Essen. In einem Jahr zählen die Sicherheitsbehörden 21.978 Fälle von Tankbetrug in NRW. Das sind zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Nur jeder dritte Täter wird erwischt. Solingen ist in Deutschland die Hauptstadt des Benzinklaus, Bottrop liegt auf dem dritten Platz.

Anhalten. Tanken. Wegfahren ohne zu zahlen. Dem Benzinklau an Tankstellen ist kaum bei­zukommen. Die Zahl der Fälle von Tankbetrug hat deutlich zugenommen, in NRW im letzten Jahr um zehn Prozent auf 21.978. Bundesweit sind es 85 065 gewesen. Aber nur jeder dritte Täter wird erwischt.

Die niedrige Aufklärungsquote von 35,8 Prozent erklärt Frank Scheulen vom Landeskriminalamt mit dem Verhalten vieler Benzindiebe. „Sie nutzen gestohlene Kennzeichen, verfälschen das eigene oder machen es unkenntlich“. In solchen Fällen helfen auch Überwachungskameras nicht.

Solingen ist Hauptstadt des ­Benzinklaus

Schwerpunkte des „Tankraubs“ sind die großen Städte. So wurden der Polizei 2011 in Bochum 535 Fälle dieser Art gemeldet, in ­Gelsenkirchen 464 Fälle und in Mülheim/Ruhr 153 – hier wie in Gelsenkirchen hat sich der Trend auch 2012 weiter fortgesetzt.

Nach einer Studie des Internet-Portals auto.de ist Solingen Deutschlands Hauptstadt des ­Benzinklaus, wo jede Tankstelle im Schnitt 22 Mal im Jahr heim­gesucht wird. Auf Platz 3 folgt nach Leipzig schon Bottrop. Hagen bleibt mit nur zwei Delikten je Tankstelle dagegen eher ruhig.

Täter meist aus Umgebung

Auffällig: Die Täter, so auto.de, stammten meist aus der Umgebung. Mit sieben Prozent sind auch nur wenige von ihnen Ausländer.

Freundlicher Räuber

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    „Wir gehen diesen Fällen, die uns unsere Partner melden, auch nach“, sagte ein Sprecher von Aral der WAZ Mediengruppe. Methoden wie in den USA und Italien, wo vor dem ­Tanken gezahlt werden muss, um Benzinklau zu verhindern, seien in der Branche aber nicht geplant. Im Aral-Konzern habe sich der ­Anstieg von 2011 nach den vorliegenden Zahlen der ersten Monate 2012 auch nicht fortgesetzt.

    Oft reine Gedankenlosigkeit

    Wer ertappt wird, muss nach­zahlen und bekommt in Fällen von Absicht meist auch einen Strafbefehl. Die Polizei im Ruhrgebiet bestätigt, dass neben den ausgebufften Tätern, die Kennzeichen verfälschen, viele Autofahrer aus reiner Gedankenlosigkeit nicht zahlen. Einen Zusammenhang mit den steigenden Benzinpreisen sehen die Mineralölfirmen eher nicht.

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    Rund 80 Prozent der Tankstellen sind mit Videoanlagen ausgestattet. Damit werden aber meist Kriminelle anderen Kalibers überführt. Die Zahl der Raubüberfälle auf die Stationen geht dank neuer Technik zurück.