Kreis Düren. . Streit um Artenschutz am Tagebau Hambach: Umweltschützer warnen, der geplante Braunkohleabbau würde den Lebensraum seltener Fledermäuse gefährden. RWE will Ausweichräume schaffen, doch dagegen protestieren die ansässigen Bauern. Sie fürchten um fruchtbare Ackerflächen.
Sollten sich die Braunkohlebagger ab dem Jahr 2020 noch tiefer in den Hambacher Forst hineinfressen, muss sie weichen: die Bechsteinfledermaus. Der nachtaktive Winzling (sieben bis 14 Gramm leicht) ist in Nordrhein-Westfalen extrem selten, steht unter höchstem Naturschutz. Bergbaubetreiber RWE will rund 800 Hektar Wald und 700 Hektar Ackerfläche so herrichten, dass die Fledermäuse und andere Tiere dorthin ausweichen können. Dagegen regt sich Protest. Die Landwirte laufen Sturm. Sie verlieren nach eigener Aussage „besten Ackerboden“.
Mehrere Kreisbauernschaften aus der Region kündigten am Mittwoch an, ein eigenes Gutachten einzuholen, ob die in ihrem Ausmaß bisher einzigartige Artenschutzmaßnahme denn tatsächlich so nötig sei. „Das Artenschutzkonzept muss kritisch hinterfragt werden“, meinen der Dürer Bauern-Vorsitzende Erich Gussen und sein Kölner Kollege Friedhelm Decker, der auch Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes ist. Im weiteren Genehmigungsverfahren für den Tagebau wollen sie gegebenenfalls auf Korrekturen am Konzept hinwirken, sprich: Die Fläche soll kleiner werden.
Auf alte Bäume angewiesen
Kleiner geht aus Sicht von Umweltschützer gar nicht. Sie halten das Konzept schon jetzt für zum Scheitern verurteilt – damit dürfe es auch keinen weiteren Braunkohleabbau geben.: „Wenn das Konzept kommt, ist das der Tod der Bechsteinfledermaus“, sagte Dirk Jansen vom BUND auf Nachfrage der WAZ Mediengruppe. Die Fledermäuse, von denen zwei Kolonien nachgewiesen sind, seien auf alte Bäume angewiesen und könnten nicht so einfach in ein künstliches Biotop umziehen. Jansen wies darauf hin, dass der Hambacher Forst zu Beginn des Kohleabbaus 4500 Hektar groß war: Da ist schon viel Lebensraum für die Tiere verloren gegangen.“