Soest. . Der Automobilclub ADAC hat 16 Badeseen in Deutschland untersucht. An fast jeder fünften Messstelle wurde eine zu hohe Belastung mit Krankheitserregern wie E.coli-Bakterien festgestellt. Diese können Durchfall, Hautausschläge oder Entzündungen hervorrufen. In NRW fiel ein See besonders auf.
Baden in deutschen Seen kann gefährlich sein und krank machen. Das ist das Ergebnis einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Automobilclubs ADAC, der deutschlandweit 16 Badegewässer an 60 ufernahen Messstellen untersuchte. Das erschreckende Resultat: An rund jedem fünften Messpunkt stellten die Tester eine zu hohe Keimbelastung fest. In NRW schnitt der Möhnesee schlecht ab, der Biggesee dagegen erhielt eine gute Bewertung.
Allerdings muss man bei den Resultaten etwas differenzieren. Die Untersuchungen erfolgten im vergangenen Jahr – einmal im Juni und zweimal im August. Schon da gab es selbst an identischen Messstellen voneinander abweichende Ergebnisse, neue Messungen wurden seitdem nicht durchgeführt. Der ADAC hält die Ergebnisse dennoch für aussagekräftig und fordert die Gemeinden auf, mehr für die Reinigung der Strandbäder zu tun.
Untersuchung in der Zone, in der Kinder planschen
Bei der Untersuchung hatte der ADAC die Wasserqualität in der so genannten Flachwasserzone getestet – also in 30 Zentimeter Wassertiefe, wo Kinder oft planschen. „In diesem Uferbereich sammeln sich allzu gerne Krankheitserreger und vermehren sich. Entsprechend gibt es dort ein höheres Infektionsrisiko insbesondere für die kleinen Badegäste“, erläutert Testleiter Nicolas Adunka. Untersuchungen beispielsweise der EU testeten das Wasser dagegen nur im Schwimmbereich, also ab einem Meter Wassertiefe.
Bei den vom ADAC gefundenen Keimen in Ufernähe handelt es sich um Darmbakterien, also Kot von Menschen und Tieren wie Wasservögeln. Adunka: „Diese Erreger können Krankheiten wie Durchfall, Hautausschläge sowie Ohren- und Augenentzündungen verursachen.“ Eine hohe Keimbelastung hatte auch keinen Seltenheitswert bei den Tests: An den 60 Messpunkten vergab der ADAC 12-mal die Note „bedenklich“ und einmal sogar „mangelhaft“.
Auch zwei Seen in NRW wurden getestet: Der Biggesee erhielt am Badestrand Sonderner Kopf ein „sehr gut“ und am Strandbad Waldenburger Bucht sowie am Campingplatz Kessenhammer jeweils „gut“. Anders am Möhnesee: Das Strandbäder Delecke und Uferlos wurden nur mit „ausreichend“ bewertet, das Strandbad Körbecke Nord bekam sogar die Note „bedenklich“. Bei letzterem war die Belastung mit dem Darmbakterium Escherichia Coli (E.coli) bei beiden Messungen im August 2011 sehr hoch und überschritt den Juni-Wert um das drei- bis vierfache. Dies wiederum könne daran liegen, dass sich das Bakterium in wärmerem Wasser im August schneller vermehrt habe und mehr Menschen und Tiere im See gewesen seien, so Testleiter Adunka.
Gesundheitsamt sieht Baden im Möhnesee als unbedenklich an
Bei der Touristik GmbH Möhnesee stießen die Untersuchungsergebnisse allerdings auf Unverständnis. Laut Geschäftsführerin Michaela Vorholt messe die „Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt Nordrhein-Westfalen“ in der Badesaison von Mai bis September monatlich das Wasser der Strandbäder. „Diese Messungen haben uns bislang immer gute bis sehr gute Werte bescheinigt. Der Schutz der Badegäste hat für uns absoluten Vorrang“, betont Vorholt.
Wo das Ruhrgebiet baden geht
Zu einem ähnlichen Schluss kommt Frank Renken, Leiter des Gesundheitsamtes des Kreises Soest. „Das Baden im Möhnesee ist völlig unbedenklich“, sagt er. „Uns vorliegende, aktuelle Messergebnisse aus den Monaten Mai und Juni 2012 weisen für den Möhnesee eine gute bis ausgezeichnete Wasserqualität aus, wenn man die Maßgaben der NRW-Badewasserverordnung zugrunde legt.“ Allerdings wurden diese Messungen in tieferem Wasser und nicht in Ufernähe durchgeführt.
Um dennoch jede Gesundheitsgefährdung auszuschließen, rät ADAC-Testleiter Adunka, die Augen und Nase beim Baden in einem See aufzuhalten. „Da sollte man den Sinnen vertrauen. Verunreinigungen wie Vogelkot im Wasser kann man oft sehen und riechen. Dort sollte man nicht baden.“ Zudem sollten Badegäste Wasservögel nicht füttern und alle Badeverbote einhalten. Daneben fordert Adunka einheitliche Grenzwerte für Badeverbote in allen Bundesländern.
Testsieger in Schleswig-Holstein, Testverlierer am Bodensee
Testsieger bei der ADAC-Untersuchung war der Badestrand vor dem Campingplatz Godau am Südwestufer des Großen Plöner Sees in Schleswig-Holstein. Der Strand wurde mit der Note „sehr gut“ bewertet.
Auf den letzten Platz mit „mangelhaft“ kam eine Messstelle im Strandbad Horn in Gaienhofen am Bodensee. Dort wurde eine sehr hohe Konzentration von sogenannten Intestinalen Enterokokken gemessen. Nicolas Adunka betont auch, dass der ADAC die Untersuchungsergebnisse den jeweiligen Gemeinden zukommen ließen und diese oft schnell darauf reagierten. „Am Chiemsee wurde in einem schlecht bewerteten Strandbad eine Seekuh, also eine Art Staubsauger für den See eingesetzt“, sagt Adunka. Dieser sauge die Keime und verunreinigten Teilchen auf und sorge so für saubereres Wasser.