Wuppertal. . Nach dem blutigen Überfall auf ein Wuppertaler Schmuckgeschäft, bei der eine Angestellte erschossen wurde, ist die zweite Frau auf dem Weg der Besserung. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft liege sie nicht mehr im Koma. Die Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Täter laufen weiter.

Sie wird es wahrscheinlich überleben, aber was sie mitgemacht hat, dürfte die 25-jährige Beschäftigte eines Wuppertaler Schmuckgeschäfts wohl noch Jahre mit sich tragen. Mit mehreren Schüssen aus einer Pistole wurde die junge Frau am vergangenen Donnerstag in dem Geschäft in einer Fußgängerzone in Wuppertal-Barmen bei einem Überfall niedergestreckt. Ein Schuss traf ihre Lunge, ein zweites Projektil wohl ein Bein, möglicherweise erlitt sich auch noch einen Durchschuss einer dritten Kugel. Die 25-Jährige lag das Wochenende über im künstlichen Koma. Nun hat sich ihr Zustand etwas gebessert, teilte am Dienstag Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt auf Anfrage mit. Sie ist aus dem Koma aufgewacht.

Ihre Kollegin Sibel C., 33-Jahre jung, hatten die beiden mutmaßlichen Täter bei ihrer Tat erschossen. Der Inhaber des Geschäfts war zum Zeitpunkt des Überfalls nicht anwesend. Er sei, sagt Staatsanwalt Kaune-Gebhardt, mittlerweile vernommen worden. Neue Anhaltspunkte hätten sich daraus nicht ergeben. Die Ermittler gehen nach wie vor davon aus, dass die beiden mutmaßlichen Täter, ein 38- und ein 22-jähriger Mann aus Ex-Jugoslawien, das Geschäft am späten Nachmittag des 18. Oktobers aufgesucht hatten, um einen Raub zu begehen.

Mutmaßlicher Raubmörder kannte sich in Wuppertal offenbar bestens aus

Dass sie extra aus Belgien angereist waren und sich ausgerechnet diesen türkischen Juwelier in Wuppertal für Ihre Tat ausgesucht hatten, stößt in der Juwelier-Branche auf Zweifel, zumal es Dutzende ähnlicher Schmuckgeschäfte in hiesigen Großstädten gibt. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dazu einen Grund zu kennen: Der ältere der beiden habe seit Ende der 1980er Jahre in Wuppertal gewohnt; einige Jahre davon zudem in der örtlichen Justizvollzugsanstalt, wegen räuberischen Diebstahls. Kaune-Gebhardt: "Er kannte sich hier bestens aus".

Zur Beute kann Staatsanwalt Kaune-Gebhardt nach wie vor keine Angaben machen. "Sie dürfte nicht groß gewesen sein", meint er. "Ein bisschen Schmuck" hätten die mutmaßlichen Täter eingesteckt. Möglicherweise ein Zeichen dafür, dass sie die Schüsse auf die beiden Angestellten des Geschäfts nicht geplant haben könnten. So habe der ältere der beiden Festgenommen, der mehr als 20 Jahre in Wuppertal gelebt hat, in einer der Vernehmungen angegeben, ihm sei plötzlich "klar geworden, dass er in der Stadt hätte erkannt werden können". Da hätte eine Maske womöglich geschützt, aber die Täter hatten die Frauen laut Polizeibericht unmaskiert bedroht. Erklären mag Kaune-Gebhardt solche Gedankengänge nicht: "Täterdenken ist nicht logisch".

Trauer um die Opfer des Raubüberfalles
Trauer um die Opfer des Raubüberfalles

Die Ermittler hoffen nun, dass die 25-Jährige bald in die Lage kommt, befragt werden zu können. Noch sei sie nicht ansprechbar. Vielleicht würden sich mit der Aussage der Angestellten die bisherigen Eindrücke vom Ablauf der Tat bestätigen. Vielleicht aber würde sich auch eine neue Spur ergeben, der vielleicht auf einen anderen Tat-Zusammenhang hindeutet. "Wir sehen weiterhin keine Anhaltspunkte, ob es eine Beziehung zwischen Tätern und Opfern gab oder etwa ein Auftragsmord hinter der Tat steckt", sagt Staatsanwalt Kaune-Gebhardt. An der Anklage würde das womöglich nicht viel ändern. Sie lautet auf "mittäterschaftlichen Mord in Tateinheit mit Raub und Mordversuch".