Essen. Statt der alten Sirene soll neue Technologie zum Einsatz kommen. Bund, Länder und Kommunen bauen ein gemeinsames Warnsystem auf. Behördenvertreter stellten es bei der Nato in Uedem vor. Am Niederrhein sitzt das Nationale Lage- und Führungszentrum.

Flutwellen, Chemieunfälle, Störfälle in Kraftwerken, von Terroristen gekaperte Flugzeuge: Sirenen hört im Katastrophenfall nicht jeder, es gibt sie zudem nicht mehr überall. Radio oder Fernsehen hat auch nicht jeder immer an. Schon bald sollen auch Rauchmelder im Katastrophenfall schrillen; zudem sollen Bürger über ihr Handy eine Warn-SMS erhalten können.

Mehr als 20 Jahre nach Ende des Kalten Krieges bauen Bund, Länder und Kommunen wieder ein gemeinsames Warnsystem auf. Behördenvertreter stellten es bei der Nato in Uedem vor – kein zufällig gewählter Ort. Am Niederrhein sitzt das Nationale Lage- und Führungszentrum; Erkenntnisse aus der Luftraumüberwachung sollen ins neue Konzept einfließen. Es ist, wie sein Vorgänger beim Bund, satellitengestützt und trägt den Namen „Modulares Warnsystem“, kurz: Mowas. In Nordrhein-Westfalen sind die Stadt Köln und der Kreis Steinfurt als Pilotstandorte dabei. „Wir sind aber mit weiteren Kommunen im Gespräch“, sagte Hans-Georg Fey vom NRW-Innenministerium.

10 Millionen Euro investiert

Die Lage: Viele Warnsysteme existieren auf ganz unterschiedlichen Ebenen nebeneinander. Wie Städte und Kreise im Notfall ihre Bürger informieren, ist ihre Sache. Die meisten tun es mit einem Mix aus Sirenen, Lautsprecherwagen sowie Funk- und Fernsehdurchsagen. Das Mowas soll die Warnsysteme nun verbinden und dazu beitragen, dass künftig mehr Menschen schnell informiert werden. Zehn Millionen Euro hat der Bund bislang in das System investiert. Bis Ende nächsten Jahres sollen alle Bundesländer und ihre Pilotstandorte mit Sende- und Empfangsanlagen ausgerüstet sein.

In Zukunft sollen Autohupen warnen

Mowas soll technisch neue Möglichkeiten eröffnen – Sirenen über Digitalfunk ansteuern, Warnsignale bei Rauchmeldern auslösen und den Mobilfunk einbinden. Das soll in den nächsten zwölf Monaten geschehen, sagte Abteilungsleiter Gerrit Möws vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Allerdings gebe es zum Teil noch rechtliche Fragen zu klären: „Eine Massen-SMS zu verschicken ist derzeit gar nicht möglich“, so Möws. Für die weitere Zukunft sei auch denkbar, dass Autohupen im Katastrophenfall ausgelöst werden.

Mowas soll nach und nach wachsen. Gedacht ist, dass immer mehr Städte und Kreise dazustoßen. In NRW könnten Krefeld, Münster und Rheine die nächsten Kandidaten sein. In Krefeld gibt es Interesse an dem System wegen der Chemieindustrie in der Region. Münster und Rheine liegen im 100-Kilometer-Gefahrenbereich des Atomkraftwerkes Lingen/Ems.