein Extraplatz eingeräumt. Interessant am Rande: Eigentlich hieß der Wagen damals 901, erst ein geharnischter Protest von Peugeot, die bei Typenbezeichnungen die Null in der Mitte für sich reserviert sahen, zwang Porsche zur Umbenennung. Aus 901 wurde 911.
Ach, da kommt ja gerade die schöne Rosanna Davison um die Ecke, Fotografen umschwirren sie, kein Wunder, Miss World 2003, Playboy-Titel 2012, Tochter von Chris de Burgh. Wie denn so ihre Beziehung zu Autos ist, wird sie gefragt. „Autos sind gut beim Shoppen“, sagt sie. „Die bleiben, wenn Männer schon aufgegeben haben.“ Ihr Manager gibt gerade auch auf. „Schluss jetzt mit Fotos. Sie kann ja kaum noch stehen.“
Die Autos der Ratten-Szene
Ein kleiner Geheimtipp für alle, die am Ende des Tages vom vielen Chrom und der Welt der tausend Felgen auch leicht ermüdet sind: In Halle 1A geht’s in der hinteren Ecke schön herbstlich zu: Der ganze Stand ist mit Laub dekoriert, dazwischen stehen Autos der besonderen Art: Rat-Cars, die Ratten-Szene. Das sind meist junge Leute wie Yves Schöne (24) aus dem Emsland, der seinen Trabant extra auf „oll“ getrimmt hat, vollgeladen und dekoriert mit dem Plunder der Jahrzehnte, den er von Bekannten abgestaubt hat. Alte Koffer auf dem Dach, ein Transistor-Radio, zwei Schaufensterpuppen in NVA-Uniformen.
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Yves erklärt: „Es gibt so viele blinkende Autos, damit fällt man doch gar nicht mehr auf.“ Mit den „Dreckskarren“ gelingt das durchaus. Ein schönes Detail: Bei einem der Wagen ist der Scheinwerfer ausgebaut, an seinem Platz flackert eine kleine Kerze. „Rost statt Chrom“ steht auf einem Aufkleber.
Noch schnell vom Herbst zur Weihnachtszeit: Wer sein Auto festlich schmücken will, kann es in Halle 12 mit einem Set für 14,90 Euro zum Rentier machen. Rote Nase an den Kühler, das Geweih wie Fußball-Fahnen ins Fenster klemmen. Klingelingeling. Quietschvergnügt durch den Advent...