Berlin. Die Hochwasserlage an der Elbe in Norddeutschland verschärft sich. Teilweise werden Pegelstände erwartet, die ans Jahrhunderthochwasser von 2006 heranreichen. Der Höchststand ist voraussichtlich am Samstagabend erreicht.
Die Hochwassersituation an der Elbe hat sich am Freitag in Norddeutschland weiter zugespitzt. Im nördlichen Brandenburg, in Mecklenburg-Vorpommern und in Niedersachsen rechneten die Behörden mit einem Anstieg der Pegel an die Höchststände des Jahrhunderthochwassers von 2006 heran.
Im schleswig-holsteinischen Lauenburg stieg der Pegel sogar schneller als erwartet. Der Pegel lag am Nachmittag bereits bei 8,90 Meter. Der Höchststand sollte am Samstagabend mit 9,05 Metern erreicht werden. Bis zu einem Wasserstand von 9,20 Metern seien aber ausreichend Vorkehrungen getroffen, sagte Lauenburgs Bürgermeister Harald Heuer (CDU).
Pegel am Freitag bei 7,51 Meter
Am Pegel im niedersächsischen Hitzacker wurden am Freitagnachmittag 7,51 Meter gemessen, wie die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes mitteilte. 2006 waren dort 7,61 Meter erreicht worden. Am Sonntagnachmittag wird dieser Wert laut Niedersächsischem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) voraussichtlich um zwei Zentimeter übertroffen.
An den anderen Messstellen in den Landkreisen Lüchow-Dannenberg und Lüneburg stieg das Hochwasser im Laufe des Tages ebenfalls weiter an. In Schnackenburg stand der Pegel bei 7,16 Metern, in Neu Darchau bei 7,29 Metern und in Bleckede bei 11,12 Metern. Auch in Neu Darchau könnte der Rekordwert von 2006 am Sonntag laut NLWKN übertroffen werden. Einsatzkräfte haben rund 40.000 Sandsäcke gefüllt und damit den Deich verstärkt und Barrieren auf überschwemmten Straßen errichtet, wie die Samtgemeinde Elbtalaue mitteilte.
Lage in Brandenburg weiter angespannt
Auch in Brandenburg spitzt sich die Hochwasserlage an der Elbe weiter zu. Der Pegel Wittenberge lag am Freitag mit 7,20 Metern nur noch knapp unter dem Höchststand des Hochwassers 2006 von 7,23 Metern, wie das Hochwassermeldezentrum Potsdam mitteilte. Es werde nur noch ein leichter Anstieg erwartet. Der Hochwasserscheitel, der am Freitag den Raum Tangermünde im Norden Sachsen-Anhalts passierte, werde bis Samstag Wittenberge erreichen. Ab Montag werden dann leicht sinkende Wasserstände erwartet.
Für den Elbabschnitt im Landkreis Prignitz gilt seit Donnerstag die höchste Hochwasser-Alarmstufe 4. Deichläufer sind im Einsatz und kontrollieren die Anlagen auf Sickerstellen. Am Deich zwischen Garsedow und Hinzdorf wurden zwei größere Sickerstellen mit Sandsäcken verbaut, wie die Kreisverwaltung Prignitz mitteilte.
Straßenüberflutungen drohen
Auch in den Nebenflüssen der Elbe stieg das Wasser bedrohlich an. Zur Entlastung der Löcknitz werden kontrolliert Polder geflutet. Dort sei bereits seit Tagen der Abfluss in die Elbe geschlossen, weshalb Straßenüberflutungen drohten, sagte der Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude. Durch den Rückstau von der Elbe klettern auch die Wasserstände auf der unteren Havel.
An der deutschen Oder steigen die Pegel ebenfalls. Auf dem nördlichen Abschnitt zwischen der Warthe-Mündung bei Küstrin und der Grenze zu Polen gilt seit Freitag überall Hochwasser-Alarmstufe 2, im südlichen Bereich von der Neiße-Mündung über Frankfurt bis Küstrin bleibt es bei Stufe 1, wie das Hochwassermeldezentrum Frankfurt mitteilte. Über das Wochenende seien noch leicht steigende Wasserstände zu erwarten. (dapd)